Abo

Restaurant-Tipp am Zülpicher Platz in KölnHier entscheidet Mutter, was gekocht wird

Lesezeit 3 Minuten
22082019_kra_alsalaam013

 Hummus, Wassermelonensalat und Rote Beete.

  • Vor lauter Tunken, Schälchen reichen, probieren und kombinieren der Vorspeisen vergisst Julia Floss beinahe, dass da ja noch ein Hauptgang kommt.
  • Und der passt zwar kaum noch rein, schmeckt aber so gut, dass sie den Löffel einfach nicht weglegen möchte.
  • Das „Al-Salam“ ist ein ganz besonderer Ort, auf sehr vielen Ebenen: kulinarisch, gastronomisch, gesellschaftlich, politisch.
  • Die Speisekarte ist ausnahmslos halal. Bis auf die Cocktails natürlich.

Köln-Innenstadt – Das „Al-Salam“ ist eindeutig kein Geheimtipp. Die Familie Nazzal betreibt ihr Restaurant seit Mitte der 80er-Jahre, also seit über 30 Jahren. Was damals im Agnesviertel begann, wird seit 1993 am Zülpicher Platz fortgeführt. Mittlerweile leiten die Brüder Majdi und Mohammad das Restaurant. Die kulinarische Entscheidungsgewalt liegt allerdings weiterhin bei der Mutter. Ohne ihren Segen wird keine Menükarte gedruckt.

Das „Al-Salam“ ist ein ganz besonderer Ort, auf sehr vielen Ebenen: kulinarisch, gastronomisch, gesellschaftlich, politisch. Zum einen wird hier sehr, sehr gut gekocht. Klassiker der Nahost- oder besser levantinischen Küche, ergänzt durch saisonale Produkten.

Man möchte alles probieren

Die Karte liest sich so gut, dass die erste Bestellung unumgänglich ist: Entweder sieben oder gleich 14 Meza, kleine gemischte Vorspeisen. Man möchte alles probieren. Hummus mit Granatapfel, Baba Ghanoush, hausgemachten Frischkäse mit Bulgur und Walnüssen, verschiedene Teigtäschchen.

Vor lauter Tunken, Schälchen reichen, probieren und kombinieren vergisst man beinahe, dass da ja noch ein Hauptgang oder – in meinem Fall – Zwischengang kommt. Der „Hummus bel Lahem Royal“ passt kaum noch rein, schmeckt aber so gut, dass man den Löffel einfach nicht weglegen möchte. Das cremige Kichererbsenpüree zusammen mit dem gegrillten Lammfleisch, etwas Joghurt, verschiedenen Nüssen und sauer eingelegtem Gemüse hat Suchtpotenzial.

Familie Nazzal bemüht sich seit den 80er-Jahren um Innovation

Ähnliches gilt für die Drinks, womit wir bei Ebene zwei und drei wären: Gastronomie und Gesellschaft. Das „Al-Salam“ serviert nicht nur hervorragendes Essen, die Cocktails stehen dem in nichts nach. Familie Nazzal bemüht sich seit den 80er-Jahren um Innovation. Gastronomische Tendenzen werden von den Brüdern genau beobachtet und in ihr Konzept integriert. Das hat mit Verbiegen nichts zu tun, sondern mit Zeitgeist.

Früher waren Buffet und Bauchtanz gefragt, heute würde das viele Gäste eher abschrecken. Die Gesellschaft ist im Wandel und die Betreiber gehen mit. Mohammad entwickelte Interesse für Barkeeping und ist eine feste Größe in der Kölner Cocktail-Szene. Auf den ersten Blick muten die Beschreibungen der Drinks ziemlich wild und beinahe überambitioniert an, aber die Umsetzung ist präzise ausbalanciert und ein Geschmackserlebnis. Ich empfehle wärmstens, übliche Trinkgewohnheiten zu vernachlässigen und sich entweder ausführlich beraten zu lassen oder auf eigene Faust drauf los zu bestellen.

Lauschige Sommerplätze in Köln: Alle Restaurants auf einen Blick

Ebene vier rückt das Al-Salam ins politische Licht: Die Gastgeber sind muslimische Palästinenser. Die Speisekarte ist ausnahmslos halal. Bis auf die Cocktails natürlich. Im Gastraum herrscht ein buntes Stimmen- und Sprachengewirr. Die Stammkundschaft könnte diverser nicht sein. Israelis, Europäer, Araber, Asiaten. Alle sitzen sie im „Al-Salam“ („der Frieden“) in Gespräche vertieft, freuen sich am guten Essen in guter Gesellschaft. Die Atmosphäre hier ist außergewöhnlich und der einzigartige Verdienst der Familie Nazzal.

Julia Auswahl

  • Tabaq Mazat Mushakkal Al Salam // Variation von 7 verschiedenen Meza-Spezialitäten // 12 Euro
  • Hummus bel Lahem Royal // Gebratenes Lammfleisch mit Hummus, Tarator, Kräutern, Pinienkernen, Mandeln und eingelegtem Gemüse // 13 Euro
  • Sambusek // Frittierte Weizenvollkorn-Teigtaschen mit Label Rouge-Hühnchen // 6 Euro
  • Kishkeh // Hausgemachter Frischkäse mit Bulgur, Walnüssen, Bärlauch, Minze und Datteln // 6 Euro

„Al-Salam“, Hohenstaufenring 22, 50674 Köln, Tel: 0221/2019882; Öffnungszeiten: Di-Sa 17-0 Uhr, Fr bis 1 Uhr, www.al-salam.de

KStA abonnieren