HospizvereinAnlaufstelle für die Freunde

Lesezeit 2 Minuten
Romy Kohler (l.) und ihr Chatbegleiter-Team mit Katharina Stielau, Andrea Beljo, Claudia Hassler, und Maxie Kohler. (Bild: Kurth)

Romy Kohler (l.) und ihr Chatbegleiter-Team mit Katharina Stielau, Andrea Beljo, Claudia Hassler, und Maxie Kohler. (Bild: Kurth)

Bergheim / Bedburg – Der Bruder, die Schwester, ein Freund oder eine Freundin - wenn ein naher Verwandter oder ein Freund früh stirbt, dann bleibt bei den Hinterbliebenen Schmerz, Trauer und oft Sprachlosigkeit zurück. Besonders junge Menschen wissen häufig nicht, an wen sie sich wenden sollen, um über die Trauer und den Schmerz zu reden. Der Gedanke, in einem Chatroom Hilfe zu finden, ist für Jugendliche nicht ungewöhnlich. „Denn Jugendliche halten sich im Internet auf“, sagt Claudia Hassler, eine der Mitbegründerinnen des im Hospiz Bedburg-Bergheim entstandenen Projekts zur Trauerarbeit von und für Jugendliche im weltweiten Netz. Das Besondere an der Idee und ihrer Ausführung würdigte jetzt auch das Bundesfamilienministerium.

Der Trauer-Chat wurde in Berlin mit dem Heinz-Westphal-Preis, dem Jugend-Oscar, für herausragendes Engagement von Jugendverbänden und Organisationen ausgezeichnet. Bundesweit belegte die Gruppe den mit 2500 Euro dotierten dritten Platz.

Eigene Erfahrungen

Die Idee entstand aus eigenen Erfahrungen. Katharina Stielau, Andrea Beljo, Claudia Hassler und Maxi Kohler wissen, wie schmerzvoll der Verlust von Freunden oder Geschwistern ist. Eine wichtige Anregung kam von Romy Kohler vom Hospiz. Ihr Sohn war 2003 plötzlich verstorben. Und sie musste nach gewisser Zeit feststellen, dass es für dessen Freunde keine Anlaufstelle gab. Vielmehr wollte die Clique ständig in „unserem Zuhause zusammen sein“, so Kohler. Irgendwann hat sie dann den Chatroom eines Freiburger Hospizes entdeckt. Im Juni entstand so der Chatroom mit dem Internetnamen „doch-etwas-bleibt“ und bietet seitdem feste Zeiten (montags 20 bis 22 Uhr) an, zu denen Jugendliche über ihre Lebenslage anonym sprechen können. Zuvor haben die Frauen im Alter von Anfang 20 bis Mitte 30 sich gründlich auf die Aufgabe vorbereitet. Und die ist nicht immer leicht, berührt nicht selten die eigene Vergangenheit und kann auch Schmerzen in älteren Wunden verursachen. Die Erfahrung mit dem Trauer-Chat sind positiv. „Wir freuen uns, wenn jemand sagt, dass ihm das Gespräch hilft“, sagt Andrea Beljo.

Die Jury begründet die Auszeichnung für das herausragende und modellhafte Engagement damit, „dass jungen Menschen, die eigene Trauererfahrung gemacht haben und sich damit auseinandersetzen mussten, bereit sind, sich ehrenamtlich Jugendlichen zur Verfügung zu stellen, die diese Situation eben erleben.“

KStA abonnieren