Haute Cuisine in KölnIm „Nada“ sorgt ein Trio für Spitzenküche

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Die Inneneinrichtung lässt nicht mehr erkennen, dass man hier in den Räumlichkeiten der ehemaligen Oberpostdirektion speist.

Die Inneneinrichtung lässt nicht mehr erkennen, dass man hier in den Räumlichkeiten der ehemaligen Oberpostdirektion speist.

Köln – Sechshundert Gramm Mehl, 600 Gramm Honig, 600 Gramm Wasser, und 75 Gramm Rum sind die Hauptzutaten für das Gewürzbrot, das im Nada zum köstlichen, geschmolzenen Tomme de Savoie mit pochierter Birne serviert wird.

Maitre Gerd Napieraj hat es netterweise rausgerückt, nachdem meine Begleiterin so von diesem Gang schwärmte – fraglos ein Must-Eat in diesem so ungewöhnlichen Haus. Was nicht an der etwas übertrieben glitzerigen Inneneinrichtung liegt (die nicht mehr erkennen lässt, dass man hier in der ehemaligen Oberpostdirektion speist) oder dass es sowohl als Bar wie Restaurant fungiert.

Drei junge Köche tragen die Verantwortung

Ungewöhnlich ist, dass drei junge Köche, alle Mittzwanziger, gemeinsam in der Küche die Verantwortung tragen. Das merkt man als Gast, da es wirkt, als säße man in drei Restaurants auf einmal. Von Laab Goong, einem thailändischen Garnelensalat, über den deutschen Klassiker Hirschrücken mit Rosenkohl bis zum französischen Nationalheiligtum Stopfleber findet sich etliches auf der Karte. Wenn diese vielen Küchen sich gegenseitig bereichern würden, hätte das Nada etwas extrem Individuelles.

Als Gruß wird Forellenkaviar mit Roter Bete gereicht, der dank Salzkick den Gaumen weckt. Die drei gratinierten Austern mit Apfelzabaione und Apfelstiften punkten mit Cremigkeit und Produktqualität. Auch bei der Tagliata vom argentinischen Roastbeef überzeugt das Produkt, dem Gericht mangelt es trotz des Salats mit Pinienkernen, Belper Knolle (ein Schweizer Käse) und Rucola nur etwas an Pfiff.

Das gegrillte Thunfischfilet ist dank rosa Ingwer und schwarzem Sesamsalz pointiert gewürzt, kommt aber leider kalt auf den Tisch, dadurch fehlt der Temperatur-Kontrast zu den marinierten Seealgen. Nur kleine Fehler einer souverän agierenden Küchenbrigade.

Der Besuch lohnt sich

Das gebratene Steinbuttfilet gelingt wundervoll saftig, Erbsen wie das mutig salzige schwarze Venererisotto haben Biss. Das argentinische Entrecôte kann man erfreulicherweise für eine Person bestellen. Auch hier stimmt der Garpunkt, und das schlotzige Aligot-Käse-Püree beglückt mit starker Aromatik.

Ein Weintipp ist der enorm trinkige Ilys Crémant für 31 Euro die Flasche – auch als Begleiter zu mehr als einem Gang. Beim Dessert würde ich immer wieder zum warmen Käsegang greifen, da kann die ordentliche Kardamom-Ingwer-Crème brûlée mit Mojito-Shot nicht mithalten.

Es zeigt sich: Auch nach Weggang von Spitzen-Koch Bernd Stollenwerk lohnt hier ein Besuch. 15 Punkte im Gault&Millau-Restaurantführer hat sich das Küchen-Trio schon erkocht – das muss hier nicht das Ende sein.

Fazit: Handwerklich souverän und stimmige Produktqualität. Nächste Herausforderung ist ein eigener Nada-Stil.

Clever Straße 32, 50668 Köln 0221/888 999 44 geöffnet Mo-Sa ab 17 Uhrwww.nadakoeln.de

Das haben wir gegessen

Überbackene Austern mit Apfelzabaione.

Überbackene Austern mit Apfelzabaione.

Drei Austern spéciales des Marennes N°2 Gillardeau gratiniert mit Apfelzabaione und Apfelstiften // 16 Euro

Tagliata von argentinischem Roastbeef mit Belper Knolle und Rucola // 18 Euro

Gebratenes Steinbuttfilet mit Erbsen, schwarzem Venererisotto und Champagnersauce // 29 Euro

Argentinisches Entrecôte „La Goumera“ mit geschmorten Möhren und Aligot-Käse-Kartoffel-Püree // 25 Euro

Warmer Tomme de Savoie mit pochierter Birne und hausgebackenem Gewürzbrot // 12 Euro

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