Von Lesern für Leser50 Gute-Nacht-Geschichten in einem Buch

Lesezeit 11 Minuten
Interview_voigtneu

Die besten Ideen kommen per Gedankenblitz: Die Kölnerin  Sabine Voigt hat das Gute-Nacht-Geschichten-Buch bebildert.

Kinder lieben Geschichten. Zum Beispiel von einem kleinen Jungen, der auf einem Staubsauger durch die Nacht reitet. Oder von dem  großen Mond, der erst ganz traurig und dann wieder glücklich ist. Oder die spannende  Geschichte von Regentropfen Olaf, der an einem  Tag ganz viele Abenteuer erlebt

Diese und andere Gute-Nacht-Geschichten haben wir jetzt für Sie gebündelt. Denn eines steht fest: Unsere Leser haben viel Fantasie und können wunderbare Gute-Nacht-Geschichten für Kinder schreiben. Im Frühjahr hatten wir die Leser des „Kölner Stadt-Anzeiger“ aufgerufen, uns ihre selbst ausgedachten Geschichten zu schicken. Und die Resonanz war enorm: Mehr als 300 Texte trudelten bis zum Einsendeschluss bei uns in der Redaktion ein.

Viele schickten gleich mehrere Geschichten  – manche bis zu sieben in einer Postsendung oder E-Mail. Die meisten Zusendungen kamen natürlich aus Köln und der Region – manche aber auch von ganz weit her. So erhielten wir Post aus Bayern, aus Norddeutschland und sogar aus den USA. „Meine Tochter hat über die Aktion in der Zeitung gelesen und mir die Infos weitergeleitet“, stand dann im Anhang.

Schmidt, Carina - Die Abenteuer des kleinen Regenwurmes

Die Abenteuer des kleinen Regenwurmes.

Spannend, originell und kreativ

Auch einige Kinder haben uns ihre selbst erdachten Geschichten geschickt. Ein paar Gedichte waren auch unter den Einsendungen, sogar ganze Lieder, liebevoll selbstgestaltete Bücher und Hip-Hop-Rap-Texte. Für uns hieß es also lesen, lesen, lesen – und das mit dem größten Vergnügen, denn die meisten Geschichten waren spannend, originell und kreativ.

Die Auswahl fiel daher wirklich schwer. Da das Buch sonst zu dick geworden wäre, mussten wir uns auf 50 Geschichten beschränken. Alle Einsender, deren Geschichten es leider nicht ins Buch geschafft haben, bekommen ein kleines Dankeschön vom KSTA Shop zugeschickt.

Bei der Auswahl ging es uns um eine gute Mischung für das Buch – auch thematisch. Mehr als deutlich wurde, dass unsere Leser  große Tierfreunde sind. Denn in den meisten Geschichten kamen ein oder mehrere Tiere vor: Regenwürmer, die in bislang unentdeckte Erdlöcher schlüpfen, ein Panda, der auf Entdeckungsreise durch den Zoo geht und ein Hahn, der  mit Hilfe einer Hupe den ganzen Hühnerstall und Bauernhof aufweckt.

Auch der Mond scheint unsere Hobby-Autoren sehr zu faszinieren: Himmel, Sterne und eben vor allem der Mond kamen in vielen, vielen Einsendungen vor.  Bebildert wurden alle Geschichten von der Kölner Illustratorin Sabine Voigt.

Mit der Rucki-Zucki-Rakete durchs Weltall

Manche Geschichten waren historisch und realistisch, andere besonders fantasievoll und kreativ. Da gibt es zum Beispiel die Mollis vom Mond, die mit der Rucki-Zucki-Rakete durchs Weltall fliegen. Oder den  kleinen Drachen, der viel lieber Pilze als Fleisch essen möchte.

Eine der 50 ausgewählten Geschichten können Sie heute schon lesen: Andrea Wittwer war eine unserer ersten Einsenderinnen. Sie hat über den „Kleinen Angsthasen“ geschrieben, der mit Hilfe einer Freundin lernt, mutig zu sein. Über ihre Geschichte schreibt sie selbst: „Ich habe immer schon gerne geschrieben und mir fantasievolle Geschichten ausgedacht. Seit ich stolze Patentante von vierjährigen Zwillingen bin, schreibe ich natürlich besonders gerne Gute-Nacht-Geschichten für die beiden.

