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Hollywood in NRWWo Köln zu Bern wird und Wuppertal zu San Francisco

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BabylonBerlin_dpa

Die international erfolgreiche Serie „Babylon Berlin" wurde in Deutschland gedreht - viele Szenen entstanden in NRW.

Während Kinos immer noch geschlossen und Filmproduktionen gestoppt sind, haben wir einfach mal nach Drehorten in NRW Ausschau gehalten und sind auf einige Überraschungen gestoßen, welche Orte bei uns vor der Haustür schon als Kulissen sogar in Hollywoodfilmen gedient haben.

Halle Berry drehte zum Beispiel für den Kinofilm „Cloud Atlas“ in Düsseldorf (im Film liegt das Dreischeibenhaus an einer Straße im San Francisco der 1970er Jahre), Tom Hanks fuhr in Bottrop Achterbahn und Till Schweiger tourte für „Barfuß“ gleich durch mehrere Städte, darunter Köln, Wuppertal, Bonn und Aachen.

Nordrhein-Westfalen ist bundesweit das Film- und Fernsehland Nummer eins. Die rund 200 ansässigen Produktionsfirmen stellen normalerweise jährlich mehr als 250.000 Programm-Minuten her, nirgendwo sonst in Deutschland wird mehr gedreht: Daran möchten wir erinnern, in Zeiten, in denen die Kunst und der Film durch Lockdowns und Verbote extrem leiden muss. 

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Wenn Wuppertal und Düsseldorf plötzlich zu San Francisco werden und  Bern in Köln liegt, dann heißt das in der Regel: Film ab – hier wird gedreht!

„Das Wunder von Bern“

Tore in Weidenpesch

„Bozsik, immer wieder Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn hat den Ball – verloren, diesmal an Schäfer... Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt… Toooor! Toooor! Toooor! Toooor!“ Herbert Zimmermanns legendäre Reportage vom WM-Finale 1954 in Bern kennt jedes Kind - spätestens seit Sönke Wortmanns Film „Das Wunder von Bern“. Bei dem Filmdreh 2003 haben die Helden von Bern allerdings in Köln gespielt. Drehort war die älteste erhaltene Stadiontribüne Deutschlands an der Pferderennbahn in Weidenpesch (Foto). Hier stand einst das alte Stadion des VfL Köln ’99. 1903 erbaut, fanden dort zwei Deutsche Meisterschaftsspiele statt. Doch eines der größten und modernsten Stadien seiner Zeit hat seine glorreichen Jahre längst hinter sich: Heute dient es nur noch als Parkfläche. Die Tribüne in Wortmanns Film ist inzwischen baufällig und marode.

„Collide“

Verfolgung im Kwartier Latäng

Dreharbeiten ist man in Köln gewohnt. Wenn dann aber Hollywood anrückt und Stars wie Anthony Hopkins in der Kultkneipe „Stiefel“ auf der Zülpicher Straße (Foto) vor der Kamera stehen, ist es etwas Besonderes. Vor fünf Jahren wurde mit den Dreharbeiten von „Collide“ Hollywoodflair ins Studentenviertel gebracht: Die Leinwandstars Ben Kingsley und Nicholas Hoult lieferten sich Schießereien auf der Zülpicher. Und welcher Ort ist schöner und kitschiger, um sich die ewige Liebe zu schwören, als vor den Liebesschlössern auf der Hohenzollernbrücke? Weitere Drehorte waren die Domplatte, das Excelsior Ernst Hotel, die Galopprennbahn. Während des dreimonatigen Drehs logierten die vier Hauptdarsteller Hopkins, Kingsley, Hoult und Felicity Jones im Hyatt-Hotel in Köln. Für die große, wilde Verfolgungsjagd zog das Filmteam dann allerdings in die idyllische Altstadt von Monschau in der Eifel.

