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Neue Eismanufaktur in der Kölner SüdstadtBei „Ais“ gibt es Stachelbeereis

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Ais an der Bonner Straße in Kölner Südstadt

Köln – Die Idee hatte Simon Spangenberg vor drei Jahren auf dem Metalfestival „Wacken“. Als er an dem Eisstand bloß eine Tüte nach der anderen aufriss und deren Inhalt entweder mit Wasser oder Milch verrührte, damit die Festivalgänger in einen eher durchschnittlichen Genuss kommen konnten, war er enttäuscht vom Eisverkaufen und gelobte Besserung: „Ich wollte das richtig machen, von der Pike auf lernen, Eis selbst herzustellen. Mit natürlichen Zutaten, kein fertiges Industrieprodukt“, sagt der 39-Jährige von der neuen Eismanufaktur „Ais“ an der Bonner Straße.

Also habe er zum Hörer gegriffen und seinen Bruder Fabian, der eigentlich Wirtschaftsingenieur bei Ford war, von seinem Plan erzählt. „Er fand die Idee gut und hat seinen Job gekündigt“, so der Gastronom, der vorher ein Restaurant in Berlin betrieb. Beide waren bis dahin völlig fachfremd. Also machten sie sich auf kulinarische Odyssee quer durch die Republik auf. „Wir haben uns gezielt Eisdielen in Deutschland rausgesucht.“ Dann folgte der Besuch einer Eisfachschule, wo sie sich auch ein Repertoire an Rezepten aufgebaut haben.

„Ais“ in der Kölner Südstadt verwendet natürliche Zutaten

Am wichtigsten sei ihnen jedoch das Ausprobieren und der eigene Geschmack – Mengen kann man flexibel anpassen, weil es sich um natürliche Zutaten handle und nicht um Massenware. „Schokoeis wird häufig auch mit Kakaopulver hergestellt. Ich mag das nicht und schmecke das sofort raus, selbst wenn es wenig ist. Also haben wir hier entschieden, dass wir bloß Kuvertüre verwenden, auch wenn das vielleicht weniger profitabel ist“, erzählt Simon Spangenberg. Bruder Fabian sei eines Tages mit einer großen Tüte Stachelbeeren vom Großhandel zurückgekehrt – er wolle daraus Stachelbeereis machen, so die Ansage. „Eher ungewöhnlich, dachte ich. Aber er hatte einfach Bock drauf.“ Und die Sorte käme nun gemeinsam mit Rhabarber „überraschend gut an“.

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„Ais“ in der Kölner Südstadt: Minimalistische Optik

Eröffnet haben die Brüder im Rahmen eines Soft-Openings Ende Mai. Vor zwei Jahren haben sie den Mietvertrag in der Südstadt unterschrieben und sich seitdem mit etlichen bürokratischen Problemen herumgeschlagen. Doch das Ergebnis lässt sich sehen: Die Einrichtung ist minimalistisch, aufgeräumt, der Raum hell, die Theke aus Holz. An der Wand hängen Drucke und Popart-Gemälde, die ausgewogene Farb-Akzente setzen. Schnörkellos ist auch das Angebot.

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Neben Eis-Sorten wie grüner Apfel, Pistazie oder Quark-Honig-Walnuss gibt es keinen weiteren Schnick-Schnack. Kein Spaghettieis, keine Pinocchio-Kinderportion. Dazu einen Espresso (1,80 Euro) oder Cappuccino (2,60 Euro) to go. Das war's. Die Besonderheit: Es gilt Zahlung nach Gewicht. 40 Gramm Eis oder Sahne kosten einen Euro. Aber warum? „Beim Eis ist man von der Gunst des Verkäufers abhängig. Je nachdem wie er die Kugel formt, kann sie 70 Gramm, oder aber 38 Gramm wiegen. Dann ist einfach nur viel Luft drin“, erklärt Fabian Spangenberg.

Im Schnitt kostet die Kugel im „Ais“ 1,50 Euro

Das Bepreisen nach Gewicht sei in ihren Augen „fairer“ und „transparenter“, weil sich die Luft, die sich hineinschleichen kann, eben nicht wiegen lässt. „Wir achten darauf, dass die Kugel eine gängige Größe hat und circa 70 Gramm wiegt. Im Schnitt kostet sie bei uns 1,50 Euro.“ Plus-minus, versteht sich. Damit läge man im normalen Preisfeld einer hochwertigen Eisdiele.

In der Zukunft haben die Brüder noch Einiges vor. Es soll nicht bei einem Standort bleiben. Doch mit Sicherheit wird im jetzigen Geschäft die zentrale Produktionsstätte sein. Davon können sich die Gäste auch ein eigenes Bild machen, denn im hinteren Teil des Ladens schaut man durch eine große Glasscheibe in das Eis-Labor, wo auch ein gerade frisch gelernter Koch herumwuselt und Eis herstellt. „Es gibt noch zwei, drei Anschlüsse für weitere Maschinen, denn wir wollen einen weiteren Laden in Köln und das Ziel ist, Restaurants und den Einzelhandel von hier aus zu beliefern sowie Seminare anzubieten“, so Fabian Spangenberg.

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