GleisbauSchaum im Schotter für längeres Leben

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Bayer Material Science experimentiert mit neuem Gleisbau. (Archivbild: dpa)

Bayer Material Science experimentiert mit neuem Gleisbau. (Archivbild: dpa)

Leverkusen – Man nehme: zwei Container mit Chemiekomponenten, einen Ofen, ein Gebläse, eine Schablone und eine Spritztüte, stelle das Ganze auf Waggons - schon ist die Revolution auf die Schiene gesetzt.

So einfach ist die Sache nicht. Doch die Idee, die hinter dem Gemeinschaftsprojekt von Bayers Kunststoff-Tochter Material Science und dem Gleisbauer Frenzel steckt, liegt recht nahe: Der Schotter, in dem die Eisenbahnschwellen liegen, wird mit Hilfe des bewährten Polyurethan-Schaums „Bayflex“ fixiert. Das macht den Unterbau stabiler. Viel stabiler: „Wir denken, das hält bis zu 30, 40 Jahre“, berichtete am Dienstag Ralph Herbst. Normalerweise muss ein Bahngleis alle zwei, drei Jahre zumindest aufgeschottert werden. Da lohnt es, sich Gedanken über längere Haltbarkeit zu machen.

Herbst beackert potenzielle „new markets“ für Bayer Material Science. Und der Gleisbau ist ein Weltmarkt - tatsächlich befindet sich eine von vier testweise eingeschäumten Schotterstrecken in China, an der Wuhan-Jangtse-Brücke. Zu den deutschen Testabschnitten in Uelzen und Berlin kommt in dieser Woche einer hinzu: Seit Montag arbeitet sich der Bauzug am Südende des Chemparks zur Ausfahrt Flittard vor: Alle vier Minuten geht es um eine Schwelle nach vorne. Das ist zu langsam, „aber an der Geschwindigkeit arbeiten wir noch“, sagt Herbst. Das Arbeitstempo steht derzeit aber noch nicht im Vordergrund. Sondern das Verfahren.

Zunächst wird das frisch verlegte Gleisbett mit 100 Grad heißer Luft erwärmt, sodann mit einem Lüfter getrocknet. „Feuchtigkeit können wir nicht gebrauchen“, erklärt Martin Hecker, der den Experimental-Verlegezug betreut. Danach führen zwei Arbeiter eine große Spritze in den Raum zwischen den Betonschwellen. Mit Hilfe einer Schablone wird das noch flüssige „Bayflex“ eingebracht; drei Minuten später ist die Substanz aufgeschäumt und fest. Der Schotter ist fixiert, dennoch können sich die Steine in Grenzen bewegen.

Die Dosierung ermitteln die Gleisbauer mittels „Eimerschuss“: Ein ganz gewöhnlicher Haushaltseimer wird so hoch mit Schotter gefüllt, wie er auch am Gleis verlegt ist. Dann kommt „Bayflex“ hinein, die Ausschäumung der Hohlräume wird beobachtet. Der Schaum darf nicht überquellen: Ganz oben liegt weiterhin eine lose Schotterschicht. Ob man die wohl auch fixieren könnte? Ralph Herbst: „Das überlegen wir noch.“

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