Kloster OmmerbornEin Abschied, aber kein Schlussstrich

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Bald wird Eucharistinerpater Friedel Kötter das Kloster Ommerborn verlassen. Für das Gebäude interessiert sich ein niederländischer Investor. (Bild: Dino)

Bald wird Eucharistinerpater Friedel Kötter das Kloster Ommerborn verlassen. Für das Gebäude interessiert sich ein niederländischer Investor. (Bild: Dino)

Lindlar – Seit seinem Krankenhausaufenthalt im März muss der Eucharistinerpater Friedel Kötter kürzer treten. Weil er nun auf eine Gehhilfe angewiesen ist, reduzierte er die Zahl der Gottesdienste von vier auf zwei: am Samstagabend und Sonntagvormittag. „Ich habe ihn schon lange darum gebeten, weniger zu arbeiten“, erzählt Elisabeth Reuter aus dem Pfarrausschuss der Gemeinde Sankt Nikolaus / Wipperfürth, zu der Ommerborn seit 2004 gehört. Pater Kötter wiegelt ab: „Wenn ich 75 bin, tritt Ruhe ein, nicht vorher.“ Seinen 75. Geburtstag feiert er am 18. August, und dann wird er nach den Regeln seines Ordens in den Ruhestand versetzt.

Wenn Pater Kötter geht, steht Kloster Ommerborn zunächst leer, schließlich ist er der letzte hier noch ansässige Pater des Ordens der Eucharistiner, der die Anlage 1921 errichtete. Etwa 1600 Mitglieder hat der Orden heute weltweit. In Kloster Ommerborn lebten in den Zeiten der Gründung etwa 80 Mönche, es wurden von Jahr zu Jahr weniger. Pater Kötter wird nach seiner Verabschiedung in die Ordensgemeinschaft seiner Mitbrüder im Kloster Sankt Peter-Julian in Düren zurückkehren - mit ihm leben dann dort fünf Patres.

Das Kloster in Ommerborn soll verkauft werden: Bereits seit zwei Jahren verhandelt der Orden mit Paul Nagels, einem niederländischen Investor. „Zurzeit läuft die erste Stufe des Verfahrens, um den Flächennutzungsplan für Kloster Ommerborn zu ändern“, erklärt Klaus Siebenmorgen von der Planungsabteilung der Stadt. Er ist, ebenso wie Bauamtsleiter Volker Barthel, von dem Investor und seinem Konzept überzeugt. „Für die weitere Nutzung dieses großen Gebäudes gibt es nur eine privatwirtschaftliche Alternative“, so Barthel.

Nagels' Alternative ist die, das Klostergebäude als Tagungs- und Bildungsstätte zu nutzen, die sowohl von Betrieben und Firmen als auch von spirituellen und anderen Gruppen besucht werden kann. Zusätzlich soll das Tagungszentrum Raum bieten für Familientreffen, Jubiläumsfeiern und ähnliches. In den Niederlanden hat Nagels bereits mehrere Klöster - auch eines der Eucharistiner - und Schlösser nach diesem Konzept umgebaut.

Bevor der Investor Kloster Ommerborn nutzen kann, gilt es, noch eine Reihe von Genehmigungsverfahren abzuwarten und Kostenvoranschläge zu prüfen. „Ich hoffe, dass wir Anfang 2010 mit dem Umbau beginnen können.“ Ab April 2010 könnten dann die ersten Besucher im Kloster empfangen werden. Um den Gästen einen großen Tagungsraum anbieten zu können, sei ein Anbau notwendig, so Nagels. Denn er kann nicht, wie er es gerne getan hätte, die Ommerborner Kirche zu diesem Zweck nutzen. Die wird nämlich im Besitz der Gemeinde bleiben, wie Thomas Jablonka, Pfarrer der Gemeinde Sankt Nikolaus / Wipperfürth, erklärt. „Allerdings werden wir dort nur noch alle vier Wochen einen Gottesdienst abhalten können“, sagt er. „Zu unserer Pfarrgemeinde gehören zwölf Kirchen, und wir haben nicht genug Priester.“ Er sei sehr dankbar, fährt Jablonka fort, für die großartige Arbeit, die Pater Kötter geleistet habe. Und er sei gleichzeitig beschämt darüber, dass er diese nicht fortführen kann. „Pater Kötter hat die Menschen aus Ommerborn und Umgebung jahrzehntelang als Seelsorger begleitet. Er ist ein Teil der Menschen dort, und er ist mit ihnen alt geworden.“

Pater Kötter, der in Lindlar-Altenrath aufgewachsen ist, lebt seit 1966 im Kloster Ommerborn. Als es die Ruhestandsregelung im Orden noch nicht gab, haben die Patres Gemeindetätigkeiten auch länger als bis zum 75. Lebensjahr ausgeübt, erzählt Kötter und scherzt: „Manche haben auch bis 500 oder 800 Jahre weitergemacht.“ Er selbst würde seine Tätigkeit in Ommerborn gerne fortsetzen, aber „jetzt bin ich auf den Rollator angewiesen und kann nicht mehr alles tun, was ich sonst getan habe“. Bis vor kurzem sei er noch viel mit dem Auto unterwegs gewesen, um als Seelsorger „Hausbesuche“ zu machen, erklärt Elisabeth Reuter.

