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Studenten als ErntehelferWo Sie Hipster-Spargel mit klarer Herkunft kaufen können

Lesezeit 3 Minuten
Spargel stechen ernten dpa symbol 2017

Spargelstechen - kein leichter Job.

  • Wegen Corona standen viele Studenten ohne Job da, die Landwirte ohne Erntehelfer.
  • Viele Corona-Arbeitslose zog es deswegen auf die Felder, eine Win-Win-Situation, meint auch unser Autor in seiner Kolumne „Köln kulinarisch”.
  • Nun wird der von Studenten geerntete Spargel sogar mit eigenem Hashtag und eigener Webseite verkauft.

Köln – Essen ist ein Politikum und jede Entscheidung eine Handlung. Das belegt die Initiative von Milena Rosiny und ihrer Mitbewohnerin Maxine Rougemont. Die beiden Studentinnen waren dank der Pandemie nicht nur von den Präsenz-Veranstaltungen der Universität befreit, sondern auch arbeitslos, da alle Gastronomien dicht waren, in denen die beiden als Aushilfen gearbeitet hatten.

Der Vorschlag von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, das Personal aus Kneipen und Gaststätten in die Landwirtschaft zu stecken, wurde anfänglich von vielen belächelt, nicht von Rosiny und Rougemont. Die beiden Frauen bewarben sich gemeinsam mit zwei Kommilitonen bei einigen Spargelhöfen und wurden nach kurzer Suche vom Bauerngut Schiefelbusch in Lohmar engagiert. Aus der plötzlichen Arbeitslosigkeit entwickelte sich schnell eine solide Erntehelferinitiative und es meldeten sich zahlreiche weitere Kommilitonen, die von der Idee begeistert waren.

Die Aktion hat beiden Seiten geholfen

Die Studenten bekamen ein Feld zugeteilt und die Bewerber mussten von ihnen sogar mit Warteliste verwaltet werden, so groß war das Interesse.

Die Aktion erwies sich schnell als Erfolg, der beiden Seiten geholfen hat. Denn nicht nur die Studenten standen zunächst ohne Job da. Auch Andreas Trimborn vom Spargelhof hätte ohne Helfer schlichtweg keine Ernte und somit kein Einkommen gehabt. Das Feld bietet Arbeit für 20 Personen und wird von den Studenten in kompletter Eigenverantwortung organisiert. Das bedeutet, die Leute müssen angelernt, Dienstpläne geschrieben, Arbeitsstunden dokumentiert und Fahrgemeinschaften organisiert werden. Und das Ganze muss mit dem Stundenplan der Uni in Einklang gebracht werden.

Studenten verkaufen Spargel-Story unter #hipsterspargel

Nach einer zweiwöchigen Testphase zeigte sich: Das Modell trägt sich für beide Seiten. Es wurden abermals Nägel mit Köpfen gemacht, als es darum ging, die Ware auf den Markt zu bringen: Der Spargel wird nun von den Studenten auch direkt in Eigeninitiative in Köln vermarktet. Durch diese Aktion rückt der Erzeuger wieder näher an den Konsumenten. Die Studenten verkaufen nicht allein den Spargel, sondern auch die dazugehörige Story. Unter dem Hashtag #hipsterspargel sind die Aktivitäten auf Facebook und Instagram zu verfolgen: Inzwischen hat sogar „Der Spiegel“ über die Aktion berichtet.

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Interessenten können samstags vor dem Ehrenfelder Lokal Wallczka an der Subbelrather Straße 295 zwischen 11 bis 14 Uhr zuschlagen – solange der Vorrat reicht. Darüber hinaus wird in den Parks der Stadt mit Lastenrädern verkauft. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, bestellt den Spargel online vor. Die Preise schwanken erntebedingt zwischen 13 und 15 Euro pro Kilo. Damit liegen sie zwar etwas über den Preisen im Supermarkt, dafür bekommt man absolut erntefrischen Akademiker-Spargel mit klarer Herkunft.

www.hipsterspargel.de

Bauerngut Schiefelbusch, Schiefelbusch 3, 53797 Lohmar, 02205 / 83554, www.bauerngut-schiefelbusch.de

Restaurant Wallczka, Subbelrather Straße 295, 50825, Tel. 0221 / 29 84 21 56, www.wallczka.com

Derzeit wird überlegt, welche Aktionen nach dem Johannistag am 24. Juni, dem Ende der Spargelsaison, folgt. Bis dahin ist Solidarität durch Essen das Motto.

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