„Schildbürgerstreich“Domblick für 218.000 Euro

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Einer der vier Hochstände am Max-Planck-Institut, die angebliche Highlights im Landschaftspark Belvedere sein sollen

Einer der vier Hochstände am Max-Planck-Institut, die angebliche Highlights im Landschaftspark Belvedere sein sollen

Bocklemünd – Sie habe gedacht, das Gebilde sei für die Jäger da, sagt Cornelia Lünen. Ein futuristischer Hochsitz oder so. Zwar nicht getarnt, aber immerhin. Vielleicht könnte es auch eine hochgelegte Grillstation sein oder ein Sprungturm ohne Wasser, meint Jürgen Sänger, bevor er ärgerlich wird und von einem „Schildbürgerstreich“ spricht. „Überall fehlt Geld, bei Kindergärten und auf Spielplätzen beispielsweise, und da wird hier jetzt so ein Ding gebaut.“

Die Aussichtsplattform im Landschaftspark Belvedere, direkt an der an der A1 in Bocklemünd, sorgt für Verwunderung bei zufälligen Passanten. Das Bauwerk aus Metall, 8,60 Meter hoch, heißt „Domblick“. Von hier sollen Fußgänger eine unverstellte Sicht auf das Panorama der Stadt haben. Zwar sind die Spitzen von Dom und Fernsehturm auch vom Boden aus zu sehen, „aber eben nur die Spitzen“, betont Stadtsprecher Jürgen Palm.

Für den ungestörten Durchblick werden im Bereich von Gut Vogelsang und dem Max-Planck-Institut zwischen Müngersdorf, Bocklemünd und Widdersdorf derzeit noch drei weitere Plattformen im Kölner Westen gebaut – 80 Zentimeter, drei Meter sowie 5,80 Meter hoch. Insgesamt 218 000 Euro kosten die Aussichtstürme. 80 Prozent des Geldes kommt von EU, Bund und Land, die restlichen 20 Prozent von der Stadt.

Türme im Niemandsland

Gut angelegtes Geld? Aussichtstürme im Niemandsland? Der Bau der Hochstände im „weitgehend flachen Kölner Stadtgebiet“, von denen aus „Flora, Fauna, Ackerbau und Jahreszeiten hervorragend betrachtet“ werden könnten, sei nach einem langjährigen Wettbewerb beschlossen worden, sagt Palm. Zuvor habe es eine „mehrstufige Bürgerbeteiligung“ gegeben, aber nie Widerspruch. Schließlich habe auch der Stadtrat dem Projekt einstimmig zugestimmt, betont Roland Schüler vom Freundes- und Förderkreis zur Vollendung des Äußeren Grüngürtels. Die Türme seien ein „Teil“ im Gesamtkonzept des nach einem ehemaligen Bahnhof benannten Parks Belvedere, der übersetzt schließlich „schöner Blick“ oder „schöne Aussicht“ heiße.

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