Bis 2004 betreute Pater Kötter neben Ommerborn auch Gebietsteile anderer Gemeinden: Kürten-Olpe, Lindlar-Linde und Wipperfürth-Thier. Danach seien diese zwar offiziell wieder ihren Gemeinden zugeordnet worden. „In der Praxis hat sich das menschliche Miteinander aber nicht verändert“, so Kötter. Schließlich steht seine Tür, ebenso wie die der Kirche, immer offen: Wer ein Anliegen hat, kann jederzeit vorbeikommen. „Es kann höchstens passieren, dass Pater Kötter plötzlich sagt: »Ich muss in den Beichtstuhl!«“, erzählt Reuter lächelnd. Das passiere, wenn ein Beichtwilliger die Klingel betätige, die zu diesem Zweck in der Kirche angebracht ist. „Das werden die Leute vermissen“, fügt Reuter hinzu.

Das weiß auch Pfarrer Jablonka. „Pater Kötter hat es geschafft, die Gemeinde zusammenzuhalten“, sagt er. „Wenn er geht, ist das ein großer Verlust für die Menschen.“ Logisch ist für ihn auch, dass eben diese Menschen nicht begeistert seien, dass das Kloster an einen privaten Investor verkauft wird. Sie hätten bis zuletzt versucht, sich gegen den Verkauf zu wehren, so Reuter. Ihren Vorwurf, dass die Kirche sich in die Verhandlungen um den Verkauf hätte einschalten müssen, weist Jablonka jedoch zurück: „Wir sind ja nicht die Eigentümer des Gebäudes.“ Zudem habe die Gemeinde keine Verwendung für ein so großes Gebäude. In einem anderen Punkt stimmt der Pfarrer Reuter jedoch zu: „Es ist sehr schwierig, dass sich die Patres in Düren uns und auch Pater Kötter gegenüber nicht klarer über den Verlauf der Verhandlungen äußern.“

Pater Richard Lauer, Superior des Klosters Sankt Peter-Julian in Düren, sagt: „Wir können die Anlage nicht behalten, weil es niemanden gibt, der dort wohnen würde.“ Eine funktionierende Klostergemeinschaft gebe es dort ja bereits seit Jahrzehnten nicht mehr, und das Gebäude sei bereits seit langem auch anderweitig genutzt worden. „Pater Kötter hat noch getan, was er konnte, aber nun ist das einfach das Ende.“

Doch gerade das möchte der Pater aus Ommerborn nicht: „Es muss immer weiter gehen“, findet er. „Ich bin sicher, dass sich hier weiterhin religiöses Leben regen wird.“ Er hofft, dass die Menschen die Tradition der Eucharistiner aufrechterhalten, vor allem die weit über die Region hinaus bekannte Sakramentsprozession am Sonntag nach Fronleichnam. Das hofft auch Pfarrer Jablonka, der die Prozession in Zukunft durchführen wird: „Aber ohne Leute, die bereit sind, sich zu engagieren, wird es nicht gehen.“ Elisabeth Reuter ist dazu bereit: „Wir wollen Pater Kötters Herzenswunsch erfüllen und das Gemeindeleben so gut wie möglich weiterführen.“ Auch Investor Paul Nagels hat daran anscheinend Interesse und war bereits zu Besuch in Ommerborn, um einigen Gemeindemitgliedern sein Konzept persönlich vorzustellen. „Wir möchten mit den Menschen vor Ort zusammenarbeiten, so dass möglichst viele Personen das Tagungszentrum nutzen“, erklärt er. „Kloster Ommerborn ist immer das Zentrum des Ortes gewesen, und das muss auch so bleiben.“

Für Pater Kötter muss seine Rückkehr in die Ordensgemeinschaft in Düren nicht das Ende seiner Gemeindetätigkeiten sein, wie Pater Lauer erläutert: „Sein Alltag wird sich nicht sehr verändern, nur die Umstände.“ Das scheint gut so zu sein, denn Pater Kötter ist auch nach seinem Krankenhausaufenthalt immer noch ein „Stehaufmännchen“, so Reuter: „Ich kann nicht fassen, wie gut er sich schon wieder erholt hat.“ Nur, dass die Umstände sich ändern, dass er Ommerborn verlassen muss, werde sicher nicht einfach werden für den Eucharistiner. Oder wie es Pfarrer Jablonka formuliert: „Ommerborn ist Pater Kötter, und Pater Kötter ist Ommerborn.“

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