„Babylon Berlin“

Giftgas in Longerich 

Die preisgekrönte Zwanziger-Jahre-Serie wurde auf Wunsch von Produzent Stefan Arndt komplett in Deutschland gedreht. Neben den Kulissen in Babelsberg, Berlin und Brandenburg war Kommissar Gereon Rath auch in NRW unterwegs. Der Güterbahnhof Kreuzberg, an dem in der Serie die Tankwaggons mit Giftgas angeliefert werden, befindet sich in Wirklichkeit in Köln. Drehort war das Rheinländische Industriebahnmuseum in Longerich (Foto). Um den S-Bahnhof für das Szenenbild zu verdecken, parkte man alte Transportwagons auf dem Abstellgleis der Industriebrache. Auch im Landschaftspark Nord in Duisburg wurde gedreht.  Sofort erkennbar  ist Schloss Drachenburg in Königswinter, das in der zweiten Staffel als Jagdgut der Familie Nyssen dient. Doch nichts geht ohne Wuppertal. In der geheimen Filmstadt diente die  Villa Amalia an der Briller Straße 117 als Drehort in der dritten Staffel.

„Barfuß“

Til Schweiger in Wuppertal

Regisseur Tom Tykwer hat seine Heimatstadt Wuppertal einmal liebevoll als Deutschlands San Francisco bezeichnet. Zumindest die vielen Hügel haben beide gemeinsam. Die Stadt im Bergischen hat mit ihrem historischen Bahnhof Vohwinkel und der Schwebebahn schon eine Menge internationaler Produktionen angezogen. Regisseur und Schauspieler Till Schweiger filmte mehrere Szenen seines Kinohits „Barfuß“ (Foto) 2004 in Wuppertal. Dabei wurde u.a. die ehemalige Ladenzeile unter der Zugoberstrecke zu Striplokalen umgestaltet. Für Schweiger war es nicht das erste Gastspiel an der Wupper, 1991 entstand hier „Manta Manta“, der seinen Durchbruch markierte und 1997 stand er mit Jan Josef Liefers und Moritz Bleibtreu in „Knocking on Heaven’s Door“ hier vor der Kamera. Der Vohwinkeler Bahnhof gilt als unverbrauchte Location und diente mehrfach als Filmkulisse.

„Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“

Schloss Bürresheim  

 Zugegeben, es ist schon eine Weile her, dass sich Harrison Ford als Indiana Jones und Sean Connery als sein Vater auf die Suche nach dem Heiligen Gral machten. Wir schrieben das Jahr 1989, als der dritte Teil „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ erschien. Viele Fans halten diesen Teil für den besten, weil es neben den beeindruckenden Actionszenen auch viel um die Vater-Sohn-Beziehung geht. Dann haben beide auch noch den gleichen Frauengeschmack: Dumm nur, dass die blonde Archäologin Dr. Elsa Schneider auch Nazi-Spionin ist. Das kommt raus, als Jones seinen Vater aus dem österreichischen Schloss Brunwald befreien will. In Wirklichkeit sind wir allerdings in der Eifel: Drehort war hier nämlich Schloss Bürresheim bei Mayen. Damit steht die 1157 erstmals erwähnte Burganlage stolz neben Kulissen wie dem Felsgrab in Petra in Jordanien, wo Indiana Jones den Heilige Gral findet.

„Mord mit Aussicht“

Kallmuth ist Hengasch

Sehnen wir uns nicht alle ab und zu nach ein bisschen mehr „Hengasch“ in unserem Leben? Die naturverwöhnte Eifel mit ihren idyllischen Landstraßen, Bauern- und Gasthöfen ist das Zuhause von Deutschlands erfolgreichster Krimi-Comedy. Millionen Zuschauer schalten ein, wenn Kommissarin Sophie Haas alias Caroline Peters und ihre Gehilfen (Bjarne Mädel und Meike Droste) ihre skurrilen Mordfälle lösen. Aber wo liegt eigentlich Hengasch? Das fiktive Dorf hat viele Gesichter. Die ersten Teile der Serie wurden in Kallmuth in der Eifel (Foto) gedreht. Aber auch Liedberg bei Neuss durfte schon mitspielen und selbst das bergische Örtchen Kürten-Delling posierte schon als Hengasch. Treffpunkt in „Hengasch“ im Kreis „Liebernich“, der ebenfalls in keiner echten Karte zu finden ist, ist der „Gasthof Aubach“, der eigentlich Gasthof Röttgen heißt und in Seelscheid liegt. 

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