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Kölner BaumkatasterDas sind die größten, ältesten und kuriosesten Bäume Kölns

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Die Baumhasel auf dem Kolpingplatz zählt zu den dicksten ihrer Art in Köln.

Köln – Stellen Sie sich einen etwa hüfthohen Stapel Papier vor: So viele Seiten bräuchten Sie, um das Kölner Baumkataster auszudrucken. Das sollten Sie aber besser nicht tun, schon den Bäumen zuliebe. In diesem Baumkataster, der Name sagt es eigentlich schon, erfasst die Stadt Köln alle Bäume im öffentlichen Grün, zum Beispiel an Straßen, auf Spielplätzen und in Parks. Bäume in privaten Gärten oder den städtischen Wäldern sucht man vergeblich in dem Datensatz. Bisher sind die Standorte von mehr als 130 000 Bäumen erfasst. Das sind längst nicht alle Bäume in Köln. „Wie viele Bäume es in der Stadt gibt, kann nur der liebe Gott sagen“, erzählt Peter Schmidt. Der muss es wissen. Der 61-jährige Landschaftsarchitekt ist bei der Stadt für das Baumkataster zuständig. Im Laufe des nächsten Jahres sollen alle Straßenbäume digitalisiert sein. Das sind etwas mehr als 80 000. Fast 90 Prozent sind schon fertig.

So gut wie Schmidt kennt kaum jemand die Bäume in Köln. Unter den Tausenden weiß er, wo die einzigartigen stehen: „Wir haben etwa 180 Naturdenkmäler. Das sind besondere Bäume oder ganze Alleen wie am Bayenthalgürtel.“ Dabei gibt es in der Stadt nur extreme Standorte: Verglaste Häuserfronten und viel Asphalt sorgen im Sommer für große Hitze.

„Da verdunstet so ein Baum schon mal 300 bis 400 Liter Wasser am Tag.“ Und das ist für das Klima in Köln wichtig. „Ohne Bäume würden wir es hier an heißen Tagen kaum aushalten.“ Die Kölner seien gut bedient mit den vielen Grünflächen in der Stadt, so Schmidt: „Da beneiden uns viele Städte drum - sogar weltweit.“

Dabei gab es nicht immer so viele Bäume in Köln. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg standen nur noch wenige, die oft auch noch als Brennholz herhalten mussten. „Deshalb gibt es auch besonders viele Platanen in Köln.“ Die Bäume wachsen schnell und kommen gut mit Industrie in der Nähe klar.

Doch was macht einen Baum besonders? Schmidt: „Für mich hat jeder Baum seinen Reiz. Die Mischung aus Wuchsform, Größe, Farben oder Standort machen ihn immer besonders.“ Und besonders die Farben kann man jetzt im Herbst in Köln besonders prächtig erleben. Deshalb hat die Redaktion mit Schmidts Hilfe einige besondere Bäume in Köln rausgesucht und sie näher angeschaut.

Die stinkenden Bäume

Die Bäume in der Wevelinghovener Straße sorgen bei den Anwohnern nicht für Begeisterung: Denn von den 18 Ginkgo-Bäumen sind 13 weiblich. Und deren Früchte enthalten Buttersäure und stinken bestialisch. Aber warum pflanzt die Stadt weibliche Ginkgos? „Eigentlich kaufen wir nur männliche Ginkgos. Ob wir aber wirklich nur solche geliefert bekommen, sieht man erst nach 30 Jahren, wenn sie zum ersten Mal Früchte tragen“, erklärt Schmidt.

Einer der seltensten Bäume in Köln

Am Chor von Sankt Maria im Kapitol verstecken sich zwei Bäume, die in dieser Größe eher selten in der Stadt zu finden sind: Mispeln. Sie sind eigentlich nicht frostfest, sind aber dank ihres guten Standorts, der ihnen im Sommer auch die nötige Sonne schenkt, schätzungsweise schon mehr als 50 Jahre alt geworden. „Die Früchte schmecken ein wenig wie Apfelmus“, weiß Schmidt.

Die höchsten Bäume Kölns

Besonders prachtvoll zeigt sich ebenfalls an der Rodenkirchener Riviera eine alleinstehende Kastanie. Auffällig ist der schöne, gleichmäßige Wuchs. „In der Stadt kämpfen viele Kastanien mit der Miniermotte“, sagt Schmidt. „Besonders schlimm wird das, wenn den Bäumen auch noch das Streusalz zusetzt.“  Zwar hat der Schädling auch hier seine Spuren hinterlassen, doch im Gegensatz zu vielen in der Innenstadt hat dieser Baum noch ein volles herbstlich buntes Blätterkleid.

