InterviewEin Spiel mit Licht und Schatten

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Gert Koshofer

Gert Koshofer

Rhein-Berg – Welchen Film haben Sie bei Ihrem ersten Kinobesuch gesehen?

GERT KOSHOFER: Das war „Fronttheater“. Den habe ich 1943 zusammen mit meiner Mutter in Düsseldorf gesehen. Im Film geht es um eine Truppe von Künstlern, die an den Fronten für Unterhaltung sorgen. Ich war damals ganz erstaunt, dass die Panzer hinter dem Seitenvorhang verschwanden, weil ich dachte, dass alles, was ich sehe, echt sei. Dieser erste Besuch war für mich ein unwahrscheinliches Erlebnis, auch wenn der Film alles andere als kindgerecht war.

Welches Genre sagt Ihnen zu?

Alles zum Thema Film und Fernsehen

KOSHOFER: Da bin ich sehr breit aufgestellt. Dramen, Western und Thriller etwa schaue ich mir gerne an, auch historische Klassiker und Filme aus den Anfangsjahren der Ufa und Defa interessieren mich sehr.

Welcher Film hat Sie stark bewegt?

KOSHOFER: „Der dritte Mann“ von Carol Reed mit Joseph Cotten und Orson Welles. Die wunderschönen Schwarz-Weiß-Aufnahmen haben mich sehr bewegt, das teils expressionistische Spiel mit Licht und Schatten. Neben den erstklassigen Schauspielern hat mich die Zithermusik von Anton Karas begeistert, ebenso wie die sich dramatisch zuspitzende Szene in der Kanalisationsanlage von Wien. Auch wenn ich eher ein Mensch des Farbfilms bin, liebe ich Schwarz-Weiß-Filme.

Welchen Film halten Sie für einen Meilenstein der Filmgeschichte?

KOSHOFER: Victor Flemings „Vom Winde verweht“. 1939 entstanden, war er der erste große Technicolor-Film und ist vom Aufwand und von der Farbfotografie her sehr beeindruckend. Auch die Musik und die Darsteller sind herausragend, das Werk ist eine durchweg gelungene Umsetzung der Romanvorlage von Margaret Mitchell. „Vom Winde verweht“ galt ja lange Zeit als der erfolgreichste und längste Film, das ist er allerdings nicht mehr. Ich habe ihn mir in Abständen immer wieder angesehen und er gehört ganz sicher zu meinen zehn „Inselfilmen“.

Gibt es einen Kameramann, den Sie besonders schätzen?

KOSHOFER: Der Brite Jack Cardiff imponiert mir, da er die farblich besten Technicolor-Filme fotografiert hat, etwa „Die roten Schuhe“ von 1948. Cardiff hat ästhetisch sehr eindrucksvolle Bilder geschaffen.

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