Restaurant im AgnesviertelDas „Schelds em Oellig“ bietet allerlei Klassiker

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„Schelds em Oellig“ im Agnesviertel

Manche Ecken sind für Restaurants problematisch. Nachdem sich an dieser Neusser Straße / Neusser Wall schon das „Reissdorf em Oellig“ und der „Dicke Hund“ versuchten, eröffnete im vergangenen Oktober das „Schelds em Oellig“ (benannt nach Koch Alexander Scheld) – und auf den ersten Blick scheint man hier vieles richtig zu machen.

Die Hühnchen sind Freiland-Ware, der Lachs hat Label-Rouge-Qualität, das Schwein ist Duroc, und die Speisen sind durchweg nett anzuschauen. Nicht nur drinnen sitzt man angenehm, sondern auch draußen, zum Teil mit Blick auf die Agneskirche. Also alles gut an der schwierigen Location? Nicht alles.

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Die kleine Weinkarte bietet manch Schönes – sogar unter 20 Euro.

Als Gruß aus der Küche gibt es ein kleines Spargelsüppchen, dem es an Salz mangelt. Die Karte vereint Klassiker aus Köln, Deutschland, Österreich und dem Mittelmeer, zum Teil leicht modernisiert. Hier ist eine Küche am Werk, die alles bieten will. Gebackener Spargel mit wildem Tomaten-Brot-Salat klingt nach einer schönen Variation, jenseits vom Hollandaise-Kartoffel-Einerlei. Der Spargel selbst ist heiß, dem Teller hätte Vorwärmen auch gut getan.  Ein echtes Manko ist allerdings die belanglose Marinade zum gar nicht wilden, sondern viel zu zahmen Salat.

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Das Backhendl heißt hier Backhähnchen, das Fleisch ist saftig, die Panade geriet zu fettig und der grünen Soße mangelt es am würzigen Kräutergeschmack. Mehr Würze hätte auch dem Dressing des Salats gut getan. Ein Gang wie „Duroc-Schweinebauch mit Bier-Rübenkraut-Lasur, grünen Bohnen, Ur-Möhren-Mousseline und Serviettenknödel“ könnte auch in einem Spitzenrestaurant auf der Karte stehen.

Ausgesprochen netter Service

Aber auch hier sollten die Serviettenknödel nicht übertrocken geraten und der Schweinbauch nicht aus so viel Fett bestehen. Soße und Mousseline waren zu süß, der Gang insgesamt zu schwer, es fehlte an balancierender Leichtigkeit. Zum Lachs, der etwas zu weit gegart war,  wurden halbierte Topinamburknollen gereicht. Es gibt gute Gründe, warum viele Köche das Gemüse als Püree präsentieren. Hier geriet es zu fest und dominierte geschmacklich sowohl Fisch wie Risotto.

Die Erdbeerschnitte zum Dessert führt die Schwächen des Menüs fort. Sie erinnert geschmacklich an einen x-beliebigen Erdbeerjoghurt, das Holunderblüteneis punktet einzig mit Kühle. Das alles wird von einem ausgesprochen netten Service gebracht, der sogar einen abschließenden Kaffee spendierte, weil es mit dem Essen zum Teil länger dauerte. Und die kleine Weinkarte bietet manch Schönes – sogar unter 20 Euro.

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Duroc-Schweinebauch mit Bier-Rübenkraut-Lasur

Henns Auswahl

  • Backhähnchen vom Freilandhuhn aus „Landes“, mit grüner Soße & kleinem bunten Salat // 11,90 Euro
  • Gebackener Spargel mit wildem Tomaten-Brot-Salat // 10 Euro
  • Gebratener Label-Rouge-Lachs mit Kräuterrisotto, Zitronenzesten und Topinambur // 21,50 Euro
  • Duroc-Schweinebauch mit Bier-Rübenkraut-Lasur // 18 Euro
  • Erdbeer-Schnitte mit weißer Schokolade und Holunderblüteneis // 8 Euro

Schelds em Oellig Neusser Straße 87 50670 Köln Telefon: 0221/13970707 Di–Sa 17-24 Uhr, So 12-15 & 17-24  Uhr www.schelds-em-oellig.koeln

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