Kult-Italiener in der SüdstadtEin Besuch im „Ludari“ auf der Severinstraße

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Mischung aus Italienischem Supermarkt, Feinkostladen und Restaurant: Ludari.

  • Rinaldi führt den Kult-Italiener seit 20 Jahren
  • Warum ein Besuch im Ludari zum Erlebnis wird...

Die Severinstraße hat sich in den vergangen Jahren verändert. Längst haben sich alle Anzeichen der Gentrifizierung angesiedelt: Cafés mit veganem Bananenbrot, Boutiquen für Mode und Fahrradzubehör, Biomärkte. Die Eckkneipe wurde zur Cocktailmanufaktur und der letzte Sex-Shop wich einem stylischen Asiamarkt - japanische Teeseminare anstelle von Dildos.

Der Feinkostladen Ludari ist seit 20 Jahren der italienische Fels in der Brandung. Tür auf, die Klingel schellt, es duftet nach geröstetem Knoblauch. „Due persone?“ Die Dame in der weißen Schürze deutet auf zwei Plätze an der Holztafel. „Prego.“ Zum Stimmengewirr mischt sich das Rauschen der Kaffeemaschine. Im Hintergrund dudelt Radio Italia. Sie zückt den Bleistift hinterm Ohr: „Heute haben wir Bolognese, Gnocchi mit Gorgonzola, ist ein bisschen scharf, und Pasta mit Fisch.“

Jeden Mittag im Ludari: Zwei bis drei Pasta-Gerichte

Das beschreibt das Konzept dieses fabelhaften Kleinods: Es gibt jeden Mittag zwischen 12 und 14.30 Uhr zwei bis drei verschiedene Pasta-Gerichte. Fertig. Gekocht wird, was dem Chef schmeckt. Nach wenigen Minuten steht eine dicke Scheibe goldenes Focaccia mit frischen Tomatenwürfeln, Knoblauch und ordentlich Olivenöl vor mir. Knusprig, fluffig – der perfekte Bissen.

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Auftritt Dottore Rinaldi. Er ist der Chef. Sein Konterfei lächelt von den Platzdeckchen. Weißes T-Shirt, tätowierte Arme, goldener Siegelring, runde Brille, Glatze, Latzschürze. Wie ein Wolf stromert er durch sein Lokal. Die Augen wandern von Tisch zu Tisch, er nickt Gästen zu, kurze Lagebesprechung mit älteren Herren in Jogginganzügen. Mit ernster Mine brüht er sich ein Tässchen Espresso auf. Ciro Rinaldi lächelt offenbar nur, wenn er für Platzdeckchen posiert. Oder wenn er über seine Produkte spricht: „Feinkost muss nicht schick sein, es kommt auf den Inhalt an.“ Von der getrockneten Pasta über die Espressobohnen bis zum Panettone, er bezieht alles direkt vom Produzenten.

Das hat seinen Preis. „Die Deutschen kaufen teures Öl für ihre Autos damit die Maschine nicht kaputt geht. Aber diese Maschine kann auch kaputt gehen.“ Er klopft sich auf die Brust. In seinen Regalen landet nichts ohne Verkostung. Früher wurde er oft gefragt, wo man gut italienisch essen könnte. Eine ehrliche Antwort fiel ihm schwer. Bis eine Stammkundin sagte: „Wenn Sie schon keinen Tipp für mich haben, dann kochen Sie doch.“ Und das tat er. „Wir sind hier kein Michelangelo. Wir machen konkrete Küche.“

Gute italienische Küche in der Severinstraße

Wie auf Kommando schwebt die Pasta heran. Die Nudeln haben Biss, die Bolognese ist würzig und satt orange, wie sich das gehört. Die Gnocchi liegen in einer cremigen, leicht scharfen Gorgonzola-Sauce. Die Linguine alle Vongole sind simpel und auf den Punkt. Mittlerweile gibt es eine Antwort auf die Frage, wo man mittags gut italienisch essen kann: bei Dottore Rinaldi.

Das haben wir probiert:

Spaghetti Bolognese // 7,50 Euro   Gnocchi mit Gorgonzola und Brokkoli // 7,50 Euro Linguine alle Vongole // 7,50 Euro Espresso // 1,50 Euro Focaccia // 4 Euro Tiramisu // 4 Euro Ludari, Severinstr. 50B, 50678 Köln Tel: 0221/ 8018768 Öffnungszeiten: Di-Do 10-18 Uhr, Fr & Sa 10-21Uhr, So & Mo Ruhetag Nudelzeit: 12-14:30 Uhr, Fr & Sa zusätzlich von 18-21 Uhr.

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