Ich mag es, wenn Geschichten neben dem Unterhaltungscharakter auch noch eine gewisse Botschaft haben. »Der kleine Angsthase« ist eine Geschichte über Freundschaft und Mut. Eine Geschichte ist dann für mich gut, wenn die Kinder sie immer wieder hören wollen, obwohl sie den Text schon beinahe auswendig können.“

Einen Satz bekamen wir ganz oft in den Einsendungen zu lesen: „Ihr Aufruf im Kölner Stadt-Anzeiger hat uns inspiriert, die Geschichten, die wir unseren Kindern und Enkeln schon seit langer Zeit erzählen, endlich einmal zu Papier zu bringen.“ Viele bedankten sich sogar für unsere Aktion und für die „tolle Idee, ein Buch mit den Gute-Nacht-Geschichten der Leser herauszubringen.

Das zeigt, welch großen Stellenwert Geschichten für das Einschlafen und für die Beziehung zwischen Kind und Erzähler haben. Die meisten unserer Einsender sind Großeltern, die es lieben, ihren Enkeln spannende, lustige und fantasievolle Geschichten zu erzählen. Oder sogar gemeinsam mit ihnen genau solche zu erfinden.

Sie erfinden nicht gerne, sondern lesen lieber vor? Dann ist unser Buch  „Gute-Nacht-Geschichten – Erzählt von unseren Leserinnen und Lesern“ wie gemacht für Sie.  Nicht nur ideal für Geburtstag, Weihnachten und Nikolaus, sondern für fast jede Gelegenheit. Denn ein schöneres Geschenk für Kinder, als gemeinsam verbrachte Kuschel- und Lesezeit, gibt es nicht.

Buch Gute-Nacht-Geschichten

Vorbestellen kann man das Buch „Gute-Nacht-Geschichten“  (Preis 19,95 Euro)  ab sofort.

Alle Infos zum Buch

Vorbestellen kann man das Buch „Gute-Nacht-Geschichten“  (Preis 19,95 Euro)  ab sofort unter www.ksta.de/shop oder telefonisch unter 0221/ 56 799 303. Lieferbar sein wird das Buch voraussichtlich ab dem 6. November 2017. Ab diesem Zeitpunkt können Sie es dann auch in unserem Servicecenter in der Breite Straße in Köln und in ausgewählten Buchhandlungen erwerben.

 Interview mit der Illustratorin Sabine Voigt

Interview_voigtneu

Die besten Ideen kommen per Gedankenblitz: Die Kölnerin  Sabine Voigt hat das Gute-Nacht-Geschichten-Buch bebildert.

Frau Voigt, Sie illustrieren die 50 ausgewählten Lesergeschichten für das „Gute-Nacht-Geschichten“-Buch. Wie läuft Ihre Arbeit genau ab? Ich streiche mir beim ersten Lesen der Geschichten schon Szenen an, die besonders interessant sind oder die „ein gutes Bild“ abgeben würden. Dann mache ich mir zuerst eine Skizze per Hand und fertige danach eine Tuschezeichnung an.

Warum eine Tuschezeichnung? Die Linien der Illustrationen brauchen einen guten Schwung, und mit der Tuschefeder geht das besser, die Zeichnungen werden lebendiger. Danach scanne ich die Zeichnungen ein, arbeite die Linien aus und koloriere sie am Computer.

Sie sitzen also vor allem in Ihrem Atelier? Ja, tatsächlich die meiste Zeit, und dabei viel am PC. Ich arbeite inzwischen sehr viel mit einem elektronischen Zeichenstift. Damit kann ich kolorieren, aber auch radieren. Der Stift beschleunigt mein Arbeitstempo. 

Wie schnell geht das alles? Das dauert länger als man denkt. Für eine aufwendige Zeichnung brauche ich schon drei bis vier Tage. Ich arbeite viel mit Photoshop, verändere und verbessere meine Illustrationen ständig. Ich finde es schwierig, mich länger als drei Stunden auf eine einzige Illustration zu konzentrieren. Irgendwann sehe ich dann nicht mehr, ob mein Werk gut ist oder nicht. Ich finde es immer hilfreich, Arbeiten auch über Nacht liegen zu lassen.

