Zum Tag der ArchitekturDiese Objekte in Köln und Umgebung sind sehr sehenswert

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Zimmer mit Aussicht: Angelehnt an die Scheunen der Umgebung ist das Wohnhaus in der Eifel puristisch umgesetzt.

  • Am 29. Und 30. Juni 2019 lädt die Architektenkammer NRW zum Tag der Architektur ein.
  • Es gibt 171 Objekte in 88 nordrhein-westfälischen Städten und Gemeinden zu besichtigen.
  • Wir haben 6 sehenswerte Objekte in Köln und Umgebung herausgesucht, die Sie am Wochenende besuchen können.

Das Altengrabengäßchen kann man schnell übersehen. Es verläuft ganz schmal, entlang der Mauer zum Bischöflichen Park in Köln. Wer hier einbiegt, tut es ganz gezielt. Wie zum Beispiel Wilhelm Schulte. Der Architekt entdeckte an diesem Ort ein eher unscheinbares Ensemble aus Ladenlokal und Gewerbehalle, das er sich aber ziemlich gut als sein neues Domizil vorstellen konnte. Vor zwei Jahren begann der Kölner mit der Renovierung, vor einem Jahr bezog er mit seinen 18 Mitarbeitern das Büro. Und das ist vor allem eines: offen. Die Räume sind großzügig, hell und die Übergänge sind fließend. So schön loftig, dass man sich am liebsten gleich dazu setzen würde.

Das Ergebnis will der 64-Jährige einem breiten Publikum vorstellen; nicht nur Fachleuten, sondern auch den Menschen im Viertel. „Wir sind ja neu hier und suchen den Kontakt zur Nachbarschaft“, sagt er. Deshalb bewarb er sich für den diesjährigen Tag der Architektur und gehört nun zu den sechs Projekten in Köln, die am 29. Juni öffentlich besichtigt werden können.

Der Tag findet in Nordrhein-Westfalen zum 24. Mal statt und die Architektenkammer präsentiert diesmal 170 Orte in 88 Städten und Gemeinden. „Räume prägen!“ Heißt das Motto, unter dem über aktuelle Trends beim Bauen und Wohnen informiert werden soll. Das Besucherinteresse an Architektur und Städteplanung wächst laut Veranstalter.

Weniger Bewerber als in den Vorjahren

Allerdings sind im Vergleich zu den Vorjahren viel weniger Bewerber zu verzeichnen. Das ist auch bundesweit der Fall. Der Trend, so mutmaßen Kenner, dürfte dem anhaltenden Bauboom und der damit verbundenen hohen Auslastung der Büros geschuldet sein. Die Branche hat in der Tat zu tun: Nach Angabe des statistischen Bundesamtes konnten in diesem Jahr alle Wirtschaftszweige des Bauhauptgewerbes zweistellige Umsatzzuwächse im Vergleich zum Vorjahr verbuchen.

Geringe Beteiligung

Schulte bedauert die geringe Beteiligung, zumal es gerade in Köln und Umgebung viel mehr zu erzählen gäbe. Vor allem über die Möglichkeiten als Normalverdiener trotz steigender Preise doch noch irgendwie an eine Immobilie zu kommen. Gemeint ist der anhaltende Trend zum gemeinschaftlichen Bauen. „Das senkt die Kosten und eröffnet ganz neue Möglichkeiten.“ Die Stadt Köln arbeitet gerade daran, eine Beratungsstelle für gemeinschaftliche Wohnformen und Baugruppen einzurichten.

Tag der Architektur:

Am 29. Und 30. Juni 2019 lädt  die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen zum Tag der Architektur  ein, 171 Objekte in 88 nordrhein-westfälischen Städten und Gemeinden zu besichtigen.  www.aknw.de

Aber wer sich zu diesem Thema am Tag der Architektur austauschen will, muss raus aus Köln, zum Beispiel nach Düsseldorf. Hier stellt sich die Baugruppe „Wohnen mit Kindern“ vor, die langjährige Erfahrungen vorweisen kann. Es ist bereits ihr drittes Wohnprojekt, das für 30 Familien eine freundliche, vielfältige und selbstbestimmte Nachbarschaft etablieren möchte.

