„Ab Freitag komplett dicht“Kölner Campingplätze seit der Öffnung im Ausnahmezustand

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Sei Montag haben die Kölner Campingplätze wieder geöffnet.

  • Seit die Öffnung wieder erlaubt ist, können sich Inhaber von Campingplätzen vor Anfragen kaum retten – auch in Köln.
  • Neben der Finanzierung ist auch die Hygiene angesichts der Corona-Pandemie zu einer echten Herausforderung geworden.
  • Die Gäste entsprechen oft nicht dem üblichen Stammpublikum. Auch bisherige Kreuzfahrt-Urlauber sind dabei.

Köln – Astrid Eckhardt telefoniert in ihrem Wohnwagen, die Computerverbindung ist mau. Der Rezeptionscontainer mit der technischen Ausstattung ist noch gar nicht da – er steht noch im Winterquartier. Die Vorbereitungszeit für die Öffnung war knapp. Das Handy klingelt ununterbrochen und eine E-Mail nach der anderen geht ein. Seit bekannt ist, dass Campingplätze seit diesem Montag wieder öffnen dürfen, herrscht bei der Inhaberin des idyllischen Platzes am Poller Rheinufer Ausnahmezustand. „Wir sind ab Freitag komplett dicht.“

Da in diesen Zeiten das Planen von Urlauben im Ausland noch mit vielen Unwägbarkeiten verbunden ist, sind es fast ausschließlich Deutsche, die sich in Poll melden – die vielleicht sonst nach Italien oder Frankreich gefahren wären. „Das wird eine ganz andere Saison als sonst. Wir sind eigentlich ein sehr internationaler Campingplatz. Es kommen viele Engländer, sogar Chinesen. Nun fragen selbst die Holländer nur ganz vorsichtig an.“ Auch das junge Publikum von der (abgesagten) Gamescom wird wegbleiben. Die schätzten schon immer die Preise: Acht Euro für Erwachsene pro Nacht, Zelt ab 5,50 Euro.

Umstieg von Kreuzfahrten auf Camping

Ein Mann aus Zülpich fährt vor. Er hatte in Köln zu tun und nutzt die Gelegenheit zu fragen, ob er für seine und zwei weitere Familien über den Vatertag reservieren kann. „Wir sind letztes Jahr von Kreuzfahrten aufs Camping umgestiegen, mit Kindern wurde das auch einfach zu teuer. Gerade mal rechtzeitig in Corona-Zeiten – Kreuzfahrten kann man ja jetzt eh vergessen“, sagt er und lacht.

Doch Astrid Eckhardt muss ihn enttäuschen. Reservierungen sind in Poll grundsätzlich nicht möglich. „Wir liegen im Landschaftsschutzgebiet. Deshalb dürfen wir hier keine Parzellierungen zum Beispiel mit Hecken oder anderen Bepflanzungen anlegen. Es geht immer nur nach Anreise.“ So kann sie auch den vielen anderen, die anfragen, nur sagen, dass sie keine Garantie übernehmen kann, dass alle auf den Platz passen.

Verluste auch nach der Öffnung

Während auf anderen Campinganlagen strenge Ordnung herrscht, wurden in Poll Wohnmobile und Zelte bisher „freestyle“ aufgestellt, wie Eckhardt sagt. Doch jetzt müssen die Hygieneabstände eingehalten werden. „Ich mache das hier seit 25 Jahren, aber diesmal wird es ein großes Experiment. Wir werden das dieses Wochenende üben, dann wissen wir, wie viele draufpassen.“ Offiziell gibt es 140 Stellplätze.

Sie schätzt, dass sie weniger Wohnmobile unterbringt – und somit nach dem um sechs Wochen verschobenen Saisonstart weitere Verluste hinzukommen. Aber Astrid Eckhardt freut sich einfach, dass es losgeht. Mit ihren Helferinnen Deborah Kuth und Jessica Valadares hat sie alles vorbereitet und einen Hygieneplan entwickelt. Das heißt konkret, dass nur drei Gäste gleichzeitig den Duschbereich benutzen dürfen. Die Putzfrau ist nun vier statt zwei Stunden da. Und ansonsten werden Caravan-Eigentümer gebeten, ihre eigenen Toiletten und Duschen zu benutzen.

Kommen ganz andere Gäste?

Der Kiosk bleibt zu, der Brötchenservice fällt weg. Statt fünf Kochstellen sind nur drei geöffnet, und im Gemeinschaftsraum wurde einer von drei Tischen weggenommen. „Hier wird immer gerne Karten gespielt.“

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Die ersten ganz schnellen Gäste sind schon da, eine Familie aus Gelsenkirchen bricht zu einer Radtour auf. Urlaub auf einem Campingplatz, das ist in diesen Zeit eine sichere Sache – die Branche wird wohl einer der Sieger dieser schwierigen Tourismus-Saison werden, meinen Experten. In der Natur ist der Abstand leichter zu halten und vieles einfacher umzustellen. Und irgendwie gehört das Abstandhalten auch zur DNA der Camper – man ist nebeneinander, aber am Ende doch für sich allein.

Vielleicht kommen in dieser Saison auch ganz andere Gäste hinzu – wie Eckhard Janowski. Der DJ und Tontechniker aus Berlin ist mit seinem Caravan hier gestrandet, nachdem ihm die Aufträge weggebrochen sind. Er hat sich für einen ganzen Monat in Poll niedergelassen.

Das Handy von Astrid Eckhardt klingelt wieder. Diesmal eine Anfrage aus Baden-Württemberg. Bis zum 2. November, dem Saisonende, wird das wohl so gehen. Bis dahin wird sich das Caravan-Tetris eingespielt haben.

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