In Zülpich lebten mehr Juden als Protestanten

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Eine Ausstellung über das Schicksal der Zülpicher Juden ist zurzeit im evangelischen Gemeindezentrum zu sehen.

Zülpich - Nachweislich lebten seit dem 13. Jahrhundert Juden in Zülpich. Mit 150 Mitgliedern war die Kultusgemeinde noch vor 1933 weit größer als die der evangelischen Christen. Heute gibt es keine Juden mehr in Zülpich. Sie flohen vor den Nazis, soweit ihnen das möglich war, die meisten kamen im Holocaust um.

Der in der Römerstadt geborene und lebende Journalist Helmut Nagelschmitz (63) hat sich intensiv mit dem schwärzesten Kapitel der deutschen Vergangenheit sowie der Zülpicher Lokalgeschichte befasst. Insbesondere hat er die Schicksale der früher in Zülpich lebenden Juden aufgearbeitet. Das Ergebnis seiner Arbeiten ist jetzt im Gemeindezentrum der evangelischen Christuskirche ausgestellt.

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Knapp 50 Gäste kamen zur Eröffnung der viele Fotos und Dokumente umfassenden Schau. Die Ausstellung trägt den Titel „Gerettete Erinnerungen - Die jüdische Gemeinde in Zülpich“.

Pfarrer Ulrich Zumbusch sagte zur Eröffnung: „Wir müssen uns als Kirche mit unseren jüdischen Wurzeln auseinandersetzen, um zu verhindern, dass sich Schlimmes wiederholt.“ Was wohl auch nötig ist. Denn an die jüdische Gemeinde erinnert heute allenfalls noch die Gedenktafel an der Normannengasse, wo die von den Nazis zerstörte Synagoge früher stand.

Dass sich der Heimatforscher Nagelschmitz insbesondere mit dem Schicksal der Zülpicher Juden befasste, kam nicht von ungefähr. Sein Elternhaus stand dem Geschäft des jüdischen Kaufmanns Walter Juhl genau gegenüber. Juhl war einer der wenigen, die den Holocaust überlebten. Er emigrierte nach Israel. Auf seine Bitte hin trug Nagelschmitz die Bilder und Dokumente zusammen, um das Andenken an die Zülpicher Juden zu bewahren.

Buch zur Ausstellung

Das Ergebnis dieser jahrelangen Recherchen ist noch bis Totensonntag, 25. November, im Gemeindezentrum der Christuskirche zu sehen. Nagelschmitz hat sich auch in einem Buch des Themas angenommen, das Weihnachten unter dem gleichen Titel erscheinen soll, den auch die Ausstellung trägt: „Gerettete Erinnerungen.“

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