Schwalben, Stare und WildgänseZugvögel rund um Köln beobachten

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wildgänse am himmel mit mond

Wildgänse am Himmel

Ab Ende September ist es so weit: Mehr als zwei Millionen Zugvögel starten ihre Reise in wärmere Gebiete. Auf ihrer Reise überqueren Sie Nordrhein-Westfahren und sammeln neue Kraft an geeigneten Rastplätzen. Da lassen sich Schwalben, Stare und Wildgänse, aber auch zahlreiche Durchzügler aus anderen Ländern bestens beobachten.

Zum Beispiel kommen tausende Wildgänse aus der Arktis und beziehen ihr Winterquartier am Niederrhein: Schnatternd landen sie jedes Jahr im Oktober in den Auen der Bislicher Insel bei Xanten. Und mit ihnen kommen mittlerweile ganze Busladungen voller Schaulustiger, die jeden Flügelschlag der schönen Wasservögel mit dem Fernglas beobachten, bevor die Tiere spätestens Ende Februar wieder zurückfliegen.

Dhünn-Talsperre

Fischadler

Ein Fischadler

Die Große Dhünn-Talsperre ist nicht nur die zweitgrößte Trinkwassertalsperre Deutschlands, sondern zugleich ein einzigartiger Rückzugsort für seltene Vögel. Von den 80 Vogelarten, die hier brüten, stehen fast 20 auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Der Staudamm der Vorsperre Große Dhünn bietet, mit dem Morgenlicht im Rücken, den besten Überblick über einen Großteil der Wasserfläche und Uferbereiche. Auf dem Weg zur Vorsperre Kleine Dhünn kann  man den Staubereich des immer enger werdenden Tales gut überblicken.

Wer hier um diese Jahreszeit unterwegs ist, kann versuchen, einige auf ihrer Reise nach Süden rastenden Wasservögel zu bestimmen: Verschiedene Gänse, Enten, Taucher, Reiher, aber auch ziehende Greifvögel wie Weihen oder Fischadler könnten dabei sein. Eine Jahrhunderte alte Heerstraße, die heutige Bundesstraße 506 auf den Höhen südlich der Großen Dhünn-Talsperre bei Hutsherweg, ist Ausgangspunkt des Rundweges „Dunkle Wälder, sonnige Höhen“. Startpunkt ist der gleichnamige Wanderparkplatz Hutsherweg, ständiger Begleiter das Wanderzeichen D5.

www.wupperverband.de Große Dhünn-Talsperre auf Google Maps anzeigen.

Lohmarer bis Dünnwalder Wald

Kauz

Ein Waldkauz

Der Waldkauz ist  Botschafter für alle Höhlenbrüter, und lenkt die Aufmerksamkeit auf den Erhalt alter Baumbestände mit Höhlen. Waldkäuze leben in Laub- und Mischwäldern. Die Höhlen benötigen sie zum Brüten, und in dieser Jahreszeit als Tageseinstand. Zu Gesicht bekommt man sie eher selten, da sie Dämmerungs- und Nachtjäger sind. Ihr Gefieder erinnert an die Rinde eines Baumes, bestens  getarnt also.

Aber auf der südlichen Heideterrasse kann man sie antreffen, vom Lohmarer Wald im Süden bis zum Dünnwalder Wald im Norden kommen Waldkäuze vor:  Runder Kopf ohne sichtbare Ohren, bis zu 40 Zentimeter groß und gut ein Pfund schwer. Der Lohmarer Wald, der sich über Lohmarer und Siegburger Stadtgebiet erstreckt – zwischen Jabachaue im Norden, Hauptstraße im Westen, den Ortsrändern von Algert, Inger und Heide im Osten sowie der Siegaue im Süden – ist mit seinen Moor-und Sumpfpflanzen im Herbst ohnehin ein Erlebnis.  Wanderer hören unterwegs vielleicht auch noch die Stimmen von Rotkehlchen und Zaunkönig.

www.lohmarer-wald.net Lohmarer Wald auf Google Maps anzeigen.

