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InternetVergleichsportale in der Kritik

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Schwierige Suche nach einer preiswerten Kfz-Versicherung. (Bild: dpa)

Schwierige Suche nach einer preiswerten Kfz-Versicherung. (Bild: dpa)

MÜNCHEN - Von Versicherungen über Energiepreise bis Bankzinsen, der Tarifdschungel ist dicht und wird immer undurchdringlicher. Vergleichsportale im Internet galten lange als die unumstrittene Lösung des Problems, bis in letzter Zeit immer mehr Kritik laut wurde. Sie gipfelte im Vorwurf, die Reihenfolge der vermeintlich günstigsten Anbieter eher an der Provisionshöhe der Produktlieferanten auszurichten als am Verbrauchernutzen. Kein Portal decke zudem den ganzen Markt ab, weil immer wichtige Anbieter fehlen, warnen Verbraucherschützer. Jetzt ist der Münchner Portal-Marktführer Check24 in die Offensive gegangen. „Wir manipulieren nicht und tun alles, um schwarze Schafe auszusortieren“, beschwört Check24-Gründer und Miteigner Henrich Blase.

Zugleich greift er namhafte Versicherer an. Deren Ziel sei es, Vergleiche zu erschweren und Wettbewerb aus dem Weg zu gehen. „Starke Marken wollen schwache Vergleichsportale“, sagt Blase und nennt Namen wie Allianz oder Huk Coburg. Verunsicherte Kunden würden im Zweifel bekannte Marken wählen.

Tatsache ist, dass die Huk als größter Autoversicherer der Republik soeben die Kooperation mit Check24 und anderen großen Vergleichsportalen gekündigt und mit den Versicherern WGV und Talanx ein eigenes Portal namens Transparo aus der Taufe gehoben hat. Dort sucht man dann die Allianz oder den ADAC vergeblich.

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Manche Anbieter scheuen Portale

Den Verdacht, bekannte Marken scheuen den Wettbewerb, vor allem wenn sie wie die Allianz nicht gerade als billiger Jakob bekannt sind, haben auch Verbraucherschützer wie Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten. Für einen annähernden Marktüberblick müssten Verbraucher jetzt mindestens zwei Online-Portale anklicken. Selbst dann sei es nicht gewiss, das beste Angebot zu finden. Manche Anbieter scheuen die Portale, weil sie die verlangte Provision nicht zahlen wollen.

Bei Kfz-Versicherungen sind das zwischen 60 und 100 Euro, sagen Insider. Blase widerspricht dieser Dimension nicht. Huk habe aber nicht wegen der Provisionshöhe bei Check24 gekündigt. Das bestätigen die Coburger auch. „Check24 ist selbst eine starke Marke geworden, die sich immer mehr zwischen uns und unsere Kunden stellt“, sagt ein Huk-Sprecher. Diesen Kundenkontakt wolle man retten und habe deshalb Transparo gegründet. Außerdem gebe es wegen der Marktmacht von Check24 fast keinen Wettbewerb bei Online-Portalen, was man ebenfalls ändern wolle. Transparo strebt die Marktführerschaft an.

Check24 gibt es als Marke seit 2008 und seine Vorgängergesellschaften seit 1999. Im Vorjahr hat das Unternehmen, das zu 90 Prozent dem Management gehört und zu zehn Prozent einem US-Investor, 93 Millionen Euro umgesetzt. Zwei Drittel entfallen auf Provisionen, ein Drittel auf Werbung. In den elf Jahren seiner Existenz hat Check24 drei Millionen Verträge aller Art vermittelt. Die Geschäfte laufen also gut, und das soll trotz Transparo so bleiben. Blase sieht aber ein Grundsatzproblem. Denn als Portal von Versicherern müsse Transparo nicht unbedingt profitabel sein, weil die Eigner schon an den Verträgen verdienen.

Blase hofft, durch bestimmte Serviceangebote wie eine kostenlose Hotline zu punkten. Eine zweite Stiftung Warentest könne man aber nicht sein, räumt Blase ein.

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