„Beharrlichkeit ist meine Stärke“Kölner Sänger Giovanni Zarrella führt die Charts an

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Mit seinem Album „Ciao!“ ist der Kölner Sänger und Entertainer Giovanni Zarrella die neue Nummer 1 der deutschen Album-Charts

  • Giovanni Zarrella ist mit seinem Album "Ciao!" die neue Nummer 1 der deutschen Albumcharts.
  • Der Kölner Sänger und Entertainer schaffte das vor 20 Jahren schon einmal mit der Band Bro'Sis.
  • Adriano Celentano ist das große Vorbild des Italo-Deutschen
  • "Ciao!" ist Schlager auf Italienurlaub - mit Songs von Sarah Connor, Nena, Michael Holm oder Andreas Gabalier und Duetten mit Howard Carpendale und Pietro Lombardi
  • Fußballfan Zarrella hofft auf den Klassenerhalt des 1. FC Köln

Köln – Glückwunsch, Herr Zarrella, Sie sind seit dieser Woche mit ihrem Album „Ciao!“ die neue Nummer eins der deutschen Albumcharts. Überrascht?

Es freut mich. Das letzte Mal stand ich auf Nummer eins mit Bro’Sis vor knapp 20 Jahren. Seit das Projekt 2005 zu Ende war, war es immer mein Ziel, mit der Musik möglichst viele Menschen zu erreichen. Und ja, natürlich willst du als Musiker eine Nummer eins, das ist ja auch eine Anerkennung. Wie bei einem Fußballer, der Profi wird, der hat auch den großen Wunsch, die Champions League gewinnen.

Für 20 Jahre braucht man einen langen Atem.

Ja. (lacht) Meine größte Stärke ist mein Durchhalten, mein Aushalten, meine Beharrlichkeit. Mein Glauben, nicht zu verlieren. Das gepaart mit der Unterstützung von Menschen, die dir einen Schubs geben, wenn du selbst anfängst zu zweifeln. Wenn das Feuer mal nicht mehr so lodert. Glücklicherweise hatte ich das: meine Frau, meine Eltern, Geschwister, enge Freunde. Ohne die und deren Hilfe geht es auf Dauer nicht.

Haben Sie das denn erwartet? Das Vorgängeralbum „La Vita é bella“ war immerhin auf Platz 2…

… und ist immer noch in den Top 100. Diese Woche auf 32. Aber erwarten kann man sowas nicht. Man weiß ja nicht, was sonst noch in dieser Woche veröffentlicht wird, ein starkes Hip-Hop-Projekt etwa. Aber hoffen tut man das bei jedem Album. Auch bei denen, die es nicht mal in die Top 100 geschafft haben. Planbar ist das nicht.

Duette mit Howard Carpendale und Pietro Lombardi

Sie singen erfolgreiche Schlager auf  Italienisch. „Sei bella tu“ ist „Wie schön du bist“ von Sarah Connor. Wieso Sarah Connor?

Ich wollte mich beim zweiten Album etwas breiter aufstellen, poppiger. Auch mit Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“, das ich im Duett mit Pietro Lombardi singe. Und der Song ist einer der Schönsten, die in den letzten Jahren geschrieben worden ist. Peter Plate hat da mitgewirkt und ich bin sehr stolz, dass er meine Version gelobt und über Social Media geteilt hat. Der Song drückt ganz viel aus von dem, was ich auch meinen Kindern vermitteln möchte. Jeder Mensch ist schön. Schön so, wie er ist. Es geht nicht um das Perfekte, das von Social Media vorgegeben wird. Das müssen wir Eltern den Kindern weitergeben. Sarah hat das für ihr Kind geschrieben, das finde ich unglaublich schön.

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Schlager auf Italienreise - das Album "Ciao!" von Giovanni Zarrella

Wird beim Übersetzen der Songs der Inhalt behalten?

Ich filtere den Sinn des Songs raus für mich und schreibe dann den Text mit meinen Worten komplett neu. Aber die Aussage des Originals bleibt bestehen. Ich schreibe gemeinsam mit Songwriter Stephano Maggio, einem engen Freund aus Rom.

Früher wurden Schlager aus dem Italienischen ins Deutsche übersetzt. Sie machen das umgekehrt. Sind die deutschen Songs besser geworden?

(lacht) Ein guter Song ist ein guter Song. Eine schön geschriebene Melodie bleibt schön – unabhängig von der Sprache. Ich wollte nur das auf Platte bringen, was und wer ich bin: Ich bin Italo-Deutscher, der diese beiden Länder liebt, den diese beiden Kulturen ausmachen, und verschmelze das auf meinem Album.

Vorbild Adriano Celentano

Wer waren ihre italienischen Vorbilder?