Station am Urftsee

Kormoran

Ein Kormoran

Die vielfältige Landschaft des Nationalparks Eifel macht ihn zur Heimat unterschiedlichster Tierarten. Verschiedene Spechtarten fühlen sich in den geschützten Waldflächen wohl, und nicht selten kann man den Roten und Schwarzen Milan an der Urfttalsperre beobachten. An den Seen, Flüssen und Bächen der Eifel gehören Graureiher, Kormorane und andere Vögel zum Stammpublikum.

Zwischen Gemünd-Malsbenden und der Urftstaumauer lädt eine Beobachtungsstation dazu ein, den Blick über die Talsperre und auf ihre Vogelwelt durch ein Fernglas etwas genauer zu richten. Mit etwas Glück lassen sich von dort nicht nur Graureiher, Haubentaucher und Enten entdecken, sondern auch eine Kolonie von Kormoranen beobachten. Zwei hochwertige Fernrohre mit 15-facher Vergrößerung sind dort in unterschiedlichen Höhen fest installiert. Somit ist dieses Naturerlebnisangebot auch Rollstuhlfahrern zugänglich. Zudem gibt eine Informations-Tafel Auskunft über die Landschaft und Besonderheiten der Vogelwelt vor Ort. Die Nationalpark-Karte mit dem Standort der Bird-Watching-Station im Internet: www.nationalpark-eifel.de.

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In der Rheinaue

Eisvogel

Ein Eisvogel

Kein anderer Lebensraum ist so wandelbar wie die Aue, denn das Wasser sorgt  durch seine Dynamik für stetige Veränderungen des Landschaftsbildes und damit  auch seiner Fauna. Das gilt auch für die Bislicher Insel, die von den Hochwassern des Rheins geprägt ist. Ein Altarm ist noch heute gut zu erkennen und bildet das Kernstück dieser Auenlandschaft ganz in der Nähe von Xanten. Die vielen  Gewässer und das Grünland ringsum machen die Bislicher Insel zum perfekten  Rast- und Brutplatz: Bis zu 25000 arktische Gänse – die meisten davon Saat- und Blässgänse – überwintern am Niederrhein.

Praktisch den ganzen Tag über kann man den Gänsen auf den Feldern beim Fressen zusehen: Das tun die hungrigen Vögel beinahe pausenlos, da sie nur wenig Energie speichern können. Für die Nacht suchen sie sich dann einen ruhigen Schlafplatz auf einem der Kies-Seen oder an den Ufern der alten Rheinarme. Ein Blick auf die Flutmulden im östlichen Teil lohnt sich immer, dort sieht man zu fast allen Jahreszeiten spannende Arten wie Eisvogel, Goldregenpfeifer und andere  seltene Vögel. Es gibt eigens drei Beobachtungshütten: www.naturforum-bislicher-insel.de.

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Safari in der Düffel

wildgänse von nahem

Die Wildgänse kommen zum Überwintern.

Eine gute Autostunde von Köln entfernt, zwischen Kleve und Nijmegen, liegt links vom Rhein ein riesiges, grenzüberschreitendes Niederungsgebiet: Die ehemalige Auenlandschaft Düffel, Kellener Altrhein und Flussmarschen im Überschwemmungsbereich des Rheins ist seit einigen hundert Jahren eingedeicht. Im immergrünen Marschland fühlen sich Wasservögel ganz besonders wohl.  Mehr als 10000 Hektar Fläche gehören zum Natur- und Vogelschutzgebiet – allein der deutsche Teil umfasst etwa 6000 Hektar.

Der Oktober ist hier ein goldener Monat, ganz besonders für die vielen Rastvögel, die in diesem Zeitraum am Niederrhein durchziehen oder überwintern. Wer schon immer einmal den Wunsch hatte, Biologen bei der Feldarbeit zuzusehen, der kann im Geländewagen mit ihnen auf Rastvogel-Safari gehen. Die Ornithologen begeben sich in diesen Tagen  mit Fernglas und Spektiv auf die Suche nach den ersten ankommenden Wildgänsen und durchziehenden Watvögeln. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) betreibt die Naturschutzstation Niederrhein in der Düffel und führt diese Exkursionen durch.

www.nabu-naturschutzstation.de Naturschutzstation Niederrhein auf Google Maps anzeigen.

