„Aufstand der Unsichtbaren“Gebäudereiniger protestieren mit Masken am Dom

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Demo Reinigungskräfte Dom

Die Demonstrierenden am Kölner Dom

Köln – „Aufstand der Unsichtbaren“ stand auf einem Transparent, und passend zu diesem Motto trugen viele Teilnehmer des Warnstreiks weiße Masken: Am Mittwoch haben in Köln knapp 100 Gebäudereiniger dagegen protestiert, dass der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks den Rahmentarifvertrag gekündigt hat. Vom DGB-Haus am Hans-Böckler-Platz zogen sie zur Kundgebung auf der Domplatte.

Die Arbeitsniederlegung war Teil einer zweitägigen Warnstreik-Welle, zu der die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt ( IG BAU) bundesweit aufgerufen hat; betroffen sind ausgewählte Gebäude und Einrichtungen wie etwa Seniorenheime. Neben der Wiedereinsetzung des alten Tarifvertrags und der Bezahlung von Überstundenzuschlägen für Teilzeitarbeitskräfte fordert die Gewerkschaft Weihnachtsgeld für alle Beschäftigten, außerdem die Erhaltung von durch jahrelange Arbeit erworbenen Urlaubsansprüchen. Viele Arbeitgeber versuchten, ihre Beschäftigten zu überreden, geänderte Arbeitsverträge zu unterschreiben, „mit massiven Abstrichen bei Lohn und Urlaub“, so Antonia Kühn, Leiterin der IG BAU-Region Rheinland.

„Viele Kollegen sind nicht gekommen“

Leidtragende seien vor allem Teilzeitkräfte und Minijobber, von denen die Arbeitgeber verlangten, „eine Überstunde nach der anderen zu machen“, denen sie aber nicht den Zuschlag von 25 Prozent für die Mehrarbeit zahlen wollten. Nachdem das Bundesarbeitsgericht entschieden habe, dass auch Teilzeitkräften dieser Zuschlag zustehe, habe der Bundesinnungsverband „kurzerhand den Rahmentarifvertrag platzen lassen“ .

„Ihr habt das Recht, dass ihr heute streikt“, sagte bei der Kundgebung Ulrike Laux, Mitglied des Bundesvorstands der IG BAU und Verhandlungsführerin bei der Tarifauseinandersetzung, „trotzdem sind viele Kollegen nicht gekommen.“ Denn zwei große Firmen hätten ihren Beschäftigten die Teilnahme verboten, eine habe ihnen sogar mit der Kündigung gedroht. Zu den Demonstranten zählte eine 62-jährige Frau, die seit 20 Jahren als Reinigungskraft in einem Seniorenzentrum arbeitet und mit ihren Kolleginnen dem Streikaufruf gefolgt war.

Der Druck sei groß, sagte sie, die Arbeit müsse heute bei gleichem Umfang in weniger Zeit als früher erledigt werden – und dies zum tariflichen Mindestlohn von 10,56 Euro. Die Folge: „Wir kriegen keine Mitarbeiter mehr, keiner will in dem Job arbeiten“. Am kommenden Montag, 30. September, setzen die Tarifparteien mit der sechsten Runde ihre Verhandlungen fort. „Solle auch dies ohne Ergebnis bleiben, steuern wir auf einen massiven Arbeitskampf zu“, so Antonia Kühn.  

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