Horch, Bugatti & CoKöln als Wiege des Automobilbaus

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Ettore Bugatti am Steuer eines Deutz-Pkw. Der Italiener tüftelte in Mülheim an eigenen Autos. (Bilder: Archiv)

Ettore Bugatti am Steuer eines Deutz-Pkw. Der Italiener tüftelte in Mülheim an eigenen Autos. (Bilder: Archiv)

Köln – Wenn es heutzutage um geniale Gefährte aus deutscher Produktion geht, dann ist von Zuffenhausen die Rede; von Ingolstadt, Untertürkheim oder München – und manchmal sogar von Wolfsburg. Dabei stand eine Wiege des deutschen Automobilbaus in Köln, wo Männer tüftelten, die heute Legenden sind: Wilhelm Maybach, Gottlieb Daimler, Nicolaus Otto oder auch Ettore Bugatti.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fassten kühne Konstrukteure den Gedanken, Fahrzeuge mit Motoren anzutreiben und zu Massenprodukten zu machen. Doch nicht selten standen sie ihrer Vision von einer motorisierten Welt selbst im Weg. Das Streben nach Fortschritt war mit unternehmerischer Vernunft kaum in Einklang zu bringen. Die Anfänge des Automobilbaus waren geprägt von Versuch und Irrtum, von genialen Ideen – aber auch vom Scheitern.

Zum Beispiel in Ehrenfeld, wo August Horch in einem Pferdestall an der Venloer Straße seine ersten Modelle ersann. Gerade hatte er sich mit Carl Benz überworfen, in dessen Mannheimer Werk er die Abteilung Motorwagenbau geleitet hatte. Horch war 30 Jahre alt und viel zu enthusiastisch, um gleichzeitig genial und kompromissbereit zu sein. Jedenfalls nach Meinung von Carl Benz. Der fand, dass Autos grundsätzlich nicht schneller als 18 Stundenkilometer sein sollten. Aber derart gebremst konnte Horch nicht arbeiten. Der Konflikt trieb ihn in die Selbstständigkeit; nach Ehrenfeld, wo er Ende 1899 mit der Konstruktion eigener Automobile begann.

Nicht schneller als 18 Stundenkilometer

Horch wollte „unter allen Umständen nur große, starke und gute Autos bauen“. Ein hehrer Ansatz, allerdings überforderte Horch nun zwar nicht mehr Carl Benz, dafür aber sich und seine finanziellen Möglichkeiten. Bald gab er den Standort Köln auf, seine Suche nach Investoren führte ihn ins sächsische Zwickau, wo die Horch AG endlich zu Ruhm gelangte. Doch wieder gab es Schwierigkeiten: Horch zerstritt sich mit der kaufmännischen Leitung – und ging.

Bei der Gründung seines neuen Unternehmens sah er sich ganz neuen Schwierigkeiten ausgesetzt. Er hatte seinen Investoren zahlreiche Rechte übertragen müssen, unter anderem das Namensrecht an der Horch AG. Sein nächstes Unternehmen durfte nicht mehr heißen wir er. Also wählte er die lateinische Übersetzung seines Familiennamens. Aus Horch wurde: Audi. An die Kölner Wurzeln der Weltmarke erinnert die August-Horch-Straße in Gremberghoven, die in eine Straße übergeht, die einer weiteren Legende des Automobilbaus gewidmet ist: Ettore Bugatti.

Mit Abfindung Automobilfabrik gegründet

Der Italiener, geboren 1881, entwickelte bereits mit 17 Jahren erste Motorfahrzeuge. Im September 1907 unterschrieb er einen Anstellungsvertrag bei der Gasmotoren-Fabrik Deutz (GFD), der heutigen Deutz AG, wo er Serienfahrzeuge konzipieren sollte. Nebenbei tüftelte er im Keller seines Hauses in Mülheim an eigenen Konstruktionen. Die Karosserien und Innenausstattungen für jene Ur-Bugattis bestellte er bei der Ehrenfelder Firma Utermöhle, damals eine Weltmarke im Kutschen- und Motorwagenbau.

Weil seine Entwürfe der Firmenleitung in Deutz zu kühn erschienen, bekam Bugatti nach zwei Jahren die Kündigung. Mit der Abfindung gründete Bugatti seine eigene Automobilfabrik. Den ersten kommerziellen Erfolg feierte er mit dem Typ 13 – jenem Sportwagen, den er in seinem Mülheimer Keller entwickelt hatte.

In Deutz wurden nur wenige Personenkraftwagen gebaut. Dennoch gilt die heutige Deutz AG, gegründet im Jahr 1864 von Eugen Langen und Nicolaus Otto, dem Erfinder des Otto-Motors, als erste Motorenfabrik der Welt. Weitere berühmte Mitarbeiter waren Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach, die später das erste vierrädrige Kraftfahrzeug mit Verbrennungsmotor auf die Straße brachten (Carl Benz’ Motorwagen war ein Dreirad). In Köln kritzelte Daimler, von 1872 bis 1881 Technischer Direktor der Gasmotorenfabrik Deutz, auch den ersten Mercedes-Stern: Auf einer Postkarte an die Familie daheim markierte er sein Wohnhaus in Deutz mit einem Stern, der später von Köln aus um die Welt ging.

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