Die ältesten Bäume Kölns

„Die Eichen im Schlosspark Stammheim gehören zu den ältesten Bäumen des öffentlichen Grüns in Köln“, erzählt Peter Schmidt vom Amt für Landschaftspflege und Grünflächen. Der Park wurde im 19. Jahrhundert vom königlichen Gartenbaudirektor Maximilian Friedrich Weyhe angelegt. Der älteste noch erhaltene Baumbestand stammt aus den 1850er Jahren. „Hier ist fast jeder dicke Baum ein Naturdenkmal.“

Hohler Stamm mit neuem Spross

Die Linde an der Adrian-Meller-Straße in Widdersdorf scheint schon einiges mitgemacht zu haben: Ihr dicker Stamm ist innen bereits komplett hohl. Mittendrin wächst ein neuer, etwa armdicker Spross. Das alte Holz drumherum ist allerdings noch lange nicht abgestorben. Aus ihm sprießen noch zahlreiche Äste mit bunten Laub.

Baumkrone weggesprengt

Der Mammutbaum an der Marktstraße in Raderberg ist zwar mit 40 Jahren noch nicht besonders alt. Das Besondere an ihm ist aber seine Wuchsform. Mitte der 90er Jahre schlug der Blitz in den etwa 25 Meter hohen Baum ein und sprengte die Spitze. In der Folge bildete der Baum knapp unterhalb des Einschlags eine zweite Krone, die L-förmig aus dem Stamm herauswächst. Schmidt: „Hätte der Baum noch seine Krone, wäre er locker noch zehn Meter höher.“

Lebendige Vielfalt auf dem Friedhof

Die zum Teil mehr als 200 Jahre alten Bäume auf Melaten sorgen für eine hohe ökologische Vielfalt. Besonders prägend ist die Platanen-Allee am Hauptweg entlang. Die bis zu 35 Meter hohen Bäume bieten mit ihren zahlreichen Höhlungen vielen seltenen Tieren ein Zuhause: Käuze, Hohltauben und Spechte leben hier. Auch die bunten Alexandersittiche nisten sich hier gerne ein.

Raritäten im Stadtgarten

Auch im Stadtgarten gibt es neben mehr als 100 Jahre alten Hainbuchen und Feldahornen einige seltene Bäume zu bewundern. So die Kaukasische Flügelnuss mit zwei Stämmen, die in dieser Größe nicht oft in der Stadt vorkommt. Auch Eiben sind hier zu finden. Schmidt: „Bei diesen Bäumen ist allerdings Vorsicht geboten. An ihnen ist fast alles giftig.“

Grünes Laub im Winter

Neben dem Museum für Angewandte Kunst Köln stehen gleich mehrere interessante Bäume: Zum Beispiel die 70 bis 80 Jahre alte Baumhasel, deren Stamm zu den dicksten ihrer Art in Köln gehören dürfte. Auch der an die 100 Jahre alte Schnurbaum begeistert Schmidt: „Durch die Masernknollen ist hier ein ganz besonderes Rindenbild entstanden.“  Der Blauglockenbaum ein paar Meter weiter ist eine Rarität in Köln. Vor dem Blattaustrieb im April blüht dieser in einem tiefen Blau. Knapp daneben steht noch eine Wintergrüne Eiche, die – wie ihr Name schon verrät – auch im Winter ihr Laub behält.

Kastanie gegen Miniermotte

Besonders prachtvoll zeigt sich ebenfalls an der Rodenkirchener Riviera eine alleinstehende Kastanie. Auffällig ist der schöne, gleichmäßige Wuchs. „In der Stadt kämpfen viele Kastanien mit der Miniermotte“, sagt Schmidt. „Besonders schlimm wird das, wenn den Bäumen auch noch das Streusalz zusetzt.“  Zwar hat der Schädling auch hier seine Spuren hinterlassen, doch im Gegensatz zu vielen in der Innenstadt hat dieser Baum noch ein volles herbstlich buntes Blätterkleid.

Südeuropa im Kölner Süden

Besonders auffällig im Kölner Südpark ist der Kiefernhain. Die bis zu 120 Jahre alten Bäume sorgen bei gutem Wetter eher für ein Gefühl von Südeuropa als Südstadt. Unter den Kiefern stehen vor allem Rhododendron-Büsche. Sie können den über die Jahre durch die Nadeln sauer gewordenen Boden recht gut vertragen.

Denkmalwürdige Platanenallee

Seit 1985 ist die Platanenallee ein geschütztes Naturdenkmal.  Zahl und Größe der Bäume ist in Köln einzigartig. Die knapp einen Kilometer lange Reihe mit 185 Bäumen wurde 1899 angelegt. Ihre Kronen sind weitgehend ineinander gewachsen.

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