Abo

Österreichisches RestaurantWarum sich ein Besuch im neuen „Scherz“ jetzt lohnt

Lesezeit 3 Minuten
restaurant scherz koch

Koch Michael Scherz in seinem Gasthaus

Jede Wette: Im ganzen Rheinland werden Sie keine Kegelbahn mit so gutem Essen finden. Und das für 8,50 Euro Raummiete die Stunde. Das „Scherz“ ist nämlich von Sülz nach Klettenberg umgezogen. Früher war es klein, eng und laut. Jetzt gibt es viel Platz, bequeme Sessel, Außengastronomie – und im Keller sogar eine Kegelbahn.

Das alles ist leider auch mit einem großen Leider verbunden. Denn mehr Plätze bedeuten nicht mehr Gerichte, sondern eine Beschränkung auf weniger. Ein Tipp bleibt das Mittagsmenü, für 15 Euro gibt es zwei Gänge, und für ein wenig mehr ein Glaserl Wein dazu, natürlich aus Österreich, wie alles auf der Weinkarte. Es gibt stolze 41 offene Tropfen, viele von bekannten Namen, allerdings werden keine Jahrgänge auf der Karte genannt.

Backhendl wie aus dem Bilderbuch

Nicht nur Wein wird hier am Tisch eingegossen, auch die Bouillon mit sehr präzisem Rindfleischgeschmack. Die Serviererin lächelt „Wenn Sie mehr haben möchten, müssen sie es nur sagen!“ Find’ ich super – all you can sip!

Das Backhendl vom Label Rouge Freiland Huhn bietet eine knusprige Panade und saftiges Fleisch – wie aus dem Bilderbuch. Die Kressecreme dazu bildet den passenden Frischekick, und der Salat mit Kürbiskernöl ist mehr als bloße Beilage, er ist einer der Höhepunkte des Tellers dank fein abgestimmter Vinaigrette. Überhaupt ist Koch Michael Scherz keiner der überwürzt, sondern seinen herausragenden Produkten vertraut. Auch beim wundervoll dünnen Wiener Schnitzel vom Natur-Kalb der Rinderrasse Blonde d’Aquitaine, dessen Panade fein souffliert ist, bestimmt der gute Fleischgeschmack das Gericht.

Platz für Nachtisch

Das Erstaunliche: Scherz ist Vegetarier. Ich kenne keinen anderen vegetarischen Koch, der so souverän Fleisch zubereitet. Erstaunlicherweise findet sich meist nur ein vegetarischer Gang auf der Karte, auf Nachfrage gibt es aber mehr Auswahl. Noch ein Wort zum Schnitzel: Bestellen Sie besser den lauwarmen Kartoffel-Gurken-Salat statt der Bratkartoffeln, denn denen mangelt es an Knusprigkeit wie Salz. Ein puristisches Meisterstück ist das butterweiche Schulterscherzl aus dem Smoker, wobei Scherz es schafft, die Rauchnoten nicht plump wie viele seiner Kollegen das Fleisch überdecken zu lassen, sondern es sanft zu begleiten.

Bei Scherz gilt: Immer Platz für den Nachtisch lassen. Der Kaiserschmarrn reicht dabei locker für Zwei. Innen ist er fast noch saftig, außen karamellisiert und kross, dazu kühler Zwetschkenröster – herrlich! Wer noch nicht genug hat, kann sich den Kaffee „Unser Mozart“ für 5,80 Euro bestellen. Mit Mozartlikör, Sahne und Pistazie ist er ein Dessert für sich.

Scherz: Luxemburger Straße 256, 50937 Köln, 0221/ 16929440 Di bis So 12-14.30 und 18-22.30 Uhr

www.scherzrestaurant.de

Das haben wir gegessen

- Backhendl vom Label Rouge Freiland Huhn aus Landes mit Kürbiskernöl-Kressecreme und Zupfsalat // 12,90 Euro

- Wiener Schnitzel vom Natur-Kalb Rinderrasse Blonde d’Aquitaine aus dem Französischen Baskenland mit Kartoffel-Gurkensalat // 19,50 Euro

- Mittagsmenü: Rindsbouillon mit Triester Einlage / Schulterscherzl aus dem Smoker mit Romana Salat // 15 Euro, mit einem Glas Wein 0,1l // 17,90 Euro

- Kaiserschmarrn mit kühlem Zwetschkenröster // 7,90 Euro

Fazit: Herausragend gute österreichische Küche. An neuem Ort mit Terrasse und Kegelbahn *****

Das könnte Sie auch interessieren:

KStA abonnieren