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Henns RestaurantkritikIns „Oscar“ geht man lieber nur zum Gucken als zum Essen

Lesezeit 3 Minuten
restaurant oscar henn stühle

Im„Oscar“ sitzt man auf bequemen Möbeln in grau-weiß-schwarzen Ambiente. 

Köln – Allerlei Edelmarken wie Manolo Blahnik oder Alexander McQueen finden sich im „Apropos The Concept Store“ in der Mittelstraße – und mit dem „Oscar“ auch ein Restaurant. Man trifft hier also die kölsche Haute Volée, und zwar zum Mittagessen, Nachmittagskaffee, Abendessen oder zum Cocktail an der Bar. Dabei sitzt man auf bequemen Möbeln in grau-weiß-schwarzen Ambiente. Hoch über sich ein imposantes Glasdach wie bei einem Gewächshaus, seitlich ein wenig offen. Diese Besonderheit führt dazu, dass man sich zwar fühlt als wäre man drinnen, aber offiziell im Freien befindet – was bedeutet, dass hier am Platz geraucht werden darf. Wenn das kein „Unique Selling Point“ ist.

Speisekarte mit vielen angesagten Gerichten

Für das Essen gilt das nicht. Stattdessen bietet die Speisekarte in Leder-Optik eine Ansammlung von allem, was gerade irgendwie angesagt ist. Hawaii Bowl? Check. Sushi? Check. Schnitzel? Check. Caesar Salad? Check. Burger? Check. Steak? Check. Kreative Nuancen? Kaum. Eine kulinarische Linie? Nein.

Auf der Haben-Seite: Hier findet jeder etwas. Alles wird zu stattlichen Preisen angeboten, die Portionen sind von ordentlicher Größe, aber auf diese allein kommt es beim Essen nicht an. Die Büffel-Burrata mit Avocado-Tatar, karamellisierten Kirschtomaten und Basilikumpesto ist ein typisches Beispiel. Handwerklich okay, aber kein Element begeistert, und von echter Karamellisierung kann bei den Tomaten nicht die Rede sein. Der kleine Sushi-Mix bietet acht Inside-Out, sechs Maki und vier Nigiri. Wie viel Verschiedenes an Fisch und Meeresfrüchten bietet diese Variation des Sushi-Meisters wohl? Neben Vegetarischem gibt es nur Lachs. Schwach bei dem Preis.

Große Auswahl an Cocktails im „Oscar“ 

Die nächste Enttäuschung ist die Hawaii-Bowl. Es ist keine Bowl. Stattdessen finden sich alle Elemente wie (zu trockenes) Hähnchenbrustfilet, Wakame-Salat oder Edamame einzeln auf einem Teller und ergeben kein herrliches Ganzes.

Besser gelingen die Röhrennudeln Garganelli mit Rinderfiletspitzen (leider zu weit gegart) und Waldpilzen. Dem Thymianjus fehlte es zwar an kräuterigem Aufspiel, dafür sorgte die kühle Kräutercreme für einen angenehmen Temperaturkontrast. Die Kokos-Panna-Cotta wird vom – ausgesprochen netten – Service mit dem Hinweis serviert, der Koch hätte sie am liebsten gar nicht herausgegeben, sie sei noch nicht ganz fertig. Sie verlor dann leicht die Form. Leider fehlte außerdem auch das Pistazien-Minzpesto, das dem lahmen Gang vielleicht etwas Kick verliehen hätte.

Die Weinkarte bietet gut zwei Dutzend Positionen – langweilig ausgewählt und ohne Nennung des Jahrgangs. Mein Riesling von Dönnhoff schmeckte so matt, dass ich mich fragte wie lange die Flasche wohl schon auf war. Empfehlenswerter sind da die Cocktails – so eine große Auswahl findet sich in kaum einem anderen Kölner Restaurant.

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Mittelstraße 12, 50673 Köln, Tel. 0221/960 226 54, Mo-Do 11-23 (Küche bis 22 Uhr), Fr-Sa 11-24 (Küche bis 23 Uhr)www.oscar-apropos.de

Probiertes

Büffel-Burrata // 19 Euro

Sushi-Mix // 33,50 Euro

Garganelli Manzo //22,50 Euro

Hawaii-Bowl // 27,50 Euro

Panna Cotta // 11,50 Euro

Fazit: Zum Rauchen, Haute-Volée-Gucken und Cocktails schlürfen eine gute Wahl. 

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