Hannah KöpfLuftige Lieder aus Jazz

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Sängerin Hannah Köpf. (Bild: Max Grönert)

Sängerin Hannah Köpf. (Bild: Max Grönert)

Ein Lehrer ist an allem Schuld. Der Pädagoge, der Hannah Köpf eines Tages fragte, ob sie nicht Keyboard in der Schulband spielen wolle. Schließlich habe sie doch Klavierunterricht. Hannah Köpf willigte ein, musste aber bald feststellen, dass sie mit ihrer klassischen Klavierausbildung in der Pop-Musik nicht weit kam: „Ich konnte zwar perfekt Mozart spielen, aber keine modernen Grooves.“ Da kam wieder der Lehrer ins Spiel, der ihr sagte: „Sing doch einfach mal.“ Geraten, getan, und so kam Hannah Köpf zu ihrer wahren Passion, die sie seit den Tagen in der Schülerband konsequent weiterverfolgt hat. Hannah nahm Gesangsunterricht, und ihr Berufswunsch stand auch schon bald fest: Auf jeden Fall etwas mit Musik sollte es sein, und am liebsten natürlich auch Gesang.

Schon bald nach dem folgenschweren Rat des Pädagogen begann Köpf, sich selbst Gitarre beizubringen und Songs, die sie im Radio hörte, nachzuspielen. Außerdem entdeckte sie ihr Talent zum Arrangieren und Komponieren. Auf einem Mehrspurgerät hielt sie ihre frühen musikalischen Gehversuche fest. „Es wäre heute sicherlich interessant, die alten Tapes noch einmal anzuhören“, sagt die 30-Jährige lachend.

Wenn man die Musik ihres gerade erschienenen Debüts „Stories Untold“ anhört, kann man kaum glauben, dass die Zeit in der Schülerband so lange noch nicht her ist: Die Lieder klingen gleichzeitig verspielt und erwachsen, und Hannah Köpfs klare Stimme passt perfekt zu der Mischung aus Pop, Singer / Songwriter und Jazz. Die luftigen Arrangements, größtenteils mit Klavier, Bläsern oder Streichern, sind weder überladen noch zu reduziert. Jedes einzelne Teil fügt sich genau an den richtigen Platz. Dazu die Texte, die bis auf einen auch alle aus Köpfs Feder stammen: Mal emotional-tiefgründig, mal augenzwinkernd-ironisch lotet sie Lebensstationen und Lebenssituationen aus. „Unconditionally“ erzählt zwischen warmen Posaunenklängendavon, wie auch in einer langjährigen Beziehung die Liebe jeden Tag aufs Neue erblüht.

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Der rhythmische Midtempo-Song „What Mama said“ handelt davon, dass die Eltern ihren Kindern nicht alles verbieten können, da der Nachwuchs sowieso macht, was er will - und das ist ja auch gut so. Schließlich müssen auch Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen. „Ich bin glücklicherweise sehr frei aufgewachsen“, betont Köpf. „Meine Eltern haben mich beispielsweise so viel Schnee essen lassen, bis ich davon Bauchweh bekommen habe. Da habe ich dann gewusst, warum das nicht so gut ist.“

Die meisten Lieder sind autobiografisch. „Ich habe einerseits einen ganz schön egoistischen Beruf, da die Songs sehr selbstbezogen sind“, sinniert Köpf. „Aber wenn meine Musik auch anderen gefällt und ihnen Freude macht,gebe ich auch wieder etwas. Das ist ein großer Luxus und ein besonderes Geschenk, dass ich das machen kann, was mir am meisten Spaß macht.“

Das Album wurde größtenteils in Osnabrück aufgenommen, in einem umgebauten Bauernhof. „Das war eine tolle Atmosphäre, da wir alle aus dem Alltag heraus waren und uns so ganz auf die Musik konzentrieren konnten“, erzählt Köpf mit strahlenden Augen. Ihre Mitmusiker hatte sie schon zuvor in der Kölner Jazz-Szene kennengelernt. Trotz ihres jungen Alters sind auch sie kein unbeschriebenes Blatt mehr. Der Trompeter Frederik Köster etwa hat mit seinen gerade einmal 32 Jahren schon den Deutschen Jazzpreis, den Echo und den WDR-Jazzpreis geholt.

Nach ihrem Abitur ging Hannah Köpf nach Amsterdam, um dort Jazzgesang zu studieren. Nach ihrem erfolgreichen Abschluss begann sie noch ein Lehramtsstudium an der Musikhochschule Köln, das sie auch schon fast beendet hat. „Damit habe ich noch etwas in der Hinterhand, falls es mit der eigenen Musik nicht klappen sollte“, sagt Köpf. Schon jetzt unterrichtet sie Gesang an zwei Kölner Musikschulen.

Zukunftssorgen muss sich die gebürtige Kölnerin aber zunächst wohl keine machen. Denn jetzt startet sie auch mit ihrem ersten Album so richtig durch: „Stories untold“ erscheint in Zusammenarbeit mit der Musikzeitschrift Jazz Thing in der Reihe „Jazz Thing next Generation“. „Das ist natürlich ein gutes Renommee“, freut sich Hannah Köpf. Auch die anstehende Tour wird von Jazz Thing präsentiert. Am 26. September findet im Stadtgarten (Venloer Straße 40, Eintritt an der Abendkasse zwölf Euro, acht Euro ermäßigt) das Release-Konzert statt. Die Zuhörer dürfen sich dann auf „Special Guests“ freuen, die bei den anderen Konzerten der Tour nicht alle dabei sein können.

„Noch bin ich Musikerin, Managerin und Bookerin in einem“, sagt Köpf. Ihre Tour, die sie durch ganz Deutschland führt, hat sie ganz allein organisiert. „Ich hatte glücklicherweise viele positive Reaktionen der Club-Besitzer, so dass das nicht so schwierig war.“ Nun gilt es, auch das Publikum von ihrer Musik zu überzeugen.

Doch bei solch einer erfrischend-jungen Interpretation des Jazz, die sich auch nicht zu schade dafür ist, eine geschmackvolle Verbindung mit dem Pop einzugehen, dürfte das kein Problem sein. Mit solchem musikalischen Nachwuchs überlebt das altehrwürdige Genre locker auch die nächsten 150 Jahre.

Musiker, die vorgestellt werden möchten, wenden sich an den „Kölner Stadt-Anzeiger“, Rufnummer 2 24-23 23, E-Mail: KSTA-Stadtteile@mds.de, Anschrift: Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln.

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