„Beschützer der Moslems“Das sagen die Erdogan-Anhänger in Köln

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Erdogan-Anhänger in Köln

Erdogan-Anhänger haben sich in der Nähe der Moschee versammelt und skandieren Parolen.

Ehrenfeld ist bunt, ein multikultureller Stadtteil Kölns, der Vielfalt zelebriert. Mit der Einweihung der Ditib-Moschee wird diese Vielfalt auf die Probe gestellt. Denn für die Erdogan-Anhänger, die sich rund um das Gotteshaus in drei Gruppen gesammelt haben, gilt Erdogan und Erdogans Wort – die Kritik am türkischen Präsidenten diskutieren sie hier nicht. Sie sind hier, um dem türkischen Präsidenten beizustehen und ihn einmal persönlich zu sehen.

Meryam Keskin ist um fünf Uhr aufgestanden und aus Hamm angereist, seit acht Uhr wartet sie am Absperrgitter, das Erdogan-Anhänger von der Moschee trennt. „Ich will Erdogan zeigen, dass ich und wir für ihn da sind“, sagt sie. Von der Stadt Köln und der Polizei fühlt sie sich wie viele andere ungerecht behandelt, um die Chance beraubt, ihren Präsidenten sehen zu können. Stadt und Polizei hatten am Freitagabend eine große Kundgebung direkt vor der Moschee untersagt. „Trotzdem stehe ich hier“, sagt sie, „stehen wir hier.“

Wir, das sind Anhänger des türkischen Präsidenten aus Europa. Franzosen, Belgier, Deutsche – gemeinsam. Sie schwenken Fahnen, rufen den Namen des Präsidenten als Sprechchor. Sie eint die Liebe zu Erdogan und der Türkei.

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Erdogan als „Beschützer der Moslems“

Für manche Betrachter des Spektakels ist Situation schwer greifbar. „Fanatischer Personenkult“, ruft eine Anwohnerin aus einem Fenster. Die Erdogan-Anhänger auf der Venloer Straße ignorieren sie. Ein Vorsänger steht auf dem Absperrgitter und stimmt Erdogan-Gesänge an. Die Masse stimmt ein. Hier zählt der türkische Präsident. Mit der Presse reden möchte kaum jemand.

Zeynap Sarikas ist aus Belgien am Freitag angereist. Mit ihrer Tochter und zwei Freundinnen. „Ihn will ich einmal sehen“, sagt sie. Für Sarikas ist Erdogan der „Beschützer der Moslems“. Sie hofft auch, dass der Besuch des türkischen Präsidenten die Lage zwischen der Türkei und europäischen Ländern entspannt. Dann stimmt sie mit in einen Gesang ein.

Die Parolen und die Veranstaltung verlaufen friedlich. Zu Auseinandersetzungen kommt es nicht. Wie auch, alle hier sind für Erdogan. Nur als kurz aus einem Fenster ein Banner mit der Aufschrift „Erdogan not welcome“ gezeigt wird, wird die Menge laut. Bedrohlich laut. Kritik an ihrem Präsidenten wollen sie nicht. Als das Banner entfernt ist, geht es wieder ruhiger zu.

Ernüchterung bei den Anhängern

Als der türkische Präsident eintrifft, kriegen viele Anhänger auf der Venloer Straße dies nicht mit. Sie warten auf ihn, hoffen ihn sehen zu können. Doch Erdogan kommt über einen anderen Eingang. Die Ernüchterung unter den Anhängern macht sich schnell breit, mit Rufen und Parolen stemmen sie sich dagegen, doch die Enttäuschung ihren Präsidenten nicht bei der Ankunft zu Gesicht zu bekommen, trifft sie.

Dann beginnt die Zeremonie innerhalb der Moschee. Über ein Handy und ein Megafon übertragen die Anhänger Erdogans Rede auf die Venloer Straße. Immer wieder branden Beifall und Rufe auf. Auch wenn Erdogan die Anhänger nicht sieht, sie fühlen sich ihm ganz nah. Auch als Erdogans Rede endet, jubelt die Menge.

Ihren Präsidenten werden sie trotzdem nicht sehen. Enttäuscht machen sich die ersten auf den Heimweg. Eine Anhängerin sagt: „Natürlich sind wir traurig, dass wir ihn nicht gesehen haben. Aber wir waren so nah dran, das macht uns glücklich und stolz.“

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