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Neapel am HansaringWarum die Pizzeria „Totò e Peppino“ ein großartiger Ort ist

Lesezeit 4 Minuten
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Pasta spielt hier eine völlig untergeordnete Rolle.

  • Frittierte Teigbällchen, Weinkaraffen und prächtige Pizzen werden im „Totò e Peppino“ über die Tische gereicht.
  • Was macht die Pizzen so besonders? Und wieso hat das Restaurant das Zeug zum Lieblingsort?

Freitagabend, halb zehn. Die Pizzeria ist bis auf den letzten Platz besetzt. Vor der Tür stehen rauchend die Wartenden. Drinnen ist es laut: Italienische Gesprächsfetzen, dröhnendes Gelächter und ein Bett aus Italo-Pop. Das Telefon klingelt ununterbrochen. Der Service schlängelt sich durch die dicht gestellten Tische. Frittierte Teigbällchen, Weinkaraffen und prächtige Pizzen werden über Tische gereicht. Die Türklingel schellt. „Per due persone?“ Der Kellner im Polohemd drückt sich an der Theke vorbei und wälzt geschäftig das Reservierungsbuch. „Venti minuti“, ruft er über die Köpfe der Gäste. „Si. Ciao!“ Die Herrschaften ziehen die Reißverschlüsse ihrer Jacken wieder zum Kinn und lavieren sich durch die sitzende Meute.

Einer der italienischsten Orte der ganzen Stadt

An der langen Tafel nebenan nimmt die Kellnerin die Bestellung auf. Ein Herr mit gegeltem Haar redet lautstark auf sie ein. Alle würden jetzt erst mal diese und jene Vorspeise nehmen. Riesenprotest von links. Er redet weiter. Welche Weine es denn gebe. Und alle würden jetzt erst mal diesen und jenen Wein trinken. Direkt zwei Flaschen. Riesenprotest von rechts.

Das Debakel erstreckt sich über einen dritten und vierten Akt. Bis dem Herrn gegenüber der Kragen platzt und es förmlich aus ihm herausbricht: „Also, ich nehme eine große Weinschorle.“ Stille. Selbst das Pärchen am Nebentisch hält für einen kurzen Moment die Luft an. Verunsicherte Blicke. Reisbällchen plumpsen von Gabeln. Dann bricht der halbe Laden in Gelächter aus. Schulterklopfen, Daumen nach oben, das Pärchen lächelt milde. Spätestens jetzt ist klar, wir sitzen nicht in Neapel in einer Pizzeria, obwohl alle Anzeichen daraufhin deuten, wir sitzen mitten in Köln am Hansaring im „ Totò e Peppino“. Einer der italienischsten Orte der ganzen Stadt.

Der Pizzateig geht 24 Stunden

An den Wänden hängen Napoli-Fußballschals und Bilder von Diego Maradona. Über dem Steinofen baumelt leuchtend rot das Cornicello, das Glückshörnchen. Inhaber und Pizzaiolo Laudano Raffaele lässt keinen Zweifel an seiner Herkunft, er stammt aus der Geburtsstadt der Margherita, aus Neapel. Hier ist Pizza Tradition und ihre handwerkliche Herstellung mit Wertschätzung verbunden. Wer jetzt an flache, krosse Teigplatten mit Gouda, Dosenananas und Kochschinken denkt, wird nachgerade sofort vom Blitz getroffen. Zutaten und Herstellungsweise der neapolitanischen Pizza sind streng reglementiert.

Der Teig geht mindestens 24 Stunden und wird, trotz seines wulstigen Randes, mit sehr wenig Hefe hergestellt. Von der Tomatensauce über den Mozzarella bis zum Basilikum stammt alles aus Kampanien. Der riesige Steinofen wird ununterbrochen mit Holz befeuert, um die ideale Temperatur zu halten und eine Garzeit von 80 Sekunden zu gewährleisten.

Das Serviceteam leistet Unglaubliches

Raffaele backt seit knapp zwei Jahren allabendlich seine perfekten Pizzen. Die Kundschaft dankt es ihm und nimmt mitunter lange Anreisewege auf sich, um ein paar Stunden Neapel am Hansaring zu erleben. Nebst Pizza werden frittierte Bällchen mit Käsefüllung oder Tomatensauce zur Vorspeise gereicht. Pasta spielt hier eine völlig untergeordnete Rolle, das „Totò e Peppino“ ist eine Pizzeria. Entsprechend schnell werden die Tische neu belegt. Das Serviceteam von Raffaele leistet Unglaubliches. Kaum wird ein Tisch frei, wird geräumt, geschoben und wieder eingedeckt. Dritt- und Viertbelegungen sind die Regel. Wie sonst soll ein Pizzaiolo ein Restaurant unterhalten?

Das „Totò e Peppino“ ist ein großartiger Ort. Laut, ein bisschen chaotisch, trotzdem strukturiert, herzlich, ruppig, dramatisch, ulkig und vor allem lecker. Eine schönere Hommage an Neapel kann man sich kaum vorstellen. 

Pizzeria Totò e Peppino, Hansaring 119, 50670 Köln , Telefon 0221/9228661 Öffnungszeiten: täglich ab 17 Uhr

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Das hat Julia probiert

- Arancini // Reiskugeln, gefüllt mit Rindfleisch, Erbsen und Mozzarella // 2 Euro

- Zeppole alle Alghe // Frittierte Teigbällchen mit Algenfüllung // 0,50 Euro

- Frittatina Napoletana // 2 Euro

- Pizza Napoletana mit Tomatensauce, Oregano, Knoblauch, Sardellen, Oliven und Kapern // 8 Euro

- Pizza Regina Margherita mit Tomatensauce, Fior di Latte und Basilikum // 7 Euro

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