HundetagesstätteArchiv: Kindergarten für Vierbeiner

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Zarife Özsoy hat an der Dürener Straße „Zaris Hundetagesstätte“ gegründet – und wundert sich mitunter über den Umgang der Deutschen mit ihren Lieblingen. (Bild: Grönert)

Zarife Özsoy hat an der Dürener Straße „Zaris Hundetagesstätte“ gegründet – und wundert sich mitunter über den Umgang der Deutschen mit ihren Lieblingen. (Bild: Grönert)

Köln – „Es ist überhaupt nicht so einfach für uns. Wir trennen uns zum ersten Mal von unserer Raya“, sagt das Ehepaar aus Frechen. Die beiden sind mit ihrer anderthalb Jahre alten Hündin in die „Zaris Hundetagesstätte“ an der Dürener Straße gekommen. „Bis jetzt haben wir sie immer zur Arbeit mitgenommen, aber ab heute bleibt Raya tagsüber hier.“ Man sieht, wie schwer es dem berufstätigen und kinderlosen Paar fällt, sich von dem Tier zu trennen. Das Herz blute, sagt das Frauchen, während sich Raya mit der neuen Umgebung anfreundet. Ihr scheint die Trennung leichter zu fallen. Raya wird sich mit 42 anderen Hunden hier auf 1000 Quadratmetern austoben können.

Die Idee, eine Hundetagesstätte zu eröffnen, hatte die 38-jährige gebürtige Türkin Zarife Özsoy vor acht Jahren. Bis dahin konnte sie ihre geliebte Hündin Asena nicht mit zur Arbeit nehmen. „Als ich lange Zeit in einem Maklerbüro als Sekretärin arbeitete, war ich sehr traurig darüber, dass meine Hündin den ganzen Tag zu Hause alleine bleiben musste.“ Sie kündigte, um sich den Traum von einer Hundetagesstätte zu verwirklichen. Sie fand eine Immobilie und fing an. „Mittlerweile betreuen wir jeden Tag rund 30 Hunde, darunter sind viele Stammkunden“, sagt Özsoy stolz. Der Andrang ist groß. Wer sein Tier über die Feiertage gut aufgehoben wissen will, muss sich Monate vorher anmelden.

Eine Türkin als Chefin einer Hundetagesstätte – so etwas wäre im Herkunftsland ihrer Familie nicht denkbar. Und so seien auch ihre türkischen Verwandten am Anfang sehr skeptisch gewesen. Tiere hat man viele in Anatolien, aber keines lebt wie in Deutschland mit im Haus. „Auch meine Eltern hatten viele Tiere. Einen Hund zu Hause zu haben ist für sie aber fast undenkbar.“ Der Unterschied zum typisch deutschen Umgang mit dem Vierbeiner könnte kaum größer sein. Über das Verhältnis der Deutschen zu ihren Haustieren könne auch sie immer noch staunen. Vor allem kinderlose Paare seien sehr auf ihre Hunde fixiert. „Für manche sind die Hunde wie ihre eigenen Kinder. Manche bitten uns ernsthaft, ihre Hunde nicht laut anzuschreien, und wir sollen ihre Hunde auf keinen Fall zum Fressen zwingen.“ Zarife lacht laut und fügt dann hinzu, dass sich Hunde niemals zum Fressen zwingen lassen.

Von 7 bis 11 Uhr vormittags bringen die Kunden ihre Lieblinge zu Zarifes Hundetagesstätte. Danach gibt es hier bis 19 Uhr volles Programm: Hundeschule, die Pflege der Vierbeiner und natürlich freies Spiel auf der großen Hundewiese. Jeder Hund darf ein Lieblingsspielzeug mitbringen, und wenn sie mögen, haben die Vierbeiner sogar in ihrem Fach im Eingangsbereich ihr spezielles Futter, das Frauchen und Herrchen von zu Hause mitgebracht haben. Aber nicht jeder Hund darf hier rein. Er muss erst eine Probestunde bestehen, in der er seine Verträglichkeit mit anderen Gruppenmitgliedern zeigen muss. Klare Regeln, Ordnung und Strenge müssen sein in einer Hundetagesstätte. „Typisch deutsche Eigenschaften“ seien das, findet Zarife Özsoy. „Die Eigenschaften habe ich von meinem deutschen Mann.“ Ganz untypisch: Er konnte mit Hunden zunächst überhaupt nichts anfangen. „Jetzt mag er sie, wenn auch nicht so sehr wie ich,“ sagt Özsoy, während sie Raya streichelt. Sie ist sich sicher, dass auch Raya sich hier sehr wohlfühlen wird, während Frauchen und Herrchen erstmals ohne Hund den Tag genießen.

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