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Rheinland DistillersWie zwei Bonner mit „Siegfried-Gin" weltweit für Furore sorgen

Lesezeit 4 Minuten
Siegfried Dry Gin Cocktail

Siegfried Gin

Nein, Bonn ist beileibe keine City, die nie schläft. Im Gegenteil. Manchmal ist eben geschlossen.  Im Musikerviertel hat vor zwei Jahren in der Mozartstraße 24 eine Bar eröffnet, die tatsächlich nur donnerstags von 18 Uhr bis Mitternacht aufmacht.

„Siegfried" Gin ist weltbekannt

Das ist nicht die einzige Besonderheit, die die „Rheinland Distillers“ aufweisen. Die Bar, die  mitten im Wohnviertel liegt, ist die gastronomische Fortsetzung der Erfolgsgeschichte einer Spirituose, für die zwei Bonner verantwortlich zeichnen: „Siegfried“ heißt der Gin, der weltweit für Furore sorgt, seine Erfinder sind  Raphael  Vollmar und Gerald Koenen.

Der offizielle Name der Bar in der Mozartstraße lautet „Rheinland Distillers Büro & Bar“. Tatsächlich  befindet sich links im edel-anthrazit gehaltenen Inneren ein kleines Büro, das man durch eine Glastür abtrennen kann.  Aber der Bar-Flair dominiert, große Glühbirnen im Retrostil und ein punktgenaues, minimalistisches Lichtdesign – mit das Wertvollste  und Wichtigste am Interieur, wie Vollmar im Gespräch  nebenbei bemerkt.

Gin-Bar mit 30 Plätzen

In der Bar ist Platz für rund 30 Gäste (im Sommer auf der Hochterrasse bis 22 Uhr acht Plätze. Danach muss Ruhe sein!). Innen wie außen eine  noble, aber unaufdringliche Atmosphäre, das schmeichelnde Licht –  da erzählt man auch gerne. Wie eben Raphael Vollmar – Ur-Bonner: Im Elisabeth-Krankenhaus ist er geboren, seine Frau ebenfalls,  seine Geschwister sowieso, seine beiden Kinder – überhaupt keine Frage.

„Und als ich Messdiener war und in der Bonner Krypta das erste Mal den Kopf gehoben habe“ – sonst richtete er den Blick immer demütig nach unten – las er seinen Nachnamen, der auf der Rückseite des Altars eingemeißelt war. „Spätestens da war mir klar, dass unsere Familie schon etwas länger in Bonn aktiv ist.“

Unternehmer aus Bonn

Die Vollmars sind Unternehmer in der vierten Generation: Kerzenfabrik, Parfümerie, Luxuswarenkaufhaus.

Mit  Gerald Koenen, der zweiten Hälfte von „Siegfried“, ist Raphael Vollmar schon seit 20 Jahren befreundet. „Und siehe da: Freundschaft kann auch in eine wertvolle Kooperation münden.“ Beide haben studiert, Vollmar International Management, Koenen Wirtschaftsrecht. Sie gründeten Onlineshops für Kleinsthersteller wie  hochwertiger Küchen- oder französischer Taschenmesser, Raumduft und Spülmaschinen. Und nach all diesen Onlineaktivitäten, blickt  Vollmar heute zurück, habe ihn sein Freund Gerald mit der Bemerkung überrascht: „Ich hätte jetzt voll Bock auf einen eigenen Gin.“ Das war 2013, „als die Gin-Welle zu uns schwappte.“

Gin- Brenner mit Know-how

Die beiden wagen den Schritt – das Startkapital   sind 4000 Euro. Nach dem ersten Versuch in der Küche von Koenen, „dessen Ergebnis  ich Gott sei dank nie probieren musste“, lief die Gin-Produktion Ende 2014 an. Die   „Rheinland Distillers“ füllten ihre   ersten 200 Flaschen ab und  der Verkauf startete.

Ein wichtiger Zwischenschritt war die erfolgreiche Suche nach einem Schnapsbrenner, „der zum einen sein Handwerk bestens versteht und dessen Betrieb  zum anderen klein genug ist, um mit uns das Geschäft zu machen“.  Man fand ihn mit Peter-Josef Schütz, dessen Eifel-Destillerie in Lantershofen   beim Spirituosen-Wettbewerb in New York im vergangenen Juni zu „Germany's Distillery of the Year 2018“ gekürt wurde. Die Bonner sind nach eigenen Angaben bundesweit der größte Gin-Hersteller ohne industrielle Beteiligung: Prognose 2019: 300 000 Flaschen, Export in 13 Länder. Neueste Kreation ist das alkoholfreie Wonderleaf.

Rheinland Distillers Mozartstraße 24, Bonn Tel.: 0228/24 99 25 04

Öffnungszeiten: Nur am "Thirsty Thursday" jeden (und nur) Donnerstag 18:00 – 0:00 Uhr

www.siegfriedgin.com/bar/

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Der „Siegfried Rheinland Dry-Gin"

Gin  besteht  aus einem Basisschnaps, fester Bestandteil ist zudem Wacholder. Jeder  Hersteller gibt weitere Zutaten (Botanicals) hinzu und damit dem Getränk eine eigene Note. Für Vollmar und Koenen war klar, dass ihr Gin einen Bezug zur Region haben muss. Schnell kamen sie auf den Drachenfels, die Sage um Siegfried, dem bekanntlich ein Lindenblatt zum Verhängnis wurde. Der Name war geboren. Fehlte nur noch die  Spirituose an sich, bei der die Lindenblüte die charakteristische Note ausmacht.

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