„Was kochen wir heute?“Die fatale Frage im Lockdown

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kind rührt in schüssel dpa

Damit keiner bei der Frage „Was kochen wir heute?" ausflippt, brauchen wir eine Strategie, einen Mensaplan.

  • Unsere „Köln kulinarisch”-Kolumnistin Julia Floss findet, der Lockdown treibt seltsame Blüten - auch am Küchentisch.
  • Denn die simple Frage „Was kochen wir heute?“ sorgt in vielen Haushalten für absurde Szenen. Ist ein Essensplan die Lösung?
  • Schließlich soll man ja auch nicht so oft einkaufen gehen.

Seitdem du immer zu Hause bist, bist du so dünnhäutig.“ Rumms! Das hat gesessen. Die 13-jährige Nachbarstochter analysiert neuerdings ihre Eltern beim gemeinschaftlichen Essen auf dem Balkon. Ich besorge mir gekühlten Weißwein für den zweiten Akt und treffe den Freund in der Küche. „Was kochen wir heute? Ich könnte uns Bibimbap machen. Wir haben noch so viel Kimchi.“ Er lächelt sein Gewinner-Lächeln. Da war es wieder. Das Reizwort. Vorsicht ist geboten.

Gespräche über vergorenen Kohl neigen in letzter Zeit zu eskalieren. „Wir hatten doch gestern erst Kimchi. Ich hätte Lust auf was Frisches, wie Spargel.“ „Wir haben aber keinen Spargel.“  „Dann gehe ich eben welchen holen.“  „Wir sollen aber doch nicht so oft einkaufen. Wir haben doch Kontaktverbot.“

Die Stimmen werden langsam lauter. Das Besteckklappern auf dem Nachbarbalkon hat längst aufgehört. „Warum hast du denn keinen mitgebracht, als du einkaufen warst?“ „Woher soll ich denn wissen, dass du Spargel möchtest. Außerdem haben wir doch noch so viel Kimchi.“

 Showdown. „Ja, warum haben wir denn wohl so viel Kimchi? Weil ein gewisser junger Mann ohne Sinn und Verstand beinahe täglich Chinakohl einlegt. Wenn ich dich ausnahmsweise darum bitte einzukaufen, kaufst du H-Milch, Kohl und Chiliflocken! Sind wir hier in Nordkorea oder was?“ Stille. Beschämtes Räuspern. Auf dem Nachbarbalkon wird eine Flasche Wein entkorkt. „Ich glaube wir sind gerade beide sehr dünnhäutig.“

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Der Lockdown treibt die seltsamsten Blüten. Die simple Frage „Was kochen wir heute?“ sorgt seit Tagen für absurde Szenen. Das eigentliche Lieblingsthema avanciert zum Minenfeld. Freundinnen berichten von ähnlichen Situationen, multipliziert mit dem Faktor Kind. Der absolute Stresstest. Was tun?

Wir brauchen einen Mensaplan

 Wir dürfen den Wahnsinn nicht gewinnen lassen. Die Situation wird noch ein paar Wochen so bleiben. Ich kann nicht jedes Mal ausrasten, wenn ich das Wort „Kimchi“ höre. Okay, was ist das beste Mittel gegen Wahnsinn? Struktur. Wir brauchen eine Strategie, einen Plan, einen Mensaplan. Nun gut. Gemeinsam wird das Menü für die Woche beschlossen. Frühstück, Mittag- und Abendessen, plus Snacks. Das erfordert Verhandlungsgeschick, Geduld und ein bis zwei Flaschen Weißwein. Die Reste vom Abendessen sollte man unbedingt für den Folgetag einplanen, sonst ist man ganz schnell wieder in der „Wir haben aber doch noch…“-Thematik.

Piefig, aber es hilft

Anhand des Wochenplans werden Einkaufslisten geschrieben und fertig ist die Laube. Das klingt unfassbar piefig, aber es hilft. Diese täglichen Verhandlungen werden auf ein Minimum reduziert und bei allen Beteiligten kann sich wieder eine gewisse Form der Vorfreude einstellen: „Geil, Donnerstag gibt's Lasagne mit Tomatensalat.“

Wir haben übrigens zwei Drittel vom Kimchi eingefroren. Die Büchse der Pandora liegt jetzt neben den TK-Erbsen. Möge sie in Frieden ruhen – und niemals geöffnet werden.

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