„Die Handtasche des Mannes“Kölner bloggt erfolgreich über Uhren

Lesezeit 3 Minuten
Uhrenblogger

Der Kölner Uhren-Blogger Danar Widanarto (hier mit einer Ausstellerin aus Italien) hat einen Mantel mit 25 Uhren dekoriert. 

Köln – Es waren die grauen Mäntel im noch graueren deutschen Winter, die Danar Widanarto zuallererst auffielen, als er aus dem eher farbenfrohen Indonesien nach Köln zog. „Sind wir hier auf einer Beerdigung?“, fragte er sich damals.

Jetzt, 17 Jahre später, eingebürgert und weitgehend mit dem kölschen Liedgut vertraut, steht er an drei Tagen auf der größten Uhrenmesse der Welt in Basel, gehüllt in einen sandfarbenen Mantel, an den er rund 25 teure Markenuhren drapiert hat – und will so vor allem eines: Auffallen und gesehen werden. Ein Konzept, das den 36-Jährigen zur Internetbekanntheit gemacht hat.

Wir treffen Danar Widanarto in seiner Kölner Wohnung 

Widanarto, dunkelblaues Sakko, bunte Sneakers, noch buntere Socken und Uhr mit türkisblauem Band am Handgelenk, empfängt und in seiner Kölner Wohnung. Sein uhrbehängter Mantel hängt mittlerweile wieder an einem Kleiderbügel im Esszimmer, auf dem Tisch stapeln sich Visitenkarten, sein Handy vibriert im Sekundentakt.

Denn in der Uhrenbranche ist er mittlerweile ein gefragter Mann – nicht erst, seit er sich auf der Uhrenfachmesse „Baselworld“ mit Größen wie dem Breitling-Chef Georges Kern, Nomos-Gründer Roland Schwertner oder dem weltweit erfolgreichsten Uhrenblogger Anish Bhatt austauschte und dort vor allem wegen seines ungewöhnlichen Mantels die Blicke aller auf sich zog.

Mit mehr Farbe zum Erfolg 

Bei Instagram verfolgen 123 000 Menschen die Arbeit des Kölners – Tendenz steigend. Hier bloggt er über Mode und Lifestyle, aber vor allem über neueste Trends der Branche, über gerade erschienene Uhren, die eckig sind oder rund, dick oder dünn, auffällig oder schlicht – und mit einer Botschaft an seine Fans: Eine schöne Uhr muss nicht zwangsläufig sündhaft teuer sein.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Sondern man erkennt sie daran, dass sie sich jedem Outfit anpasst“, erklärt der Experte. Die Fotos, die er in sozialen Netzwerken und auf seiner Internetseite veröffentlicht, zeigen fast immer den Kölner selbst – natürlich mit Uhr und meist in schicken, vor allem aber möglichst bunten Outfits. „Ich will den Menschen sagen: Ihr könnt auch bunt aussehen, ihr dürft auffallen“, sagt er.

Blogger versteht Uhr als „Handtasche des Mannes“

Wer mit ihm spricht, merkt schnell, dass der Wunsch nach Aufmerksamkeit fast so etwas ist wie sein persönliches Mantra. Die erste Uhr schenkte ihm seine Großmutter als Kind. In dem Dorf auf Java, wo Widanarto aufwuchs, eigentlich etwas Besonderes. Doch sein älterer Bruder bekam von der Oma ausgerechnet dieselbe Uhr. „Das Geschenk war so halt nichts Besonderes mehr, die Uhr habe ich umgetauscht“, erzählt er.

2002 zog Widanarto nach Köln, studierte an der Cologne Business School. Da sei der Druck, mit einer teuren Uhr aufzufallen, allgegenwärtig gewesen. Heute ist die Uhr für ihn kein Statussymbol mehr – doch ohne Uhr am Handgelenk fühle er sich nackt. Schließlich sei sie die Handtasche des Mannes: „Es gibt drei Dinge, die ein Mann braucht: Gute Schuhe, Manschettenknöpfe und eine Armbanduhr. Alles andere – Häuser, Autos – kann ich mieten.“

Und auch in zunehmend digitalisierten Welt bleibe die analoge Uhr zeitlos. Beste Voraussetzungen also, sein Hobby vom Uhrenbloggen zum Beruf zu machen. „Das wäre schon ein Traum“, sagt Widanarto – noch arbeitet er in einem großen Kölner Hotel an der Messe. Doch der Erfolg im Internet gibt ihm recht.  

KStA abonnieren