Karina PohlmannEinmal ins Land der Mangas reisen

Lesezeit 3 Minuten
Karina Pohlmann präsentiert ihre Mangas sowie Collagen bei den 5. Eifeler Ateliertagen. (Bild: Badke)

Karina Pohlmann präsentiert ihre Mangas sowie Collagen bei den 5. Eifeler Ateliertagen. (Bild: Badke)

Bad Münstereifel-Nöthen – Mitten in Nöthen: ein japanisches Mädchenzimmer mit Glückskatzen, Buddhas, japanischen Aufschriften in schwungvoll gemalten Kanjis. Hier lebt und arbeitet Karina Pohlmann. Zwei Schreibtische stehen im Zimmer der 17-Jährigen. Einer ist den Hausaufgaben vorbehalten, einer dient einzig ihrem künstlerischen Hobby: Karina zeichnet und malt Mangas, und das schon seit sechs Jahren. Das Fieber, das die comicähnliche japanische Malkunst in ihren Fans weltweit auslöst, hat die Schülerin des St.-Angela-Gymnasiums gepackt, als eine Freundin ihr damals neue Hefte zeigte.

„Gezeichnet habe ich immer schon, aber als ich die gesehen habe, war ich sofort gefesselt.“ Mit viel Übung und einem Manga-Lehrbuch studierte die Nöthenerin die Eigenschaften und Techniken. „Auf die großen Augen ist besonders zu achten“, erklärt Karina, die nach den Sommerferien die Jahrgangsstufe 12 besuchen wird. Anfangs hat die 17-Jährige hauptsächlich nach Vorlagen gearbeitet, aus den schwarz-weißen Manga-Bänden, die von hinten nach vorn gelesen werden, oder nach Standbildern aus Fernsehaufzeichnungen.

Die Zeichentrickverfilmungen der Mangas, Anime genannt, zeichnen sich durch eine ungeheure Dynamik aus. Bekannte Serien, an denen Karina sich orientiert, sind beispielsweise „Sailor Moon“, „Dragonball“, Yu-Gi-Oh!“, „One Piece“ oder „Naruto“, in Spielfilmlänge empfiehlt die Expertin „Prinzessin Mononoke“, Das wandelnde Schloss“ oder „Chihiros Reise ins Zauberland“. Inzwischen erfindet die Schülerin auch eigene Figuren und Geschichten, am Schreibtisch kleben Storylines und Landkarten fiktiver Länder. Mit ihren Arbeiten nimmt sie bereits an Wettbewerben teil, trifft sich mit anderen Fans in Chatrooms oder auf Messen wie der „Animagic“ Ende Juli in Bonn.

„Ich seh' das einfach“

Die Bunt- und Filzstiftzeichnungen erfordern ein großes Geschick für Proportionen und räumliches Denken. Unterricht hat Karina aber noch nie genommen: „Sobald ich versuche, schematisch zu arbeiten, klappt es nicht“, sagt sie. Neulich hat sie die Manga-Zeichnung einer Freundin auf eine zwei mal zwei Meter große Wand übertragen - ohne Raster. „Ich seh' das einfach“, zuckt sie mit den Achseln. Doch vielleicht wird sie nach der Schule Kunst studieren: „Im Moment ist es für mich lediglich das große Hobby.“ Zum Reiten, ihrer zweiten Leidenschaft, kommt sie kaum noch. Und auch ihr Geld fließt einzig in Malutensilien und ihre Mangasammlung von über 600 Heften, die sie wie alle Manga-Süchtigen nur mit Samthandschuhen anfasst. „Andere Jugendliche gehen shoppen, rauchen oder trinken, Karina macht eben Mangas“, ist auch ihre Mutter beeindruckt, die Karinas fantasievolle Zeichnungen im ganzen Haus aufgehängt hat.

Ganz nebenbei hat das Hobby der jungen Frau auch das Interesse für Japan geweckt. Dort ist die Beschäftigung mit Mangas nicht der Pop-Kultur oder Jugendlichen vorbehalten: Jeder liest sie, ob in der Bahn, zu Hause oder im Park. Jugendliche verkleiden sich als bekannte Manga-Figuren („Cosplay“ genannt), und die Zeichner sind anerkannte Künstler.

Karinas Traum ist es, nach Japan zu fahren. An der Wand neben ihrem Schreibtisch hängt das Foto ihrer beiden japanischen Brieffreundinnen, immer griffbereit liegt das Japanisch-Wörterbuch. „Dafür spare ich schon lange, vielleicht studiere ich auch Japanologie oder gehe einmal als Au-pair für länger dorthin“, stellt sie sich vor. Das hat auch praktische Gründe - deutsche Mangas stoßen schnell an ihre Grenzen, wirken stereotyp und leblos, findet Karina. „Das muss mit dem kulturellen Hintergrund zusammenhängen.“ Japanische Mangas seien spannend und berührend, die immer gleiche Liebesgeschichte jedes Mal ergreifend - dem muss sie einfach auf den Grund gehen.

Auf die Idee, bei den Eifeler Ateliertagen (EAT) mitzumachen, kam Karina letztes Jahr, als sie herumreiste und sich Kunstwerke ansah. Neben den Mangas zeigt die 17-Jährige Collagen aus mit Acryl bemalten Leinwänden und Textilien und Accessoires. Während der fünften EAT öffnet die Nachwuchskünstlerin ihr Atelier an der Straße Auf dem Schelles 11 am Samstag und Sonntag jeweils von 15 bis 19 Uhr.

KStA abonnieren