Klangprobe feat. BukaharaStraßenmusiker erobern neue Welten

Lesezeit 4 Minuten

Als Straßenmusiker sind sie gestartet - und haben auch heutzutage noch kein Problem damit, einfach mal im Ehrenfelder Stadtgarten zu proben, wenn es an einem Proberaum mangelt. Ihre Mischung aus Gypsy-Jazz, Balkan-Sound, Swing und Folk ist extrem funky und geht in die Beine. Mit dem Einsatz von Geige, Kontrabass, akustischer Gitarre und seit kurzem auch Posaune sorgen die Bukaharas für eine ganz eigene Note in Folk, Weltmusik und Pop.

Ihre Musik ist im wörtlichen Sinn ursprünglich: "Wir proben immer akustisch, und unser Sound existiert erst einmal ganz ohne Strom", sagt Soufian Zoghlami, Gitarrist und Sänger der Gruppe. Mit Daniel Avi Schneider und Ahmed Eid, zwei Kommilitonen aus seiner Studienzeit an der Musikhochschule Köln, hat der 26-Jährige die Band 2009 gegründet. Vor gut einem halben Jahr dann kam Posaunist Max von Einem hinzu. Aus dem BukaharaTrio wurde ein Quartett, das sich nun nur noch Bukahara nennt. Die drei Gründungsmitglieder sind eigentlich Jazzer.

Spontan-Konzerte auf WG-Partys

Alles zum Thema Musik

Anfangs spielten sie - damals noch Studenten - spontan auf WG-Partys und in Fußgängerzonen. Zunächst ohne eine echte Band sein zu wollen. Die Musiker haben damals einfach ihre unterschiedlichen musikalischen und kulturellen Wurzeln verbunden. So entstand mit der Zeit ein vielseitiges Repertoire aus arabischen, jüdischen und europäischen Einflüssen. Als gebürtiger Palästinenser hat Kontrabassist Ahmed Eid den orientalischen Rhythmus im Blut und den einen oder anderen arabischen Traditional beigesteuert. Sein früherer Mitbewohner Soufian Zoghlami hat ebenfalls einen arabischen Hintergrund - durch den tunesischen Vater. Während des Studiums erarbeitete er sich ein breites Spektrum, als Songwriter, Gitarrist und Schlagzeuger.

Daniel Avi Schneider ist Schweizer mit jüdischen Wurzeln. Mit seiner Geige sorgt er für den Gypsy-Jazz-Sound. "Er hat mich mit der Musik von Django Reinhard und Stéphane Grappelli bekannt gemacht", sagt Zoghlami. Der belgische Gitarrist und der französische Geiger waren in den 1930er Jahren der Kern des populären "Quintette du Hot Club de France" und haben die Stilrichtung des Gypsy-Jazz entscheidend geprägt. Der Anstoß hin zu einer festen Band kommt für das Trio Anfang 2010. Den Bukaharas bietet sich die Chance, den Titelsong für die Dokumentation "Die vierte Revolution - Energy Autonomy" beizusteuern. "Have You Ever", ein Stück von Soufian Zoghlami, das er nur leicht umschreiben muss, wird der Titelsong. Regisseur Carl Fechner hat vier Jahre lang in zehn Ländern der Welt an seinem Film über den Umstieg auf erneuerbare Energien gedreht.

Erfolg in der Film-Szene

Die Band spielt bei der Premiere in Berlin und zahlreichen weiteren Vorführungen in der ganzen Republik. "Die Dokumentation war ein Meilenstein für unsere Band", so Zoghlami, "ohne sie wären wir nicht, wo wir heute sind." In der Zeit danach erreichen die jungen Musiker zahlreiche E-Mails von Kinobesuchern: "Reichlich Leute wollten eine CD mit unserer Musik oder uns für einen Auftritt buchen", schildert der Gitarrist. Selbst heute - anderthalb Jahre später - bekomme er immer noch Post von Menschen, die die Film-Musik gehört haben.

Der unerwartete Erfolg treibt die Jungs ins Studio. Sie nehmen ihr erstes eigenes Album mit elf Stücken auf. "Das ist im Grunde unser Live-Set auf Platte", so Zoghlami. Stücke des 26-Jährigen in der englischen Sprache wechseln sich ab mit Songs auf Deutsch, die Daniel Avi Schneider geschrieben hat. Dazwischen ist ein arabisch-türkisches Traditional zu finden. Die Musik variiert zwischen ruhigen Singer/Songwriter-Kompositionen, Gypsy-Jazz-Nummern und Balkan-Pop-Songs.

Zusammen Songs entwickeln

Noch aber sind all die Einflüsse nicht zu einem eigenen Bukahara-Sound verschmolzen. Das soll sich ändern. Als Quartett sind die Jungs gerade erst eine Woche gemeinsam in der Schweiz gewesen, um zum ersten Mal auch zusammen Songs zu entwickeln.

"Wir wollen die verschiedenen Stile innerhalb der Stücke vermischen", so Zoghlami. Bis jetzt haben er und Schneider meist unabhängig voneinander komponiert. Die Posaune von Max von Einem erweitert außerdem die Soundmöglichkeiten. Die Musik wird grooviger. Im Herbst wollen die vier Mittzwanziger ihr zweites Album fertig haben. Dann soll jedem Stück der Bukahara-Weltmusik-Sound anzuhören sein - und den beschreibt Max von Einem so: "Es soll dann wirklich eine raffinierte Mischung aus Balkan, Reggae, Gypsy-Jazz, Swing und Folk sein. In jedem Fall tanzbar", kündigt der 24-Jährige an, "denn wenn wir spielen, dann wird getanzt."

Nächstes Konzert am 3. Februar in Köln

Bukahara spielen am 3. Februar bei "Lagerfeuer Delux" im Studio 672 des Stadtgartens in der Venloer Straße 40. Das Konzert mit insgesamt drei Bands beginnt um 20.30 Uhr.

Musiker, die vorgestellt werden möchten, wenden sich an den "Kölner Stadt-Anzeiger", Telefonnummer: 224-2323/2297, E-Mail: KStA-Stadtteile@mds.de, Anschrift: Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln. Bewerber sollten aktuelle Musikproben zusenden.

www.Bukahara.com

www.ksta.de/klangprobe

www.stadtgarten.de

KStA abonnieren