„Boize“ in der FriesenstraßeWarum Männer in diese Kölner Bar nicht reinkommen

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Payman Neziri betreibt die Boize-Bar in der Friesenstraße.

Köln – „Natürlich bin ich dafür schon viel kritisiert worden“, sagt Payman Neziri, als sie an der Theke ihrer „Boize“-Bar sitzt. „Aber ich habe ein dickes Fell.“ Für was sie sich so viel anhören darf? Neziri betreibt in der Friesenstraße eine Bar für die queere Szene, insbesondere für Frauen und weiblich gelesene Personen. Männer haben hier – bis auf einige Ausnahmen - keinen Zutritt. „Das hier soll ein Ort sein, an dem sich Frauen wohlfühlen, an dem sie nicht dumm angemacht oder angetanzt werden. Ein Safe Space“, so Neziri.

Betreiberin führte auch das Café Bastard

Der Name „Boi“ entstammt dem Slang der LGBT-Szene. Als „boi“ können sich Menschen verschiedener Geschlechter und sexueller Orientierung bezeichnen, darunter maskulin auftretende lesbische Frauen oder junge Transmänner. „Die groß geschriebenen BOI-Buchstaben stehen dabei für die harte Seite, die kursiv geschriebenen ze-Buchstaben für die weiche Seite. Jeder Mensch hat beides“, erklärt Neziri.

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Die Boize-Bar in der Friesenstraße ist ein Treffpunkt für die queere Community.

Seit Ende Oktober 2019 betreibt sie die Bar in der Innenstadt – neu im Kölner Nachtleben ist Neziri allerdings nicht. Die Veranstalterin organisiert mit „Kisses and Lies“ laut eigener Angaben „Europas größte Frauenparty“ und ist seit 16 Jahren in der „Community“ aktiv. Wenn Neziri von „Community“ spricht, meint sie damit ausdrücklich die queere Szene. Lange Jahre betrieb sie das Café Bastard am Friesenwall, wo heute das vietnamesische Restaurant „Chum Chay“ sitzt.

Ein Ort zum Ausgehen für Frauen

Nur vier Monate vor dem ersten Lockdown eröffnete sie mit der Boize-Bar ihr nächstes gastronomisches Projekt. „Ich wollte mich eigentlich noch gar nicht wieder selbstständig machen“, sagt die 35-Jährige. „Aber ich habe mich in den Laden hier einfach verliebt.“ Das Hemingways, das sich zuvor an der Friesenstraße 43 befunden hatte, lief nicht mehr. Nach einem ersten Besuch in den Räumen war Neziri klar: „Das hier ist mein Objekt.“ Mit viel Liebe renovierte sie den Laden, den industriellen Charme der Räume wollte sie unbedingt beibehalten.

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Erkennungszeichen für die Szene: Die Boize-Bar ist ein Ort für queere Menschen in Köln.

Nach nur wenigen Wochen Betrieb musste Neziri ihren Laden dann coronabedingt wieder schließen. Zum Glück habe sie sich in der kurzen Zeit bereits eine stabile Stammkundschaft aufbauen können, die sie durch den Lockdown hindurch unterstützt habe. „Einen Ort wie diesen hier gab es lange nicht in Köln. Die Frauen haben darauf gewartet“, sagt Neziri. Trotzdem wollte sie ihren Laden nicht von Anfang an als lesbische oder Frauen-Bar labeln. „Mir ist wichtig, dass die Gäste entscheiden, was daraus wird. Ich habe mir natürlich gewünscht, dass das weibliche Publikum kommt – dass es dann auch so gekommen ist, hat mich sehr gefreut.“

Princess Charming trug zum Erfolg der Boize-Bar bei

In der Boize-Bar sehe man auch, dass „lesbische Frauen cool sind und sehr divers“. Zur Popularität des Ladens hat mit Sicherheit aber auch ein Faktor beigetragen: Der Erfolg der lesbischen Dating-Show „Princess Charming“. Ihre Hoheit höchstpersönlich, Irina Schlauch, kommt aus Köln und ist mit Payman Neziri gut befreundet. Nach den ersten ausgestrahlten Folgen entschieden sich beide dazu, die Sendung auch in der Boize-Bar zu zeigen. „Nach der Ankündigung war die Bar innerhalb weniger Minuten komplett reserviert – für die kommenden Wochen“, erzählt Neziri.

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Payman Neziri ist schon seit vielen Jahren in der Gastronomie aktiv.

Seitdem sind auch die Kandidatinnen von „Princess Charming“ regelmäßig Gäste in der Boize-Bar. Dadurch kommen auch viele Fans aus Köln und von außerhalb zum Laden. Am Wochenende des Christopher-Street-Days sei die gesamte Friesenstraße voll gewesen, so Neziri. Das ziehe auch Publikum an, die eigentlich nichts mit der queeren Szene zu tun habe und von den Ringen aus auf die Boize-Bar aufmerksam werde.

„Die sehen hier die ganzen Frauen vor der Bar stehen und denken, sie sind im Paradies gelandet“, sagt Neziri und lacht. „Beim Ausgehen herrscht sonst fast überall ein Männerüberschuss, anders als hier.“ Dass das mit dem Konzept der Bar zu tun hat, merkt die männliche Laufkundschaft oft erst an der Tür – wenn es für sie dort nicht weitergeht.

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Mehr Läden für die queere Kölner Community

„Ich sage zu den Leuten dann immer – passt auf, ihr habt so viele Orte für euch, ihr könnt überall ausgehen. Das hier soll ein Laden sein, in dem meine Gästinnen sich wohl fühlen“, so Neziri. „Dafür bin ich gerne bereit, Kritik einzustecken. Viele Männer werfen mir Diskriminierung vor.“

Die Ausnahmen von der Regel sind Männer, die selbst zur queeren Szene gehören. Eine Konkurrenz zur Schaafenstraße will Payman Neziri mit ihrer Boize-Bar jedoch nicht sein. „Ich bin mit vielen Wirten der Schaafenstraße gut befreundet und auch selbst dort unterwegs. Aber es braucht Läden wie uns in der ganzen Stadt“, sagt Neziri. Durch ein abwechslungsreiches Programm will Neziri die Boize-Bar weiter etablieren. Neben Abenden mit Techno-Beats im Kellerraum soll es auch Live-Jazz-Konzerte im oberen Bar-Bereich geben. 

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