„Bin absolut entsetzt“Wegen Corona besorgter Kölner erhebt Vorwürfe gegen die Stadt

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Ein Grippe-Virus

  • Ein Kölner, der Sorge hatte, sich in Italien mit dem Coronavirus angesteckt zu haben, versuchte vergeblich, sich unter anderem beim Kölner Gesundheitsamt zu informieren – doch konnte niemanden erreichen. Wegen Karneval.
  • Ein Skandal, findet Markus T. (Name geändert). Lesen Sie hier die ganze Geschichte.

Köln – Markus T. (Name geändert) wollte eigentlich nur alles richtig machen. Nachdem er Weiberfastnacht von einer Geschäftsreise aus der Lombardei in Italien zurückgekehrt war, hatte er Sorge, sich mit dem Coronavirus angesteckt zu haben. Darum wollte er sich informieren.

Wie vom Robert-Koch-Institut auf der Internetseite empfohlen, meldete er sich beim Gesundheitsamt seiner Heimatstadt. Vergeblich habe er am Sonntag und am Montag bei der Behörde am Kölner Neumarkt angerufen. Auch auf seine E-Mail habe es keine Reaktion gegeben. „Ich bin absolut entsetzt“, sagte T., der in der Südstadt wohnt. „Ich will alles richtig machen, aber die zuständige Behörde ist nicht erreichbar“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

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Sollte T. das Virus in sich tragen, könnte er bereits Dutzende Menschen angesteckt haben. Am Samstag, als er noch nicht ahnte, dass sich zur selben Zeit die Lage in Norditalien zuspitzte, habe er in mehreren Kneipen und Restaurants in der Südstadt Karneval gefeiert. „All das wollte ich der Stadt mitteilen, aber es hat niemand reagiert“, sagte T. Auch beim Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf habe er niemanden erreicht. „Was passiert ist, halte ich für skandalös“, sagte T. „Gerade weil Karneval ist, sollten die Behörden in der jetzigen Situation erreichbar sein.“ Inzwischen habe er seinen Arbeitgeber informiert. Der habe ihn angewiesen, aus Sicherheitsgründen die nächsten zwei Wochen zu Hause zu bleiben. Die Stadt Köln hat auf Nachfrage auf einen Bereitschaftsdienst des Gesundheitsamts verwiesen, der wiederum über die Leitstelle der Feuerwehr erreichbar sei. Der entsprechende Hinweis auf der Internetseite allerdings fehlt. 

Alles zum Thema Robert-Koch-Institut

Ein Überschwappen des Virus auf Köln war noch vor einigen Tagen weitestgehend ausgeschlossen worden. Die Uniklinik Köln hatte Anfang vergangene Woche auf Anfrage mitgeteilt, dass die Karnevalisten sich wegen der hochansteckenden Krankheit keine allzu großen Sorgen machen müssten. Zu diesem Zeitpunkt gab es „nur 16 Infektionsfälle in Deutschland. Diese Menschen waren alle in Wuhan, also vor Ort“, sagte Clara Lehmann, Leiterin der Infektionsambulanz der Uniklinik in Köln. „Zwei davon hatten Kontakt mit einer Person, die infiziert war. Es muss also irgendeinen direkten Bezug zu einer Person im Großraum Wuhan geben.“ Jetzt hat sich die Situation geändert und die Gesundheitsämter halten sich bei ihrer Maßnahmen-Entscheidung an die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI). Dort hatte man Montag erwogen, die Lombardei in die Liste der Risikogebiete aufzunehmen. „Die Lage ist dynamisch“, sagte eine Sprecherin. Die Situation müsse jeden Tag neu bewertet werden.

Flughafen ist vorbereitet

Auch der Flughafen Köln/Bonn sei in engem Kontakt mit dem Gesundheitsamt, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Derzeit aber laufe alles noch normal. In Köln-Porz landen nach Angaben des Flughafens täglich drei Maschinen aus der betroffenen Region in Norditalien. „Wir haben Personal, das speziell für den Umgang mit Infektionen geschult ist.“ Die Mitarbeiter seien schon vor mehreren Wochen über das Virus informiert worden. „Sollte sich die Situation ändern, sind wir vorbereitet.“

Am Montag hatte zudem eine Frau aus dem Kölner Stadtteil Holweide einen Rettungswagen gerufen, weil ihr Mann über grippetypische Symptome klagte, bestätigte eine Sprecherin der Stadt Köln einen Bericht des „Express“. Die Frau gab an, dass ihr Mann erst am vergangenen Freitag mit dem Zug aus der Region Lombardei nach Köln gekommen sei. Dort wurden inzwischen mehr als 180 Infektionen registriert, drei Menschen sind gestorben. Einige Ortschaften wurden abgeriegelt.

Die Kölner Rettungskräfte hatten offenbar auf einen Bluttest verzichtet und dem Mann empfohlen, einen Hausarzt aufzusuchen. Wenig später tauchte erneut ein Rettungsteam auf, diesmal allerdings in Schutzanzügen. Der Patient kam zunächst in Quarantäne, am Dienstagmorgen gab es Entwarnung. 

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