„America we see you“Tausende Teilnehmer bei Anti-Rassismus-Demo in Köln

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Demo Köln Deutzer Werft II

Tausende Menschen sind zur Anti-Rassismus-Demo nach Köln gekommen.

Köln – 500 Teilnehmer waren angemeldet, rund 10.000 Menschen sind gekommen: Die Kundgebung „America we see you“ am Samstag auf der Deutzer Werft verzeichnet einen massiv höheren Zuspruch als erwartet. Teilnehmer aus Köln und der Region setzen ein eindrucksvolles Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt.

Anlass der Demonstration war der Tod des US-Amerikaners George Floyd. Der 46-Jährige war am 25. Mai bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota ums Leben gekommen. Ein Polizist hatte sich auf den Hals von Floyd gekniet, bis er starb. Seine flehenden Worte „I can‘t breathe“ („Ich kann nicht atmen“) ignorierte der Polizist.

Köln: Kundgebung wurde von Privatperson angemeldet

Angemeldet hatte die Kundgebung auf der Deutzer Werft nicht etwa eine große Organisation, sondern „Privatpersonen“. Vor diesem Hintergrund werten Beobachter es als erstaunlich, dass sich derart viele Menschen mobilisieren ließen.

Auf der Deutzer Weft breitet sich ein Meer aus Pappschildern aus. Auf den Protesttafeln stehen zumeist Aussagen auf Englisch: „Black lives matter“, die US-Bewegung gegen Polizeigewalt und Rassismus, ist oft zu sehen. Aber auch „Silence is violence“ (Schweigen ist Gewalt) oder einfach „Stop Racism“. Die Botschaften dieser Kundgebung sollen international gehört werden, „bestenfalls auch in den USA“, sagt eine Teilnehmerin. Und international sind auch die Teilnehmer. Es sind viele verschiedene Sprachen zu hören.

Demo in Köln: Zumeist junge Teilnehmer

Auf der winzigen Bühne sind die Redner inmitten der Menschenmassen kaum auszumachen, die Forderungen verhallen dennoch keineswegs. „Wir müssen zusammen etwas gegen ein Problem unternehmen, dass viel schlimmer ist als Corona: Rassismus. Wir haben es satt, immer noch gegen Rassismus, auch hier in Deutschland, kämpfen zu müssen“, rief eine Rednerin.

Die Teilnehmer waren zumeist junge Menschen zwischen 16 und 30. So wie Marcus Brückner. „Wir müssen Präsenz zeigen gegen Rassismus. Wir wollen zeigen, dass wir mehr sind als die Rassisten“, sagt der 27-Jährige. „Die Staatschefs stellen sich in der Sache viel zu wenig gegen Rassismus oder auch nur gegen US-Präsident Donald Trump, der Rassismus befeuert. Deshalb müssen wir eben Flagge zeigen“, sagt er. „Unsere Generation bestimmt die kommenden Jahre. Deshalb haben wir es in der Hand und müssen uns hier klar gegen Rassismus positionieren“, ergänzt Kai Schulte-Lippern (21).

8 Minuten und 46 Sekunden wird geschwiegen

Die Organisatoren bitten um 8.46 Minuten Schweigen. So lange kniete der amerikanische Polizist Derek Chauvin auf dem Hals George Floyds, bis ihn ein Sanitäter aufforderte, von dem Mann zu lassen, der kurz darauf in einem Krankenwagen starb. Es sind gespenstische und beklemmende Minuten der Stille auf der Deutzer Werft.

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Nach Angaben der Polizei verläuft die Kundgebung „friedlich und sehr gesittet“, sagt ein Sprecher. Sowohl Teilnehmer als Veranstalter seien „sehr kooperativ“. Die Siegburger Straße ist zur Stunde zwischen Severins- und Deutzer Brücke in beiden Richtungen gesperrt. Um 16.30 Uhr endete die Kundgebung.

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