Gedächtnis der Stadt wird gestärkt

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Das Historische Archiv der Stadt Köln beteiligt sich ebenfalls am KulturSonntag. Mit Bettina Schmidt-Czaia, der neuen Leiterin des Kölner Stadtarchivs, sprach Carl Dietmar.

KÖLNER STADT-ANZEIGER: Frau Schmidt-Czaia, seit einem halben Jahr sind Sie Leiterin des Historischen Archivs der Stadt Köln (HAStK), so der offizielle Name - wie sieht denn Ihre vorläufige Bilanz aus?

BETTINA SCHMIDT-CZAIA: Archivar in einer Millionenstadt wie Köln zu sein, ist natürlich wesentlich schwieriger als in einer mittleren Großstadt wie Braunschweig, wo ich zuletzt gearbeitet habe. Köln hat das größte kommunale Archiv nördlich der Alpen, mit einem Beständereichtum und einem Überlieferungswert, die in Deutschland unübertroffen sind. Diese Qualitäten müssen in der Kölner Öffentlichkeit nur bewusster gemacht werden.

Auch den Politikern?

SCHMIDT-CZAIA: Auch denen. Archive sind wichtige Informationsdienstleister, nicht nur für Historiker und die Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für Politik und Verwaltung, etwa in der Planungs- und Rechtssicherheit sowie bei der in einer Demokratie notwendigen Transparenz von Verwaltungshandeln. Leider ist das Wissen um diese Funktion von Archiven etwas ins Hintertreffen geraten, so dass dem HAStK seit 1994 annähernd die Hälfte der Stellen gestrichen wurde. Glücklicherweise gibt es da eine Trendwende zu vermelden: Ich konnte drei Stellen wieder besetzen, wir sind jetzt eine Mannschaft, die aus 29 Leuten besteht, und ich bin guten Mutes, dass wir die dringendsten Probleme, die es zu lösen gilt, in Angriff nehmen können.

Welche meinen Sie da konkret?

SCHMIDT-CZAIA: In erster Linie die Verkabelung des Hauses. Wir hatten keinen Anschluss ans städtische Intranet, wir sind nicht bzw. nicht angemessen im Internet präsent, wir hatten nur einen einzigen Internetzugang für alle Mitarbeiter. Die große Aufgabe, die auf uns zukommt, ist allerdings die Archivierung digitaler Daten, denn immer mehr Verwaltungsschriftgut wird nicht mehr analog gespeichert. Um Ihnen ein Beispiel zu nennen: Niemand kam auf die Idee, etwa den ersten Internetauftritt der Stadt zu archivieren. Auch das Ratsinformations-System der Verwaltung wird in naher Zukunft nur noch digital archiviert werden können.

Und da ist man Ihnen seitens der Verwaltung entgegengekommen?

SCHMIDT-CZAIA: Ja, das Archiv stößt zunehmend auf Unterstützung, schon die Archivierung digitaler Daten erfordert ja von Anfang an einen engen Kontakt zur Verwaltung. Wir verstehen uns in erster Linie als Kulturgutschützer, und dabei brauchen wir Unterstützung seitens der Verwaltung wie der Politik. Meine wichtigste Aufgabe in diesem halben Jahr war, die „Vernetzung“ dieses Hauses in der Stadt auch im übertragenen Sinn voranzutreiben.

Wie haben Sie diese ersten Monate persönlich empfunden?

SCHMIDT-CZAIA: Anstrengend, aber spannend. Bislang fehlte mir allerdings die Zeit, mich einmal ganz entspannt in der Stadt umzuschauen.

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