Was ist Ihnen an Ihren Illustrationen besonders wichtig? Sie sollen die Geschichten nicht nur nacherzählen, sondern eine eigene Ebene hineinbringen. Das können zum Beispiel süße Details an den Figuren sein oder Aspekte, die gar nicht explizit in der Geschichte drin stehen. Ich lasse zwei Charaktere Nase an Nase zusammen stehen, zum Beispiel. Oder denke mir, es wäre schön, wenn der eine den anderen in der Illustration umarmt.

Müssen Illustrationen für Kinder anders aussehen als für Erwachsene? Ja, ich finde schon. Wir hatten im Vorfeld abgesprochen, dass die Charaktere im Buch nicht bedrohlich, sondern freundlich aussehen sollen. In einer Geschichte kommt zum Beispiel ein Drache vor. Er sieht in meiner Illustration nicht beängstigend aus, sondern ein bisschen lustig. Es sind ja Gute-Nacht-Geschichten und die Kinder sollen nicht mit angespannter Stimmung ins Bett gehen.

Voigt, Robert - Der Pirat, der nicht mehr stehlen wollte

Der Pirat, der nicht mehr stehlen wollte.

Welche Art von Geschichten gefallen Ihnen am besten? Die besonderen Geschichten, die ein Thema aufgreifen, von dem ich bisher so in der Art noch nie gelesen habe. In einer Geschichte zum Beispiel reitet ein Junge auf einem Staubsauger-Drachen durch die Nacht. So etwas kann ich dann natürlich toll optisch aufgreifen.

Sie machen aber nicht nur Illustrationen für Kinder … Nein, ich arbeite immer an verschiedenen Aufträgen. Unter anderem fertige ich regelmäßig Illustrationen für ein Magazin zum Thema Schädlingsbekämpfung an. Da zeichne ich dann böse Ratten und mitunter ein paar fiese, hässliche Typen. Das ist etwas ganz anderes. Das Schöne an der Illustration der Gute-Nacht-Geschichten ist, dass ich sehr frei bin.

Was ist Ihnen bei Ihren Figuren wichtig? Dass sie ein Gefühl ausdrücken und einen Charakter haben. Meine Elfen und Feen dürfen zum Beispiel auf gar keinen Fall aussehen wie bei Walt Disney. Momentan zeichne ich eine Prinzessin für eine der Geschichten und die wird nicht schlank und blond, sondern dick. Ich finde es gut, wenn man Kindern anhand von Illustrationen etwas mitgeben kann, zum Beispiel, dass wir Menschen eben alle verschieden aussehen.

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration? Ich bin ja inzwischen 53 Jahre alt und zeichne seit meiner Kindheit. Von daher bin ich ganz gut im Training, auch wenn die zündende Idee mal ausbleiben sollte. Die besten Ideen kommen mir immer per Gedankenblitz: Ich sehe die fertige Illustration dann plötzlich in meinem Kopf vor mir. Deswegen habe ich auch immer einen Zettel und Stift auf meinem Nachttisch liegen. Die Zeit kurz vor dem Einschlafen ist für Ideen die beste.

Was unterscheidet Ihre Illustrationen von denen der Kollegen? Es gibt viele gute Illustratoren. Jeder, der das ernsthaft betreibt, findet irgendwann seinen eigenen Stil. Mir ist wichtig, dass meine Figuren Charaktere sind, keine Abziehbilder. So als hätten sie eine eigene Persönlichkeit. Wenn ich ein Schaf zeichne, dann steht das nicht nur auf der Weide, sondern hat einen ganz eigenen Ausdruck.

Das Gespräch führte Christina Rinkl Sabine Voigt  (53) arbeitet als freie Illustratorin in Köln-Lövenich und hat Design in Düsseldorf und Kunst in San Diego, USA, studiert.   www.voigt-sabine.de

Eine Leseprobe aus dem Buch

Es war einmal ein kleiner Hase, der hieß Peppi. Peppi war so ängstlich, dass ihn alle nur „Angsthase“ nannten. Er fürchtete sich vor allem. Wenn es Tag war, fürchtete er, die Sonne könne ihn verbrennen. Wenn es Nacht war, fürchtete er sich vor der Dunkelheit. Er fürchtete sich vor großen Tieren, weil sie ihn fressen könnten. Und er fürchtete sich vor kleinen Tieren, weil die so komisch krabbelten. Und weil er solche Angst hatte, ging er nie raus um mit den anderen Hasenkindern zu spielen, weil ihm dort ja fürchterliche Dinge passieren könnten, so dachte er.

