Restaurant „Tappo“ in Köln-SülzGemütliche Atmosphäre mit kulinarischen Ausfällen

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Das Restaurant „Tappo“ in Sülz

  • Unser Gastro-Kritiker Carsten Henn hat das „Tappo“ in Köln-Sülz besucht.
  • In gemütlicher Atmosphäre serviert Koch Ingo Fertig französische Klassiker.
  • Die Qualität der Speisen schwankt dabei jedoch stark, urteilt unser Kritiker.

Meine Begleitung rümpft die Nase. „Was ist das denn?“ Sie zeigt mit ein Stück Fleisch, das sie in ihrem Risotto gefunden hat. „Auf der Speisekarte stand etwas von »Gesiers«.“ Ich kläre sie auf, dass es sich um confierte Entenmägen handelt, eine Delikatesse, woraufhin sie das Stück von der Gabel zurück auf den Teller befördert. Dabei sind die Entenmägen das Beste an ihrem Gericht.

Denn das Risotto ist so weich, dass es kurz davor steht unter Püree zu fallen, und so fettig, dass man kaum etwas anderes schmeckt. Es ist einer der kulinarischen Ausfälle, denen aber auch Glücksfälle gegenüberstehen.

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Außenansicht des Lokals

Kulinarische Ausfälle und Glücksfälle im „Tappo“

Verantwortlich dafür ist Ingo Fertig, ein Kölner Kochnomade, der nach Stationen in der Gaststätte Fertig und im Hopper-Hotel St. Antonius seit April 2018 das „Tappo“ zusammen mit Abbas Nargessi leitet. Dabei ist er sich stilistisch treu geblieben, weiterhin liegt ihm die französische Küche besonders am Herzen. „Himmel un Ääd op französisch“ ist einer seiner ganz persönlichen Klassiker, bei dem eine französische Boudin Noir im knusprigen Brickteig auf den Tisch kommt, dazu zweierlei Senf, karamellisierte Apfelstücke und Kartoffelpüree. Passt alles wunderbar zusammen – ein Vergnügen.

Koch Ingo Fertig setzt auf unzeitgemäße Speisen

Auch die Jakobsmuscheln werden gekonnt zubereitet, die Vinaigrette beim Salat gelingt ebenso wie die feine Säure bei der Artischockensuppe. Der Geflügelspieß war zu trocken, womit wir zu einem Manko kommen, dass häufiger auftritt: Zu viel Hitze beim Kochen, wodurch Fleisch und Fisch die Saftigkeit ausgetrieben wird. Auch im Cassoulet Toulousienne finden sich einige festere Stücke. Trotzdem klasse, dass Fertig den legendären Klassiker auf den Tisch bringt, der bei ihm neben weißen Bohnen, aus Gans, Lamm, Speck und Mettwurst besteht. Also quasi Fleisch mit Fleisch, und als Beilage Fleisch. Ist natürlich völlig unzeitgemäß, aber das ist ja gerade das Schöne daran.

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Extrem zeitgemäß ist dagegen, dass Fertig immer mal wieder Innereien auf der Karte hat, neben den Mägen auch Nieren. Entsprechend dem Trend zum „Nose to tail“-Cooking, kurz gesagt: Es ist unanständig, ein geschlachtetes Tier nicht von Kopf bis Schwanz zu verwerten.

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Gemütlich sitzen kann man im „Tappo“

Französisch-gemütliche Atmosphäre

Aber zurück zur Achterbahnfahrt auf den Tellern: Die frischen Bandnudeln gelingen al dente, die Sommertrüffeln (leider nicht am Tisch gehobelt) wirkten aber wie mit Trüffelöl gedopt. Das Spekulatiusparfait schmeckte schwer und aromatisch langweilig; das Mousse au Chocolat war dagegen luftig wie aus dem Lehrbuch.

Henns Auswahl

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Himmel un Ääd op französisch

Frische Bandnudeln mit Sommertrüffeln // 15 Euro Boudin noir – Himmel un Ääd op französisch // 16,50 Euro Cassoulet Toulousienne // 24,50 Euro Mousse au Chocolat von Valrhona // 6,50 Euro Spekulatiusparfait mit Zimt-Rotweinfrüchten und Whisky-Toffee // 8,50 Euro

Zu all dem kann man einen von rund 40 Weinen genießen, bei denen in der Karte die Jahrgänge fehlen, was zu bedauern ist. Einen herrlich würzigen Müller-Thurgau von Fürst gibt es zu 29,50 Euro die Flasche. Der Service ist nett, die Atmosphäre rummelig-laut. Man könnte auch sagen: französisch-gemütlich.

Fazit: Französische Klassiker genießen – und nachher nicht auf die Waage gehen.

Tappo, Manderscheider Straße 37, 50937 Köln-Sülz, auf Google Maps anzeigen

Öffnungszeiten: Mo-Sa 18-24 & So 12-22 Uhr, Tel. 0221/ 4848938, www.restaurant-tappo.com

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