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Kölner DomErzbischöfliche Gruft im 360-Grad-Panorama – Hier kommt sonst niemand hin

Lesezeit 4 Minuten
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Köln – Am Samstag findet der frühere Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner seine letzte Ruhe im Kölner Dom. Den genauen Platz in der Gruft unter dem Binnenchor der Kathedrale durfte Meisner sich noch zu Lebzeiten selbst aussuchen.

Dort befinden sich – mit einer Ausnahme – die Gräber aller Kölner Erzbischöfe seit Ferdinand von Spiegel, der das Amt von 1825 bis 1835 inne hatte.

Die Gruft ist allerdings deutlich jünger: Sie wurde von 1958 bis 1969 errichtet. Den Anstoß dazu soll Kardinal Frings persönlich gegeben haben. Direkt gegenüber dessen Grabstätte wird Meisner, der vergangene Woche im Alter von 83 Jahren gestorben war, am Samstag beigesetzt werden.

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Aber wer hat noch seine letzte Ruhe in der Erzbischöflichen Gruft gefunden? Mit unserer 360-Grad-Tour können Sie sich selbst ein Bild vom Allerheiligsten unter der Kölner Kathedrale machen. Probieren Sie es aus!

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Das sind die Kardinäle und Kirchenmänner in der Gruft

Ferdinand August von Spiegel (*1764 ✝1835)

Erzbischof von 1825 bis 1835

Seine Wurzeln liegen im „Alten Reich“, dem Napoleon ein Ende setzte. In der Phase der Restauration nach 1815 kämpfte er gegen den preußischen Staat. Die „Mischehen“ von Protestanten und Katholiken brachten ihn in einen Dreieckskonflikt zwischen Rom und Preußen.

Johannes Kardinal von Geissel (*1796 ✝1864)

Erzbischof von 1846-1864 1850 Kardinal

Der erste Kardinal Kölns kämpfte als „Ultramontanist“ für die Autorität Roms und verfolgte liberale Theologen und die Demokratiebewegung von 1848. Dem Vatikan war er als Initiator der Bischofskonferenz verdächtig. Rom witterte darin die Tendenz zu einer Nationalkirche.

Paulus Melchers (*1813 ✝1895)

Erzbischof von c1866-1885 1885 Kardinal

Das wichtigste Ereignis seiner Amtszeit war das Erste Vatikanische Konzil (1869/70) mit dem Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit, dessen Annahme er – obwohl selbst zuvor anderer Auffassung – von den Theologen und den einfachen Gläubigen mit aller Härte verlangte. 

Philipp Krementz (*1819 ✝1899)

Erzbischof von 1885-1899 1893 Kardinal

Vor seiner Transferierung nach Köln löste er im Ermland den „Kulturkampf“ mit Preußen aus. Anlass war sein Vorgehen gegen Gegner des Unfehlbarkeits-Dogmas. Im Streit mit dem Staat hielt Kaiserin Augusta die Hand über ihn. In Köln bemühte er sich besonders um die Seelsorge.

Hubert Theophil Simar (*1835 ✝1902)

Erzbischof von 1900-1902

Der als gemäßigt geltende Erzbischof kam aus Paderborn. Er starb, bevor seine bereits erfolgte Ernennung zum Kardinal vollzogen werden konnte.

Antonius Fischer (*1840 ✝1912)

Erzbischof von 1903-1912 1903 Kardinal

Er kam ins Amt, nachdem Preußen andere Kandidaten verhindert hatte. Als Erzbischof unterstützte er die christlichen Gewerkschaften.

Felix von Hartmann (*1851 ✝1919)

Erzbischof von 1913-1919 1914 Kardinal

Der erklärte Monarchist hielt den Krieg des Kaiserreichs ab 1914 für „eine gerechte Sache“ und fremdelte mit der Weimarer Republik.

Karl Joseph Schulte (*1871 ✝1941)

Erzbischof von 1920-1941 1921 Kardinal

Auf die Bedrohung durch den Nationalsozialismus reagierte Schulte, in politischen Fragen ohnehin zurückhaltend, defensiv und unentschlossen. 

Joseph Frings (*1887 ✝1978)

Erzbischof von 1942-1969 1946 Kardinal

Die Wahl des langjährigen Pfarrseelsorgers und Priesterausbilders war eine Überraschung. Zur Legende wurde sein Placet zum Kohlenklau („fringsen“) nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Erfahrung internationaler Solidarität mit den Deutschen nach 1945 gab den Anstoß zur Gründung der weltkirchlichen Hilfswerke Misereor und Adveniat. Dadurch gut vernetzt, wurde Frings auch zu einer der angesehensten und bestimmenden Gestalten auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965), wo er sich theologisch von dem Bonner Theologieprofessor Joseph Ratzinger beraten ließ. Nach seiner Entpflichtung vom Amt blieb er, fast völlig erblindet, als Mitbewohner Kardinal Höffners im Bischofshaus.

Joseph Höffner (*1906 ✝1987)

Ezb 1969-1987 1969 Kardinal

Der vormalige Professor für christliche Soziallehre – neben der Theologie auch in Volkswirtschaft ausgebildet – hatte als Regierungsberater großen Einfluss auf die deutsche Sozialgesetzgebung, speziell die dynamische Rente. 1962 wurde er Bischof von Münster. 1969 ernannte ihn der Papst zum Koadjutor (Bischof mit Nachfolge-Recht) für Kardinal Frings. Höffner, ab 1976 auch Vorsitzender der Bischofskonferenz, trieb die Aussöhnung mit Polen voran und kämpfte gegen die Liberalisierung des Abtreibungsrechts. Er stand auf einer Todesliste der RAF. Der Westerwälder war charakterlich eher scheu und galt manchem rheinischen Katholiken als zu spröde. Er war aber ein fürsorglicher, sensibler Seelsorger.

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