KindertagesstättenZweifel an der Baukosten-Rechnung

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Über die Kita-Baukosten wird gestritten. (Bild: dpa)

Über die Kita-Baukosten wird gestritten. (Bild: dpa)

Leverkusen – Ist Kindertagesstättenbau zum halben Preis möglich? Diese Frage beschäftigte auch die Bezirksvertretung I, nachdem unlängst das neue Mehrheits-Ratsbündnis Jamaika plus aus CDU, Grünen, FDP und Freien Wählern angekündigt hatte, die Haushaltsansätze für den Ausbau der beiden Kitas Pregel- und Elbestraße in Rheindorf-Nord für die Betreuung unter Dreijähriger halbieren zu wollen.

1,5 Millionen Euro hat die Gebäudewirtschaft an Um- und Anbaukosten für die Kita Pregelstraße geschätzt, zwei Millionen für den Ausbau der an der Elbestraße. Viel zu viel, hatte in der Sitzung des Bauausschusses vergangene Woche Paul Hebbel (CDU) gewettert. Andere Städte machten das zum halben Preis, Bonn beispielsweise noch günstiger. Hebbel nannte für Leverkusen 60 000 Euro an Kosten pro Kind, in Bonn seien es lediglich 25 000 Euro.

Eine Rechnung, die so nicht aufgeht, hatte die stellvertretende Chefin der Gebäudewirtschaft, Maria Kümmel, dem „Leverkusener Anzeiger“ daraufhin erläutert. Das tat sie nun auch im Bezirk I. Nicht zuletzt die statischen Raumvorgaben des Landesjugendamtes seien der Grund dafür, dass man keine Pro-Kopf-Kalkulationen anstellen könne. Denn egal, wie viele Kinder in einem Gruppenraum betreut würden, die Fläche sei mit etwa 68 Quadratmetern immer gleich.

Den Bezirksvertretern rechnete sie anders vor. Einzig seriös sei eine Kostenschätzung pro Quadratmeter. Und da stehe die Stadt Leverkusen nicht schlechter da, als andere Kommunen. Nach Kümmels Angaben fallen in Bonn 1900 Euro je Quadratmeter an, in Münster 2125.

Schon lange nicht mehr

Für die Kita Pregelstraße komme man auf 2200 Euro für den Neu- und 962 Euro für den Umbau im Bestand. Für die Kita Elbestraße rechne man mit 2086 Euro je Quadratmeter. Kümmel wiederholte, dass es einen „Leverkusener Standard“ beim Bau lange nicht mehr gebe. Natürlich sei man bemüht, massiv zu bauen, weil dies im Endeffekt nachhaltiger sei.

Schon im Bezirk zweifelte Bürgerlisten-Frontmann Erhard Schoofs, dass die Forderung von Jamaika plus nach Halbierung der Baukosten auf seriöser Grundlage basiere. Am Dienstag beantragte er bei Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn, dass die Gebäudewirtschaft nur dann mit einer neuen Planung für beide Kitas beauftragt werde, wenn dazu von Jamaika plus „klare Vorgaben über Art und Umfang preiswerter anderer Bauformen / Baumaterialien vorliegen“.

Hinweise, dass anderswo angeblich deutlich billiger gebaut würde, reichten nicht. Im Fall Bonn habe man mittlerweile erfahren, dass es sich bei den dortigen Projekten offenbar um Leichtbauweisen handele, von denen etliche Einheiten im Moment nicht zu nutzen seien, da Luftmessungen erhebliche Verunreinigungen nachgewiesen hätten.

Die Bezirksvertretung stimmte letztlich den städtischen Vorlagen zu - allerdings unter dem Vorbehalt, dass der Stadtrat entsprechende Mittel im Haushalt bereitstellt.

Trotz der Warnung der Gebäudewirtschaft hat auch die Unabhängige Wählergruppe Opladen plus nun eigene Zahlen für die Baukosten je Kind vorgelegt. Sie kommt für einen Neubau auf 35 000 Euro, für einen Anbau auf 42 000 Euro und für einen Umbau auf 25 000 Euro.

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