Haziran Zeller: Die beste Reaktion auf die geplante NPD-Demo in Berlin

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Mehrere hundert Neonazis in Dresden bei einer NPD-Demonstration.

Mehrere hundert Neonazis in Dresden bei einer NPD-Demonstration.

Es ist eigentlich wie immer. Die NPD provoziert, und ganz Deutschland fällt darauf herein. Jetzt ist es die Geschichte mit der Neonazi-Demo am Brandenburger Tor, die viele am liebsten verbieten lassen würden. Dass es problematisch ist, den Umzug einer Gruppierung zu untersagen, die selbst nicht verboten ist, sollte jedem klar sein. Und wo kämen wir hin, wenn allen missliebigen Demonstrationen durch Verbote begegnet würde? Wer die NPD undemokratisch nennt (und das zu Recht), der darf solche Ideen nicht einmal im Ansatz erwägen. Er würde sich mit den „Undemokraten“ auf eine Stufe begeben.

Was aber kann man dann tun, um den „Braunen“ zu zeigen, dass sie nicht erwünscht sind? Aber natürlich: auf zur Gegendemo! Doch mit diesem ehrenwerten Versuch, fürchte ich, erreicht man das Gegenteil. Man tut den Neonazis einen Gefallen, wenn man ihre bodenlosen Auftritte auch noch ernst nimmt. Und man spielt ihnen in die Hände, denn Publicity ist und bleibt Publicity, ob positiv oder negativ.

Eine Protest-Demo im großen Stil sollte sich nach meinem Gefühl auch gegen große Bedrohungen richten. Eine solche wäre die NPD zwar gern, ist sie allerdings nicht. Die zehn Prozent, die sie in Sachsen geholt hat, hat sie „dank“ hoher Arbeitslosenzahlen und der Angst vor Reformen erreicht. Die jüngsten Ergebnisse aus Schleswig-Holstein zeigen, dass die Partei keinen anhaltenden Auftrieb erfährt. Mit ihren mickrigen 1,9 Prozent, die sie dort erreicht hat, gilt im Kieler Landtag für sie der Satz: Wir müssen leider draußen bleiben.

Ich fände es viel gescheiter, die NPD als Institution möglichst zu ignorieren und zugleich ihre ideologischen Sprüche mit einem klaren „Nein“ auf jeder gesellschaftlichen Ebene zu beantworten. Statt gegen die NPD auf die Straße zu gehen, sollten wir lieber die Stärke des Wortes und die Macht des demokratischen Gedankens demonstrieren.

Deshalb schlage ich vor, dass die Berliner entlang der Marschroute der NPD einfach ihre Rollläden herunterlassen, die Vorhänge zuziehen und nicht einmal aus dem Fenster schauen. Dass außerdem kein Berliner am Demonstrationszug entlangspaziert. Kurz: Null Beachtung für diesen Trott. Sollen die NPD-Anhänger doch durch leere Straßen stampfen, bis ihnen die Puste ausgeht. Solch eine kollektive Aktion, bei der die Rechtsradikalen ihre schlechte Clownerie vor leerer Manege runterspulen müssten, könnte sehr viel effektiver zeigen, dass sie nicht erwünscht sind, als Verbote oder Gegendemos. Denn was nützt der lauteste Aufschrei der NPD, wenn ihn kein Mensch hören will?

Unser Autor (16)gehört zum „Junge Zeiten“-Team der Redaktion Rhein-Sieg. Die Mitarbeiter gestalten in ihrer Freizeit die Jugendseite des „Kölner Stadt-Anzeiger“, die jeden Donnerstag erscheint.

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