KarstadtBorletti-Angebot abgewiesen

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ESSEN - Der Ton im Karstadt-Poker wird rauer. Mitscharfen Worten wies Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görgam Dienstag das Kaufangebot des italienischen Kaufhausbetreibers undKarstadt-Interessenten Maurizio Borletti zurück. Die angeblichunterschriftsreifen Verträge für einen Kauf der insolventenWarenhauskette seien ohne Substanz, erklärte Görg in Essen. In einemBrief, den Görg an die Gruppe des Italieners schrieb, heißt es: "Diemir übermittelten Texte enthalten in ganz wesentlichen TeilenHoffnungen und sie enthalten Lücken, die die von Ihnen geäußerteErwartung, dass mit Ihrer Hilfe die Liquidation von Karstadt nacheinem Scheitern des Berggruen-Prozesses abgewandt werden könnte,widerlegen."

So liegen Görgs Angaben zufolge unter anderem - anders alsbehauptet - keine unterschriebenen Mietverträge mit demVermieterkonsortium Highstreet vor. Zudem seien die Finanzierung desBorletti-Angebots sowie kartellrechtliche Fragen ungeklärt.

Dass er Inhalte aus seinem Brief an Borletti veröffentliche,liege am bevorstehenden Treffen eines Teils der Highstreet-Gläubigeram Donnerstag (2. September) in London, sagte Görg. Dort soll überdie künftigen Mietkonditionen für die Karstadt-Käufhäuser abgestimmtwerden. Jeder der Beteiligten "kann, soll und muss wissen, dassBorlettis Papiere nicht unterschriftsreif sind", erklärte Görg. DieMutmaßung, Borlettis Angebot könne besser sein als das Angebot desvorgesehenen Karstadt-Käufers Nicolas Berggruen, erschließe sichnach Analyse der Texte des Italieners nicht.

Borletti hatte Ende Juli überraschend ein Angebot für Karstadtabgegeben, obwohl die Frist bereits mehrere Monate abgelaufen war.Görg hatte auf die Offerte ablehnend reagiert. Trotzdem legteBorletti vor wenigen Tagen ein überarbeitetes Angebot vor.Eigentlich soll jedoch der deutsch-amerikanische Investor BerggruenKarstadt übernehmen. Mit ihm besteht bereits ein Kaufvertrag. Dieserist allerdings noch nicht in Kraft getreten, weil sich Berggruen unddas Vermieterkonsortium Highstreet bislang nicht auf die künftigenMietkonditionen einigen konnten.

Das Amtsgericht Essen will am Freitag (3. September) über denKarstadt-Insolvenzplan entscheiden. Der Termin war zuvor bereitsviermal verschoben worden, weil eine Einigung im Mietstreit nochausstand. Sollten die Highstreet-Gläubiger am Donnerstag ihreZustimmung zu den von Berggruen geforderten niedrigeren Mietenverweigern, droht Karstadt die Zerschlagung. Rund 25 000Beschäftigte müssten dann um ihren Arbeitsplatz bangen.

Unterdessen wandte sich Berggruen laut einem Vorabbericht derWAZ-Gruppe an die Karstadt-Belegschaft. In einerInformationsveranstaltung sagte er demnach zu, dass dieHauptverwaltung in Essen mit derzeit 1400 Beschäftigten fortbestehensoll. In einer emotionalen Rede habe sich Berggruen optimistischgezeigt, den Mietstreit rechtzeitig bis Donnerstagnacht beilegen zukönnen. (ddp)

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