Siegaue und Mündung

Nachtigall

Eine Nachtigall

Entlang einer der letzten naturbelassenen Nebenflussmündungen des Rheins findet sich eine Auenlandschaft wie sie idyllischer nicht sein könnte.  An der Sieg  hat Naturschutz schon jahrzehntelange Tradition. Seit mehr als 30 Jahren steht das Mündungsgebiet der Sieg bei Bonn unter besonderem Schutz. Und so kommt es, dass in dieser Gegend über 240 Vogelarten beobachtet werden können. Denn wie für viele seltene Pflanzen auch ist das Auenland ein idealer Lebensraum für sie. Einige machen sich durch ihre Gesänge bemerkbar, andere bekommen Spaziergänger auch zu sehen.

Die Siegaue mit ihren Altgewässern und Auwäldern ist vor allem für Wasser- und Watvögel ein lebenswerter Ort. Sie kommen zur Brut oder zur Rast und einen Pausensnack auf ihrem Durchzug gen Süden, oder sie bleiben für die Winterzeit gleich ganz da. Sogar hochgradig gefährdete Vogelarten wie Gänsesäger und Zwergsäger wollen hier überwintern. Aber auch Teichrohrsänger, Löffelente, Flussregenpfeifer oder Nachtigall kann man begegnen. Für Erkundungen am besten den beliebten Rundwanderweg bei Mondorf (Niederkassel) nehmen.

www.natur-erleben-nrw.de Mondorf auf Google Maps anzeigen.

Wunder an der Wupper

schwarzspecht

Ein Schwarzspecht

Manchmal sind es nur ein paar Schritte – und die Zivilisation liegt scheinbar ganz weit hinter uns. Wir sind am Ufer der Wupper, und keine 50 Meter entfernt geht gerade ein Graureiher auf die Fischjagd. Wenig später folgt ein Kormoran dem Lauf des Flusses. Und wenn dann auch noch eine Wasseramsel dicht über die Wasseroberfläche segelt, können wir sicher sein, einen guten Tag erwischt zu haben. Sogar Uhu und Schwarzspecht sind in den Buchenwäldern der Wupperhänge zu Hause.

Der Flusslauf der Wupper zwischen Leverkusen und Solingen genießt europäischen Schutzstatus und verbindet das Bergische Land mit der Niederrheinischen Bucht. Hier ist das Flussbett streckenweise noch ganz naturnah: Schnellfließendes Wasser wechselt sich mit flacheren und ruhigeren Bereichen ab. Auf Kiesbänken tummeln sich  Fische, und der Eisvogel gräbt seine Bruthöhlen in die steilen Uferwände. Die Wupper hat eine erstaunliche Entwicklung genommen  – vom industrieverdreckten „bunten Fluss“ zum bergischen Amazonas.  Für Birdwatcher gibt es schöne Talwanderwege rund um den Brückenpark Müngsten.

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Zugvögel online verfolgen

Die ersten Graugänse sind auch am Niederrhein gelandet.

Die ersten Graugänse sind auch am Niederrhein gelandet.

Jetzt ist es wieder so weit: Mehr als 200 Millionen Zugvögel verlassen in den nächsten Tagen und Wochen ihre Brutgebiete in Deutschland, um eine Reise in wärmere Gefilde anzutreten. Eine noch größere Zahl wird Deutschland und damit auch NRW überqueren und an  Rastplätzen wie dem Unteren Niederrhein auftanken, weiterziehen oder aber auch den Winter über Station machen. Während es sich die Gäste aus dem Norden und Osten hier gemütlich machen,  zieht es heimische Arten in den Süden.

Besonders gut lassen sich die Vorbereitungen der Stare für ihren Abflug verfolgen. Sie finden sich abends  an ihren Schlafplätzen zu riesigen Schwärmen zusammen, die mehrere Tausend Tiere umfassen könnten. Bald machen sie sich dann auf den Weg in die Winterquartiere nach Südwesteuropa. Weil die Winter immer milder werden, bleiben aber auch immer mehr Stare hier. Gut zu beobachten sind auch  Ringeltauben, Finken, Schwalben, Lerchen oder Saatkrähen, da sie tagsüber ziehen. Infos über Zugvögel unter www.birdwatch.de.

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