Zitronen und OrangenZitrusfrüchte auf dem Balkon oder im eigenen Garten anpflanzen

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Damit Zitrusfrüchte auch in Deutschland richtig gedeihen, brauchen sie viel Sonne.

Damit Zitrusfrüchte auch in Deutschland richtig gedeihen, brauchen sie viel Sonne.

Köln – Einige Zitruspflanzen lassen sich auch mit wenig botanischer Erfahrung ziehen. Eins ist allerdings Bedingung: Es muss ein heller, frostfreier, aber nicht zu warmer Platz zum Überwintern vorhanden sein. Wer kein kühles Treppenhaus, keine helle Garage oder gar einen Wintergarten zur Verfügung hat, sollte sich keine Zitruspflanzen anschaffen.

Für Anfänger eignen sich zum Beispiel Zitronen. „Die sind gar nicht so empfindlich, robuster als Orangen, sie vertragen auch mal um die null Grad“, sagt Werner Rösner vom Botanischen Garten Köln. Kumquat ist die Alternative zur Zitrone, wenn nicht so viel Platz vorhanden ist.

Anderes wie Limetten dagegen braucht auch im Winter etwa 15 Grad, bei Zitronatzitronen ist es ähnlich. „Sie verzeihen weniger Fehler, man sollte sie erst pflanzen, wenn man schon jahrelang Erfahrung mit Zitrusfrüchten gemacht hat“, rät Rösner.

Viel Sonne, keinen Übertopf

Zitrusfrüchte benötigen einen möglichst hellen Platz: sonnig, allerdings ohne Stauhitze, gerne mit einem leichten Lüftchen. Terracottatöpfe sehen zwar schön aus, sind aber schwer, und durch den Ton verdunstet im Sommer viel Wasser. Töpfe aus Kunststoff hält der Fachmann für geeigneter. Auf guten Ablauf achten, denn Staunässe vertragen die Pflanzen nicht. Aus dem Grund sollte auch auf Übertöpfe verzichtet werden.

Der Topf wird mit einer mindestens drei Zentimeter hohen Drainageschicht aus Blähton oder Bims gefüllt. Die Erde sollte leicht sauer und gut durchlässig sein, braucht aber einen Lehmanteil, um die Nährstoffe zu halten. Gut eignet sich ein Kübelpflanzensubstrat mit Tonanteil von 20 bis 30 Prozent. Spätestens, wenn vor Wurzeln keine Erde mehr zu erkennen ist, muss umgetopft werden.

„Zitruspflanzen brauchen viel Kalzium“, sagt Werner Rösner. Daher sollten sie, entgegen der weitverbreiteten Ansicht, nicht mit weichem Regenwasser gegossen werden, sondern mit Wasser, das mindestens Härtegrad 15 hat. „Das Kölner Wasser ist perfekt dafür.“ Durchdringend wässern, wenn der Ballen trocken geworden ist, nicht immer mal ein paar Tröpfchen. Im Winter weniger gießen.

Der richtige Dünger

Zitrusfrüchte brauchen mehr Stickstoff als Phosphor, das sollte bei der Auswahl des Düngers beachtet werden. Zu hoher Phosphorgehalt führt zu Sklerose, zum Gelbwerden der Blätter. Der Dünger sollte einen fünffachen Anteil Stickstoff gegenüber Phosphor enthalten, der Kaliumanteil sollte so hoch wie der Stickstoffgehalt sein. Gedüngt wird ab März etwa alle zwei bis drei Wochen, ab Oktober ist Pause.

Da das Winterlager immer Stress für die Pflanzen bedeutet, sollten sie im Herbst so lange wie möglich draußen bleiben, Zitronen nehmen auch einen kurzen Frost nicht übel. Bei manchen milden Wintern in der Stadt können sie sogar ganz draußen bleiben. Im Winterlager sollten Zitruspflanzen nicht zu nass gehalten werden. Hier treten häufig Schädlinge auf wie Schmier- oder Wollläuse. Sie befallen die Pflanzen gerne, wenn sie unter Glas stehen. „Paraffinöl hilft gut dagegen, aber man muss die Pflanzen gründlich behandeln“, sagt Rösner. Systemische Mittel sollten vermieden werden, denn sie würden auch in die Früchte gehen.

Wenn die Pflanzen zu groß werden, können sie zurückgeschnitten werden. „Jungpflanzen wachsen buschiger, wenn man die Spitzen abschneidet“, rät Rösner.

Vom Keim bis zur Pflanze

Eine Zitrussorte gibt es, die auch direkt in den Garten gepflanzt werden kann: die Dreiblättrige Bitterorange (Poncirus trifoliata). Sie ist stachelig und verliert im Winter ihr Laub, verträgt aber auch Temperaturen bis minus 20 Grad. In der Flora steht eine 115 Jahre alte Pflanze – eine der größten in Deutschland. Die Früchte sind allerdings nicht essbar. „Legen Sie einige zum Aromatisieren ins Zimmer“, sagt Rösner. „Dann duftet der ganze Raum danach.“

Zitrusfrüchte können auch selber gezogen werden. Kerne keimen meist gut und wachsen heran, doch können bis zur Blüte gut zehn Jahre vergehen. Stecklinge sind eine gute Alternative: Im Sommer halbverholzte Triebe schneiden und in ein Torf-Kultursubstrat stecken, sie blühen und fruchten meist schon im zweiten Jahr. (spi)

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