Restaurant „Pottkind“Bistro-Küche mit viel Herz in der Kölner Südstadt

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Pottkind_Unser_Team

Kleines Team, große Lust am Kochen - im Pottkind.

Ein Restaurant namens „Pottkind“ in der Südstadt, also mitten im Epizentrum des Kölner Lokalpatriotismus, zu eröffnen, zeugt von Chuzpe. Enrico Sablotny (Küche) und Lukas Winkelmann (Service, bekannt von der Bar „Zwoeinz“), beide Anfang 30, sind die namengebenden Pottkinder in den ehemaligen Räumen des „Kartöffelchen“. Wer Grubenflair und Malocherfraß erwartet, wird positiv überrascht. Und zwar schon vor dem kleinen Restaurant stehend. Der Schriftzug ist elegant gestaltet, im Inneren dann weiße Tischdecken – heute ja schon eine erwähnenswerte Besonderheit. „No AfD“ steht an der Tafel an der Wand; darunter „Hdl“ – Hab’ dich lieb. Und das spürt man.

Küche und Service mit Herz

Richtig herzlich ist der Service. Nur vier Menschen stark ist das komplette Team, an der Theke sitzend (Hocker mit Lehne) kann man beim Kochen zusehen und kommt schnell ins Gespräch. Drei Vor-, Haupt- und Nachspeisen gibt es zur Auswahl oder ein viergängiges Überraschungsmenü – für Vegetarier ist gesorgt. Die Wartezeit wird mit Brot, geschlagener Butter, Fenchelcrackern (köstlich!), Sauce Rouille (auch köstlich!) und gebackener Rote Bete mit Meerrettich (nochmal köstlich!) verkürzt. Die kleine Weinkarte bietet einiges Interessantes, vieles davon unter 30 Euro, wie den Chardonnay von Knewitz, einem sehr guten Allrounder.

Küche der Saison

Bei einem so kleinen Team kann man natürlich nichts Aufwendiges erwarten, zumeist konzentriert man sich auf simpel-klassische Kombinationen der Saison: Die wieder in Mode gekommene Makrele begleiten Tomate, Fenchel und Schafskäse mediterran, und versorgen sie mit dem richtigen Maß an Säure, Süße und würziger Erdung. Zum Entrecôte gibt es ganz traditionell Sauce Hollandaise, sowie gegrillten Kopfsalat und Pommes Boulangère – Bäckerinnenkartoffel, eine Art Gratin ohne Sahne. Kreativer gelingt ein vegetarischer Gang, der verschiedene Karotten mit Zedrat-Zitrone verbindet und mutig bitter-süße Akzente setzt.

Feinherbe Note der Gerichte

Überhaupt weisen etliche Gerichte eine feinherbe Note auf, statt dem Süßwahn vieler Küchen zu verfallen. Ein Highlight kommt zum Schluss, einfach weil die Kombi ausgezeichnet ist: Marinierte Beeren treffen auf eine Mousse aus Sauerampfer und einen Lakritzbaiser. Der Gang ist um Längen dem Käseteller vorzuziehen, bei dem nicht alles auf den Punkt gereift war. Problematisch ist im „Pottkind“ allein die Akustik, schon bei dreiviertelvollem Haus versteht man sein eigenes Wort nicht mehr. Immer noch denken Gastronomen bei Eröffnungen am wenigsten an den Hörsinn. Seh- und Geschmackssinn kommen im „Pottkind“ aber voll auf ihre Kosten – und das zum fairen Preis.

Pottkind, Darmstädter Str. 9, 50678 Köln, ☎ 0221/ 42318030Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag ab 18 Uhr, www.pottkind-restaurant.de

Von der Karte:

Makrele –Tomate, Fenchel und Schafskäse // 15 Euro Entrecôte – Gegrillter Kopfsalat und Pommes Boulangère // 28 Euro Käseauswahl von Affineur Waltmann // 13 Euro Marinierte Beeren, Sauerampfer und Lakritz // 10 Euro Überraschungsmenü in vier Gängen// 50 Euro

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