Kacper PrzybylkoEin Torjäger, der an Autos schraubt

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Kacper Przybylko zog das Interesse mehrerer Bundesligisten auf sich, entschied sich aber für den FC. Ab Juli hofft er auf eine Chance im Profikader. (Bild: Herhaus)

Kacper Przybylko zog das Interesse mehrerer Bundesligisten auf sich, entschied sich aber für den FC. Ab Juli hofft er auf eine Chance im Profikader. (Bild: Herhaus)

Köln – Kacper Przybylko liebt es, an Autos zu schrauben. Meistens widmet er sich seinem Hobby mit seinen beiden Brüdern und seinen Cousins. Eine ausgefallene Lackierung, ein paar extravagante Felgen – das bereitet ihm Freude. Es gibt nur eine Tätigkeit, der er noch mehr Zeit und Leidenschaft widmet: dem Fußball.

In der Winterpause wechselte Kacper Przybylko (gesprochen: Kasper Schibylko) von Arminia Bielefeld zum 1. FC Köln, wo er bis zum Ende der Saison in der Regionalligamannschaft zum Einsatz kommt. Es war der erste Vereinswechsel des Stürmers überhaupt. Beim größten Verein seiner Geburtsstadt Bielefeld durchlief er sämtliche Jugendmannschaften.

Die Liebe zum Sport bekamen Kacper, sein Zwillingsbruder Jacub und der ein Jahr ältere Bruder Mateusz von ihren Eltern in die Wiege gelegt: Vater Mariusz spielte selbst Fußball, Mutter Violetta war eine polnische Leichtathletin. Sein Vater war auch Kacpers erster Trainer. „Er hat uns immer beigebracht, auch mit dem schwächeren Fuß zu passen und zu schießen – ganz egal, wohin der Ball fliegt“, erinnert er sich.

Dass er nun einen Lizenzspielervertrag beim 1. FC Köln bekommen hat, erfüllt die gesamte Familie mit Stolz. Und in Köln-Kalk sind die drei Brüder wieder in einer Wohngemeinschaft vereint: Jacub spielt Fußball beim Wuppertaler SV, Mateusz steht im Leichtathletikteam von Bayer 04 Leverkusen. „Das ist natürlich super und macht vieles schöner und einfacher“, erzählt Kacper, der sich auch in seiner neuen Mannschaft gut eingefügt hat. Gleich bei seiner ersten Einwechslung gegen den VfL Bochum bereitete er einen Treffer vor und erzielte selbst das Tor zum 4:0-Endstand. Es gab ein Extralob von seinem neuen Trainer Dirk Lottner, und es schien, als gelinge ihm der Sprung aus der NRW- in die Regionalliga mühelos.

Doch es folgten drei 0:1-Niederlagen nacheinander, bei denen Przybylko zweimal in der Startelf stand. Dabei waren Umstellungs- und Abstimmungsprobleme offensichtlich. „Kacper hat auf jeden Fall großes Potenzial. Aber seine Mitspieler kennen ihn noch nicht so gut, und die Laufwege passen noch nicht“, so Lottner. Przybylko hat noch eine andere Erklärung. „Das Tempo und die Intensität sind höher.“ Zumindest höher als in der NRW-Liga. Dort hatte Przybylko bis zur Winterpause 15 Tore in 13 Spielen für die zweite Mannschaft der Arminia erzielt. Die erhofften Berufungen ins Drittliga-Team blieben bis auf zwei Kurzeinsätze aber aus. „Die Verantwortlichen haben nicht auf die jungen Spieler gesetzt“, sagt Przybylko. Und da er mit seiner Torquote die Aufmerksamkeit einiger Bundesligavereine auf sich zog, kamen Gedanken über einen Wechsel auf. Dass der FC trotz der ebenfalls interessierten Klubs aus Hoffenheim, Dortmund und Leverkusen das Rennen machte, hatte auch mit Sportdirektor Volker Finke zu tun, zu dem Przybylko sofort „einen guten Draht hatte“.

Der polnische U-19-Nationalspieler verfügt trotz seiner Größe von 1,90 Meter über einen guten Antritt und ein ausgeprägtes Spielverständnis. In der Auswahlmannschaft seines Heimatlandes spielte er das erste Mal in der U15, dabei hätte er als gebürtiger Deutscher durchaus für den DFB auflaufen können. „Das wäre mir aber zu viel Lauferei gewesen mit der zweiten Staatsbürgerschaft. Außerdem habe ich ein polnisches Herz“, sagt er. In den Sommerferien fährt er regelmäßig zu seinen Verwandten nach Polen, um abzuschalten und Zeit mit der Familie zu verbringen.

Volle Konzentration auf Fußball

Die vergangenen Wochen waren für Przybylko mit Wohnungssuche und Umzug ein wenig hektisch. „Zum Glück habe ich mein Praktikum fertig, das ich zum Erwerb meines Fachabiturs noch benötigt habe“, erzählt er erleichtert. Auch den ersten Karneval hat er „gut überstanden“. Jetzt kann er sich voll auf seinen neuen Verein konzentrieren. Vielleicht bleibt ja noch etwas Zeit, für die ein oder andere „Schrauberei“ an Autos. An seinem jetzigen Wagen muss er sich aber zurückhalten, den hat ihm nämlich der 1. FC Köln gestellt. „Dafür müssen wir uns wohl was anderes suchen“, sagt er und grinst. „Sonst gibt es Ärger.“

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