Die anderen Hasenkinder lachten ihn aus. „Angsthase, Angsthase!“, riefen sie ihm zu, wenn sie an seinem Hasenbau vorbeihoppelten, um in den Wald zu gehen und zu spielen. Nur Fina, ein kleines Hasenmädchen, hatte Mitleid mit Peppi. Sie ging zu ihm und sagte: „Angsthase, komm doch mit uns spielen! Wir wollen zum Fluss und dort über die Steine hüpfen!“ „Nein“, sagte der kleine Angsthase traurig, „ich könnte doch im Fluss ertrinken!“  „Wenn Du untergehst, dann ziehe ich dich raus!“ sagte Fina. „Wirklich?“, fragte der kleine Angsthase. „Großes Hasenehrenwort!“, antwortete Fina. Und so nahm der kleine Angsthase seinen ganzen Mut zusammen und hoppelte mit Fina zum Fluss. Die beiden hatten einen Riesenspaß und Peppi hatte gar keine Angst, weil er ja wusste, dass Fina ihm helfen würde.

Wittwer, Andrea - Der kleine Angsthase dunkle-höhle2

Der kleine Angsthase

Am nächsten Tag kamen die Hasenkinder wieder an dem Bau des Hasen vorbei. Fina rief: „Hey, Angsthase, komm doch mit uns spielen! Wir wollen im Wald Tannenzapfen sammeln!“ „Nein,“ sagte Peppi wieder traurig, „ich könnte doch einen Tannenzapfen auf den Kopf bekommen und mir wehtun!“ „Wenn ein Tannenzapfen vom Baum fällt, dann fange ich ihn auf!“, sagte Fina und tätschelte ihm sein Köpfchen. „Wirklich?“, fragte der kleine Hase. „Großes Hasenehrenwort!“, antwortete Fina. Und so ging der kleine Hase mit den anderen Hasenkindern Tannenzapfen sammeln und hatte am Abend die meisten und schönsten Tannenzapfen von allen. 

Am nächsten Tag wollten die Hasenkinder verstecken spielen. Fina kam wieder zu Peppi und sagte: „Komm, wir spielen verstecken!“ „Nein“, sagte der kleine Hase. „Was ist, wenn ich mich verlaufe?“ „Dann suche ich dich, bis ich dich gefunden habe!“, sagte Fina. „Wirklich?“, fragte der kleine Angsthase. „Großes Hasenehrenwort!“, antwortete Fina. So gingen die Hasenkinder in den Wald und hatten viel Spaß bei ihrem Versteckspiel.

Als sie abends auf dem Nachhauseweg waren, stolperte Fina plötzlich und fiel kopfüber in ein tiefes Loch. „Hiiiilfe!“, rief sie verzweifelt. Dem kleinen Hasen wurde so angst und bange, dass er am liebsten auf und davon gelaufen wäre. Er schluckte. „Ich muss ihr helfen!“, sagte er sich. „Das hätte sie ganz sicher auch für mich gemacht!“ Er nahm all seinen Mut zusammen, packte sich einen langen Stock und sagte zu einem der anderen Hasenkinder: „Hier, halte du den Stock, ich lasse mich an ihm herunter und ziehe Fina hoch!“ Und das tat er dann auch.

Der kleine Angsthase kletterte mit klopfendem Herzen und zitternden Beinen in die Grube und zog Fina mit viel Mühe aus dem Loch. Die anderen Hasen applaudierten. „Gut gemacht, Peppi!“, lobten sie ihn und klopften ihm auf die Schulter. Sie hatten ihn das erste Mal nicht „Angsthase“ genannt! Peppi freute sich sehr darüber und strahlte über das ganze Gesicht.

Später, als der Hase schon im Bett lag, erzählte er seiner Mutter stolz von seinem Erlebnis. Die Hasenmutter sagte: „Das war sehr mutig von dir, kleiner Hase. Wie kommt es denn, dass du gar keine Angst hattest?“ Der kleine Hase antwortete: „Freunde passen aufeinander auf. Wenn man einen Freund hat, dann muss man keine Angst haben!“ „Wirklich?“, fragte die Hasenmutter. „Großes Hasenehrenwort!“ murmelte der kleine Hase und schlief lächelnd ein.

Von unserer Leserin Andrea Wittwer

KStA abonnieren