Adriano Celentano! Ich glaube, es gibt auf dem ganzen Planeten keinen cooleren Menschen als Adriano Celentano. Diese Leichtigkeit, diese Coolness, dieses Nicht-Perfekt-Sein, aber trotzdem die Brust rausstrecken. Ein Vorbild für alle Italiener. Mitte der 80er wurde ich erstmals intensiv mit Musik konfrontiert, wenn ich bei Papa im Restaurant saß, damals noch im Schwabenland, in Hechingen bei Stuttgart. Celentano, Ricchi & Poveri, Al Bano & Romina, aber auch Udo Jürgens, Roland Kaiser, Howard Carpendale… Es war beides, und mein Papa hat, natürlich mit starkem italienischen Akzent, immer mitgesungen.

Mit Howard Carpendale haben sie jetzt einen Song gemacht. Wie kam es dazu?

Er hat mich angerufen und gefragt, ob ich ein Duett mit ihm singen würde. Das hat mich unfassbar stolz gemacht. Das ist ein Gigant. Den Song hat er gleich mitgebracht: „Ruf mich an“, im Original „Life is a Rollercoaster“ von Ronan Keating. Wenn Howard eine Idee hat, ist das eine gute Idee.

Die Stimmen gehen gut zusammen…

Das finde ich auch. Wegen Corona konnten wir nicht gemeinsam ins Studio, aber wir haben immer Hand in Hand gearbeitet, uns abgestimmt. Hier noch eine zweite Stimme, da noch eine Harmonie.

„Das Leben ist schön ist eine gute Message“

Das Album ist ja ein bisschen Schlager auf Italienurlaub. Kommt das gerade so gut an, weil die Leute Urlaub von Corona brauchen?

Gute Frage. Der Name meines ersten Albums „La vita é bella“ – das Leben ist schön – ist eine Message, die gut zur Zeit passt. Wenn man sich auf das reduziert, was man gerade hat, merkt man vielleicht, dass wir es doch ganz schön haben. Die Sehnsucht nach Italien, nach Reisen, kann gestillt werden mit italienischer Musik.

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Giovanni Zarrella hofft, 2022 auf große Deutschland-Tournee gehen zu können.

Apropos Reisen: Gibt es Pläne für eine Tour?

Ich kann es kaum abwarten, dass es los geht. Geplant ist Mai und Juni nächsten Jahres, natürlich auch in Köln. Das wird unsere Belohnung sein. Du musst dir vorstellen, 2019 habe ich endlich den Erfolg, auf den ich so lange gewartet habe. „2020 wird der Sommer unseres Lebens“ habe ich zu den Jungs von meiner Band gesagt, mit denen ich seit elf Jahren zusammenspiele. Und dann kommt die Pandemie! Wir haben noch keine zehn Konzerte gespielt mit unserer neuen Musik. Live zu spielen ist ja das schönste für den Künstler, das direkte Feedback, die Reaktion des Publikums auf das, was du gerade machst. Das holen wir 2022 nach.

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Sie sind ein großer Fußballfan. Steigt der FC ab?

Ich hoffe nicht, der Sieg gegen Leipzig kann dem FC noch mal den nötigen Schub gegeben haben. Ich bin Romantiker und habe so lange, bis es rechnerisch nicht mehr geht, die Hoffnung, das man das noch drehen kann. Ich hoffe, dass der FC drin bleibt in der Bundesliga.

Spielen Sie selbst noch?

Ja, bei den Alten Herren von Germania Zündorf. Gerade nicht wegen Corona, aber normal geht es jeden Montag aufs Feld. Dann geht es um die drei Punkte. Und glaub Sie mir, es ist nicht weniger turbulent und temperamentvoll als zu den aktiven Zeiten in der ersten Mannschaft. Da geht’s zur Sache! (lacht)

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Seit 16 Jah­ren ver­hei­ra­tet: Gio­vanni Zar­rella und seine Frau Jana Ina. Das Paar hat einen Sohn (12) und eine Toch­ter (8).

Sie haben zwei Kinder. Wie klappt das mir dem Homeschooling gerade?

Es ist eine Ausnahmesituation für uns alle, aber ich finde es unglaublich, in welchem Tempo die Kinder gelernt haben, mit der Situation umzugehen. Wenn ich mir anschaue, wie toll die das machen, bin ich sehr stolz. Und es stärkt uns als Familie, dass wir da gemeinsam durchkommen. Das muss der Ansatz sein.

Ihre Familie ist auch in der Gastronomie aktiv. Das ist vorsichtig gesagt schwierig derzeit.

Es ist genau so ein Dilemma wie mit der Musik und der Kultur. Ich bin doppelt betroffen, weil meine Eltern Gastronomen sind. Die haben ein Catering-Unternehmen gemeinsam mit meiner Schwester. Die machen das für große Firmen, aber da geht auch gerade nichts, weil alle im Homeoffice sind. Ich kann nur hoffen, dass das bald wieder losgeht. Ein Stück Normalität wäre schön.

„Einfach sich wieder umarmen können, das fehlt“

Was fehlt ihnen am meisten?

Einfach sich wieder umarmen können, Freunde, Familie, ohne ständig denken zu müssen, es könnte ja was passieren. Ein herzlicher Händedruck zur Begrüßung. Die Nähe zu Menschen. Die Wärme.

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