Hausmann als Lebensaufgabe

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Der Ganzzeitvater fühlt sich „als Exot unter

Exoten“ - Negativfaktor „Verblödung“

Bonn - Morgens um elf. Während die überwältigende Mehrheit der deutschen Väter im Büro sitzt oder in der Fabrikhalle steht, tollt Hans Alef mit seiner zweijährigen Tochter Alwina in der Wohnung herum. Mama ist schon längst im Büro. „Das bisschen Haushalt“, wie Hans Alef, 39, selbst sagt, hat er für heute fast schon erledigt. Der Oberkasseler ist Hausmann und Vater. Und das nicht, weil er im Erziehungsurlaub ist. Hans Alef hat den radikalen Schritt gewagt: Er hat vor drei Jahren den Beamtenberuf an den Nagel gehängt, um von montags bis sonntags für ein Kind da zu sein, das es damals noch gar nicht gab.

Nach nun zweieinviertel Jahren Ganzzeitvater sein Fazit: „Es ist mit Abstand die schönste und sinnvollste Arbeit.“ Vorteil für Ehefrau Astrid: Die 37 Jahre alte promovierte Chemikerin konnte nach sechs Wochen Mutterschutz wieder zurück in die Marketingabteilung einer Königswinterer Biotechfirma und ernährt die Familie.

Eine Statistik darüber, wie viele Väter in Bonn den Job des Hausmanns antreten, gibt es nicht. „Schon die Zahl der Väter im Erziehungsurlaub ist sehr, sehr gering - trotz des Rechtsanspruchs seit 2001“, sagt Gisela Suchy von der Familienbildungsstätte. Hans Alef als Ganzzeitvater ist da nach eigenen Erfahrungen ein „Exot unter den Exoten“. Er hat mit der alten Vorstellung des Familienernährers nichts am Hut, hatte keine Lust auf die Zerreißprobe Familie und Beruf, von der auch immer mehr berufstätige Väter ein Lied singen, so die Beobachtung der Familienbildungsstätte, die mit dem Katholischen Bildungswerk in diesem Jahr eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Neue Väter! Männer in Familie und Beruf“ anbietet.

Hans Alef betrachtet den „Beruf des Hausmanns“ als Privileg. Viele Männer wollten nicht aus ihrer Rolle heraus, viele aber könnten aus diversen finanziellen Gründen auch gar nicht aus der Arbeitswelt aussteigen, weiß der 39-Jährige aus Erfahrungen mit Freunden und Bekannten: „Ich glaube, viele Väter beneiden mich, wenn ich erzähle, dass ich mit Alwina den ganzen Tag draußen in der Sonne war.“ Seine Entscheidung, nach zwanzig Jahren aus dem Berufsleben auszusteigen, wurde im Freundeskreis von Männern und Frauen nicht selten mit Unverständnis aufgenommen: „Einige so genannte Freunde haben sich deshalb zurückgezogen.“

Kein Chef, kein Stress, keine festen Arbeitszeiten, kurzum Freiheit - Alef preist seinen Beruf mit ganzer Überzeugung. Zeitlich gebunden ist er höchstens, wenn er mit Alwina an der wöchentlichen Turn- oder an einer der drei Krabbelgruppen teilnehmen will. Wie den anderen Eltern dort - fast ausschließlich Mütter - ist es ihm wichtig, dass sie sich nicht nur über ihre Kinder unterhalten: „Wir sprechen viel über Politik und Gesellschaft; ansonsten ginge ich da nicht hin.“ Überhaupt: Als großen Negativfaktor - neben dem Verlust sozialer Kontakte - sieht er die Gefahr der „Verblödung“, wenn nur noch das Kind im Mittelpunkt steht. Deshalb besucht er auch eine internationale Krabbelgruppe, wo überwiegend Englisch gesprochen wird. Seinem Hobby „fernöstliche Kampfkünste“ frönt er als Trainer mehrmals die Woche, wenn seine Frau abends zu Hause ist.

Ob er jemals wieder ganztags arbeiten geht, weiß Hans Alef noch nicht. „Wenn, dann wegen der Rente.“ Für den Herbst, wenn Alwina in den Kindergarten kommt, sucht er einen Halbtagsjob. Oder aber er wird noch einmal Vater und bleibt für weitere Jahre zu Hause. (val)

Infos zu den weiteren Veranstaltungen „Neue Väter! Männer in Familie und Beruf“ unter der Nummer 0228 / 94 49 00.

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