Besondere Wohnformen sind auch die Leidenschaft Schultes. Spezialisiert hat er sich auf Sozialbauten und feiert damit Erfolge. 2017 erhielt sein Büro den NRW Landespreis für das Projekt „City Inklusive Troisdorf“. „Wir haben versucht, das Leben, Lernen und Arbeiten von Menschen mit und ohne Behinderung zu gestalten.“ Das Vorhaben stehe stellvertretend für sein Interesse, Menschen aus unterschiedlichen Lebenssituationen zusammenzuführen. Über diese Projekte gibt er während der Veranstaltung Auskunft - genauso wie über das eigene Büro im Altengrabengässchen. Alteingesessene Nachbarn dürften den Ort kaum wieder erkennen. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden hier Schuhe hergestellt, später Bilderrahmen. Einige charakteristische Merkmale wie eine der Säulen hat Schulte allerdings bewahrt. Der Keller mit seinen gemauerten Wänden führt jetzt ein zweites Leben als Besprechungsraum und auch bei der Auswahl des Mobiliars hat Schulte auf Geschichtsträchtiges gesetzt: Besonders charmant sind die ausrangierten Sessel aus dem Gürzenich. Die Wände nutzt der Architekt übrigens, um sein anderes Talent zu präsentieren: Von seinen Projektskizzen lässt er sich hin und wieder zu großformatigen Acrylgemälden inspirieren.

Sehenswerte Objekte am Tag der Architektur:

1. Loft zum Arbeiten

Irgendwann einmal wurden in der Halle Schuhe fabriziert, heute entstehen hier Bauten: Der lichte und luftige Atelierraum schafft eine beneidenswerte Arbeitsatmosphäre. Wilhelm Schulte und sein Team erzählen, wie sie die Gewerberäume zu einem modernen Büro umgewandelt haben.

Altengrabengäßchen 5-7 50668 KölnSamstag: 29.6.11-18 Uhr

2. Stadtwohnung als Oase

Einen Rückzugsort für eine Mutter mit zwei Töchtern mitten in der Stadt sollte es werden: Dazu hat das Büro „brammen Architektur„ eine Wohnung in einem Sechziger-Jahre-Haus kernsaniert und eine lichtdurchflutete Oase geschaffen.

Klosterstraße 104 50931 Köln-LindenthalSamstag: 29.6. 11-16 Uhr Sonntag: 30.6.11-14 Uhr

3. Wohnen in der Gruppe

Gemeinsam bauen: Wie kann das gelingen? Die Baugruppe „wmk3“ aus Düsseldorf besteht aus 30 Familien und stellt ihr drittes Wohnprojekt vor. Das Haus bietet Raum für Gemeinschaft und Individualität. www.post-welters.de

Hallesche Straße 12, 14, 16 40625 DüsseldorfSamstag: 29.6. 14 bis 17.30 Uhr

4. Lichtgestaltung

Die Beleuchtungsfirma Trilux hat seinen neuen Hauptsitz in Köln vom Architektenbüro GRAFT entwerfen lassen. Zu sehen ist genau das: Licht. Es wird nicht nur in den Räumen, sondern auch von außen dank Glasfassade in Szene gesetzt.  www.graftlab.com

Mathias-Brüggen-Straße 75 50829 Köln-OssendorfSamstag: 29.6. 12-1 UhrFührung um 12, 14 und 16 Uhr

5. Wo die Eifel clean und puristisch ist

Wie kann man ein Haus in eine Landschaft einfügen, die für eine lange Zeit von  Scheunen geprägt wurde?   Die Architekten dieses Objektes waren von der fünfköpfigen Familie beauftragt worden, eine gelungene Verbindung zur althergebrachten Anmutung der Gegend zu suchen und zu finden. Wir finden: Das haben sie auf jeden Fall geschafft. www.denzer-poensgen.de

Auf Bennfeld 15 53947 NettersheimSonntag: 30.6. 14-18 Uhr 6. Neue Scheune

Die alte Scheune von 1900 war völlig heruntergekommen, sollte aber als Wohnhaus wiederaufgebaut werden. Die Herausforderung bestand darin, Orte mit Funktion zu schaffen –  über Stockwerke und Lufträume hinweg. Alt Niederkassel 44 A 40574 Düsseldorf-NiederkasselSamstag: 29.6. 11-15 Uhr

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