„Die feine Mittelstraße ist tot“Kölner Händlerinnen warnen vor weiteren Schließungen

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Schaufensteraktion

Mit Skelett-Kostümen und dem Wort „Help“ machen die Kölner Geschäftsfrauen auf den Notstand aufmerksam.

Köln – Es sind nur wenige Passanten auf der Mittelstraße unterwegs – aber die bleiben sofort vor den beiden Schaufenstern stehen. Darin sind Schaufensterpuppen in Bodys mit Skelettmuster zu sehen. Und auch echte Menschen, die ebenso gekleidet sind. Sabine Münch, Chefin des Dessous-Geschäfts Worms, und ihre Kollegin Arlette Kaballo, deren Modeladen ihren Namen trägt, haben sich für die Aktion unter dem Motto „Hier stirbt der Einzelhandel“ zusammengetan, um auf ihre schwierige Lage in Corona-Zeiten aufmerksam zu machen.

Die Geschäftsfrauen warnen vor einer Verlängerung der Schließung im Einzelhandel und kritisieren, dass wesentlich weniger Hilfen fließen würden als für die Gastronomie und die Beantragung besonders kompliziert sei. „Hier stehen wirklich Existenzen auf dem Spiel“, sagt Sabine Münch.

Dabei ist Worms eine Traditionsfirma, sie besteht seit 50 Jahren in Köln. Erst Angang des Jahres ist Münch vom Neumarkt in die Mittelstraße umgezogen. „Der Umzug und der Umbau der neuen Räume hat unsere Reserven geschrumpft.“ Ihre Nachbarin traf es ebenfalls hart: Sie hat ihre Filiale erst eine Woche vor dem ersten Lockdown eröffnet und konnte so keine Kunden binden. „Der Sommer lief schlecht und dann mussten wird schon wieder schließen.“

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Auch Mode ist verderblich

Auch Mode sei verderbliche Ware, sagen die beiden Geschäftsfrauen. Denn Wintermode sei bald nicht mehr zu verkaufen. Und die Firmen nehmen die Ware nicht zurück.

Sie wünschen sich von der Politik, dass sie bei Schließungen differenzierter vorgeht. „Wir haben ohnehin immer nur sehr wenige Kunden im Laden und halten alle Hygieneregeln ein. Wenn ich dann sehe, wie sich die Menschen in Supermärkten knubbeln, werde ich sauer“, sagt Arlette Kaballo.

Angst vor Pleiten in Köln

„Die hochwertige Mittelstraße ist tot“, sagt Sabine Münch. Die kleine, feine Meile lebt von Kunden, die gezielt kommen und auch das gehobene Gastronomie-Angebot nutzen. Doch auch das fällt weg. Der schicke Concept-Store Apropos mit Designermode und Restaurant in einer eigenen Passage hat vorübergehend ganz geschlossen.

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Am Anfang der Straße halten das Café Fassbender und der italienische Feinkosthändler Olivia mit Außer-Haus-Verkauf noch die Stellung. Doch dann wird es ganz still. Die beiden Geschäftsfrauen befürchten, dass bald in einigen Geschäften die Lichter ganz ausgehen werden.

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