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Giovanni kocht ohne LokalKölner backt Pizza, die Kunden an geheimen Orten abholen

Lesezeit 4 Minuten

Köln – Pizza abholen an einem geheimen Ort mitten in Köln? Klingt verrückt, aber genau das bietet der 24-jährige Giovanni Aveta mit seinem „Secret Pizza Pop-Up“, für das er jedes Wochenende weit über 50 Pizzen backt. Original neapolitanische, versteht sich.

Angefangen hat Aveta vor vier Jahren mit einer Ausbildung zum Koch bei Kolping-Catering in der Innenstadt, dort ist er mittlerweile stellvertretender Küchenchef und kocht für Schulen. Um daneben auch etwas Eigenes, Individuelles zu haben, begann er, italienische Gerichte nachzukochen. Bei Pizza blieb er hängen. „In meiner Freizeit backe ich nur noch Pizza, es ist wie eine Sucht. Ohne Pizza geht es gar nicht mehr“, sagt Aveta und lacht.

Nach einem Besuch beim legendären Pizzaiolo Gino Sorbillo in Neapel beschloss er, es erst einmal mit den Klassikern Margherita und Marinara zu versuchen. Er feilte am perfekten Rezept, suchte hochwertigste Zutaten.

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Kontaktlose Übergabe im Corona-Lockdown

2018 hat er begonnen, Kochanleitungen auf die Video-Plattform Youtube zu stellen, wo er heute mit über 7000 Abonnenten seine Rezepte zum Nachbacken teilt. Die Fotos der Pizzen auf seinem Instagram-Account „giovannikocht“ sorgten dann endgültig dafür, dass immer mehr Menschen diese probieren wollten.

Auf die Idee mit dem Pop-up-Pizzaladen ist der 24-Jährige im Januar gekommen. Die Möglichkeit, die Pizzen kontaktlos im Freien abzuholen, sorgte während des Lockdowns für einen erfolgreichen Start. Außerdem sei sein Konzept, den Standort bis nach der Bestellung geheim zu halten, in Zeiten, in denen sich viele zu Hause gelangweilt hätten, genau richtig gewesen. „Es ist wie ein kleines Abenteuer, zu einem Ort zu fahren und nicht wirklich zu wissen, was einen dort erwartet. Die Küche ist zwar für alle gut zu erreichen, aber die Suche danach ist bestimmt ein Teil des Erlebnisses, bei mir Pizza abzuholen.“

Kölner Pizzabäcker hat sich Stammkundschaft aufgebaut

Ein weiterer Grund für den Rummel um Avetas Pizzen sind Sorgfalt und die Produkte, mit denen er arbeitet: „Für mich sind qualitativ hochwertige Zutaten das wichtigste.“

Das Olivenöl bezieht er von seinem Opa, der eigene Bäume in der italienischen Heimat in Apulien hat. Die Tomaten kommen aus der Region Kampanien. Doch das, was Giovannis Pizza so besonders macht, ist der typisch fluffige Teig. Dass sie auch fotogen daherkommt, hilft seinem Projekt, weil Foodfotos in den sozialen Netzwerken vielfach geteilt werden. Mittlerweile ist die Nachfrage so groß, dass Aveta jedes Wochenende bis zu 80 Pizzen in seinen kleinen Öfen backt. Die Stammkundschaft wächst: „Samstags ist eben Pizzatag bei Giovanni!“, sagt er lachend.

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Aktuell hat Giovanni Aveta neun Pizzen im Angebot, darunter die Margherita mit Fior di Latte, Basilikum und Parmesan für 7 Euro und die Napoletana mit Knoblauch, Oregano, Oliven, Sardellen und Kapern für 9 Euro. Die beiden dürfe er auch niemals von der Karte nehmen, weil sie die Klassiker aus Neapel seien. Ansonsten interpretiert er vieles neu: „Bei mir gibt es nicht wie in jedem Pizzaladen Diavola, ich mache meine eigenen Versionen: Pizza Fuoco mit Ndjua Calabrese, einer scharfen Streichwurst aus Kalabrien.“

Bekommt Köln einen neuen Foodtruck?

Jeden Donnerstag stellt Giovanni Aveta seine Karte auf Instagram, bis Freitag, 15 Uhr, kann man die Pizzen bestellen und bekommt Abholzeit und den „geheimen“ Standort im Agnesviertel mitgeteilt, der sowohl zu Fuß als auch mit dem Auto und den öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen ist.

Die Eröffnung eines eigenen kleinen Restaurants mit Sitzplätzen und größeren Kapazitäten plant er derzeit noch nicht: „Fast alle Kunden fragen mich, wann ich mein eigenes Restaurant eröffne. Ich möchte mich aber erstmal etwas ausprobieren, Erfahrungen sammeln und nichts überstürzen.“ Ergänzend zum Pop-up, und um all die Menschen, die kein Instagram besitzen, zu erreichen, überlegt er, sich eine Art Mini-Catering-Roller anzulegen. „Mit einem Piaggio a Pedi oder einem kleinen Foodtruck könnte ich dann durch Köln fahren und meine Pizza überall backen.“

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