Mit Blick zum HimmelDas „Il Pazzo" lockt mit ungewöhnlichem Wintergarten

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Der Wintergarten des Lokals „Il Pazzo" 

  • Bewirtete Hinterhöfe, Restauranttische inmitten einer Blütenpracht und idyllische Gärtchen zum Speisen und Verweilen gibt es in Köln mehr als man denkt.
  • In unser PLUS-Sommerserie stellen wir solche Lokale vor.
  • Heute der ungewöhnliche Wintergarten des Rodenkirchener Lokals „Il Pazzo".

Köln-Rodenkirchen – Dieser Ort lässt sich nicht so einfach beschreiben, diesen Ort muss man sehen - und fühlen. Aufzuzählen, dass da ein geschmiedeter Eisenzaun mitten durchs Lokal verläuft, dass sich im Gang alte Bögen befinden, die da eigentlich nicht hingehören, dass die schön gemauerte Theke ursprünglich ein Häuschen war - das klingt ohnehin mehr verwirrend als erhellend und beschreibt nur unzureichend die Besonderheit dieses schon mehr als 30 Jahre bestehenden Lokals. Dass man - im Restaurant sitzend - die Wolken am Himmel sehen und auf andere Dachterrassen schauen kann, hört sich vielleicht sogar ein bisschen verrückt an. Und das darf es hier auch sein. Denn ein Restaurant, das das italienische Wort „pazzo“ (verrückt) über dem Eingang stehen hat, darf alles, nur nicht ganz gewöhnlich daherkommen.

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Der geschmiedete Eisenzaun verläuft mitten durchs Lokal.

Dass diese Location, die ganz ursprünglich mal ein Schuhgeschäft war, heute so ist wie sie ist, hat vor allem damit zu tun, dass der Gatte der Gastronomin zeitlebens beruflich mit dem Baugeschäft zu tun hatte und Umbauten offenbar nicht nur vom Schreibtisch aus vorantrieb. Wenn man Petra Gilgen fragt, wer diesen ungewöhnlichen Wintergarten geplant und wer die vielen Rundbögen angelegt hat, erhält man die lächelnde Antwort: „Mein Mann.“

Die alten Backsteine des Nachbarhäuschens verbaut

Und dann erzählt die 65-Jährige von dem baufälligen  „Hutzelhäuschen“, welches sich ursprünglich nebenan befunden habe. Dieses habe einem Friseur gehört, der zugleich Puppendoktor war, erinnert sich die Rodenkirchenerin, die selber als Kind ihre kaputten Spielkinder dort abgeben hat. Als das Haus abgerissen wurde, hatte das Ehepaar Gilgen  die Möglichkeit, die alten Backsteine zu bekommen. In mühevoller Arbeit hätten sie den noch daran klebenden Mörtel abgeklopft und die Steine in ihrem Haus - beispielsweise für die Thekenwand - verbaut.

Alles zum Thema Brauhäuser und gutbürgerliche Küche

lauschig il pazzo Inhaberin Petra Gilgens

Inhaberin Petra Gilgen

Wahrscheinlich gibt es in keinem Kölner Restaurant eine Bank, die länger ist, als die an der gegenüberliegenden Wand. „Viele denken, die ist aus einer Kirche.“ Tatsächlich aber hat auch hier Reiner Gilgen gewerkelt und mehrere ehemalige Eckbänke aus einer Brauerei aneinander gesetzt. Der wunderschöne alte Kachelofen, der heute zur Dekoration im Wintergarten steht, stammt noch aus dem einstigen Küppers Brauhaus, erzählt die Gastronomin, die selber früher jahrelang die Rodenkirchener Bierstube betrieb und dann vor 32 Jahren das ehemalige Weinlokal „die Rebe“ von Antje Keller übernahm.

Den Namen aus dem Italien-Urlaub mitgebracht

Anfangs sei sie sich über die Richtung noch überhaupt nicht im Klaren gewesen. Und als sie im Italien-Urlaub in der Gegend von La Spezia mit Einheimischen über ihr neues gastronomisches Projekt sprach, kam die Idee, dieses „Il Pazzo“ zu nennen.

Stammgäste und die Nachbarn im Veedel sprechen indes eher vom Wohnzimmer, das ihnen in der Pandemie-Zeit zwar verschlossen blieb, aber durch seinen Take-away-Service für Sättigung sorgte. Sie habe schon immer gerne gekocht, betont Petra Gilgens, die meist mit dem festangestellten Koch in der Küche steht und diesen im Notfall auch ersetzen könnte.

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Die Karte bietet angefangen von Reibekuchen mit Lachs (11,50 Euro) über verschiedene Salate - etwa Vegetarischer Salat mit Falafel und Sesam Dip (12,50 Euro) - Klassiker wie Roastbeef mit Bratkartoffeln und Remouladensauce und Salat (18,50 Euro). Wiener Schnitzel vom Kalb mit Pommes und Salat (19,50), diverse Nudelgerichte wie Spaghetti mit Blattspinat, Knoblauch und Walnüssen sowie Burger-Kreationen wie den Trüffelburger vom Angus Rind mit Avocado, Pommes und Salat (18,50 Euro). Ihr Fleisch beziehe sie überwiegend von La Estancia, einem Rodenkirchener Importeur für argentinisches Rind, sagt Gilgen. Im Restaurant wird überwiegend Wein getrunken, (offene Weine gibt es ab 5,50 Euro/0,2l), Kölsch und anderes Bier aus der Flasche kostet 3 Euro. 

Il Pazzo, Mittelstraße 20, Köln-Rodenkirchen. Telefon: 0221-395749. Öffnungszeiten: mittwochs bis sonntags ab 18 Uhr 

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