Kishon gibt Orden "Wider den tierischen Ernst" zurück

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Ephraim Kishon duldet keine Kritik an Israel.

Ephraim Kishon duldet keine Kritik an Israel.

Aachen (dpa) - Der Satiriker Ephraim Kishon hat seinen Orden "Wider den tierischen Ernst" des Aachener Karnevalsvereins wegen eines Streits mit dem CDU-Politiker Norbert Blüm zurückgegeben. Sein Ordenskollege Blüm hatte das Vorgehen Israels gegen die Palästinenser unter anderem als "hemmungslosen Vernichtungskrieg" kritisiert. Der Schriftsteller erklärte am Sonntag seinen Austritt in einem Brief an den Verein, der auch der dpa vorliegt. "Dieses antisemitische Benehmen ermöglicht es mir nicht, denselben Orden wie er (Blüm) zu tragen."

Kishon hatte Blüm bereits vor Wochen zu einer Stellungnahme aufgefordert und mit seinem Rückzug aus dem Orden gedroht. Blüm hatte es jedoch abgelehnt, seine Kritik zurückzunehmen. "Man ist kein Antisemit, wenn man Israel kritisiert", hatte er gesagt. "Es gibt keine Rechtfertigung für palästinensische Selbstmordattentate. Aber es gibt auch keine Rechtfertigung für das Vorgehen des israelischen Militärs", hatte der frühere Bundesarbeitsminister erklärt.

Der Satiriker schrieb nun, er habe gehofft, dass noch einige Ritter ihre Stimme dazu erheben würden. Blüm könne im Nachhinein zwar erklären, er habe eigentlich nur Israels Ministerpräsidenten Ariel Scharon gemeint und auch die palästinensischen Selbstmordattentate habe er nie gerechtfertigt. Jedoch habe er es nicht für nötig befunden, ihm oder seinen jüdischen Mitbürgern ein "Ich bedauere" zu sagen.

In seinem "offenen Abschiedsbrief" weist Kishon auch auf seine eigene Vergangenheit und die momentanen Gefahren für seine Familie hin. "Obwohl ich dank einiger Wunder überlebt habe, wurde meine ganze Jugend von der brutalsten Form des Antisemitismus ruiniert. Mit diesem Hintergrund bitte ich Sie die Empfindlichkeit eines israelischen Schriftstellers zu verstehen, der Vater von israelischen Soldaten ist und Großvater von Enkelkindern, die zu ihrer Schule nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren wagen."

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